Klaj, Johann: Lobrede der Teutschen Poeterey. Nürnberg, 1645.Bis daß er es erwürgt. Denn zu bequemen Zeiten Gejaget/ angestelt ein Freundgesintes streiten/ Jst zugelasner Krieg; die kühne Jägerhand Entzündet Blut und Muht/ schärfft Vrthel und Verstand. Wie liebt er nicht den Herrn/ dem keiner leichtlich gleichet/ Vnd/ wie man sonsten sagt/ nicht wol das Wasser reichet/ Der viel gelesen hat und list noch täglich viel/ Dem auch die schwerste Frag ein leichtbeliebtes Spiel. Laß sonsten alles seyn/ wodurch er möchte grünen/ Gedenk an jenes Buch der treflichen Rabbinen/ Das jüngst durch seine Gunst des Tages Liecht erblikt Vnd seines Namens Ruhm in alle Welt geschikt. Was Opitz aufgebracht/ pflegt er mit Lust zu lesen/ Das bey dem Teutschen Volck vom Anfang her gewesen/ Dann ihm nicht unbewust/ daß alles hier vergeht/ Nur ein Poetenfreund und ein Poet besteht. Ein ausgeputzter Reim und Kunstgebundne Schrifft Die sind des Todes Tod/ des Gifftes Gegengifft. Stirbt ein Poetenfreund/ bleibt der Poet nur leben/ So kan er mit dem Vers das Leben wieder geben. Der Rosen safft vertreibt der schwartzen Gallen Wust/ Ein Vers den Vnverstand und gibet Hertzenslust. Die Rosen stärcken auch das Haubt und schwache Glieder: Ein aufgeflamter Vers bringt Geist und Stärcke wieder. Wann jetzt die strenge Lufft streicht über Berg und Thal/ So steht der Rosenstrauch entblösset Blätter kahl: Die Rosen gelblichroht im kalten Jenner gläntzen/ Jhr bunter Rock der stralt im Hornung und im Lentzen/ Die Rose zeucht den Mund und Augen an sich hin/ Ein Vers die Rose selbst/ Hertz/ Muht und allen Sinn. Mein gib ihm diß Papyr/ und meinentwegen grüsse/ Sag/ daß ich seine Hand mit Teutscher Treue küsse; So sagte Vater Jaan/ und kam nicht mehr zu Liecht/ Jch sah dem Alten nach/ er warf mir ins Gesicht Den hartgebalten Schnee. Weil Jhr dann Künste liebet/ Nemt/ was im Neuen Jahr euch alte Liebe gibet. Bis daß er es erwuͤrgt. Denn zu bequemen Zeiten Gejaget/ angeſtelt ein Freundgeſintes ſtreiten/ Jſt zugelaſner Krieg; die kuͤhne Jaͤgerhand Entzuͤndet Blut und Muht/ ſchaͤrfft Vrthel und Verſtand. Wie liebt er nicht den Herꝛn/ dem keiner leichtlich gleichet/ Vnd/ wie man ſonſten ſagt/ nicht wol das Waſſer reichet/ Der viel geleſen hat und liſt noch taͤglich viel/ Dem auch die ſchwerſte Frag ein leichtbeliebtes Spiel. Laß ſonſten alles ſeyn/ wodurch er moͤchte gruͤnen/ Gedenk an jenes Buch der treflichen Rabbinen/ Das juͤngſt durch ſeine Gunſt des Tages Liecht erblikt Vnd ſeines Namens Ruhm in alle Welt geſchikt. Was Opitz aufgebracht/ pflegt er mit Luſt zu leſen/ Das bey dem Teutſchen Volck vom Anfang her geweſen/ Dann ihm nicht unbewuſt/ daß alles hier vergeht/ Nur ein Poetenfreund und ein Poet beſteht. Ein ausgeputzter Reim und Kunſtgebundne Schrifft Die ſind des Todes Tod/ des Gifftes Gegengifft. Stirbt ein Poetenfreund/ bleibt der Poet nur leben/ So kan er mit dem Vers das Leben wieder geben. Der Roſen ſafft vertreibt der ſchwartzen Gallen Wuſt/ Ein Vers den Vnverſtand und gibet Hertzensluſt. Die Roſen ſtaͤrcken auch das Haubt und ſchwache Glieder: Ein aufgeflamter Vers bringt Geiſt und Staͤrcke wieder. Wann jetzt die ſtrenge Lufft ſtreicht uͤber Berg und Thal/ So ſteht der Roſenſtrauch entbloͤſſet Blaͤtter kahl: Die Roſen gelblichroht im kalten Jenner glaͤntzen/ Jhr bunter Rock der ſtralt im Hornung und im Lentzen/ Die Roſe zeucht den Mund und Augen an ſich hin/ Ein Vers die Roſe ſelbſt/ Hertz/ Muht und allen Sinn. Mein gib ihm diß Papyr/ und meinentwegen gruͤſſe/ Sag/ daß ich ſeine Hand mit Teutſcher Treue kuͤſſe; So ſagte Vater Jaan/ und kam nicht mehr zu Liecht/ Jch ſah dem Alten nach/ er warf mir ins Geſicht Den hartgebalten Schnee. Weil Jhr dann Kuͤnſte liebet/ Nemt/ was im Neuen Jahr euch alte Liebe gibet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0011"/> <l>Bis daß er es erwuͤrgt. 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Bis daß er es erwuͤrgt. Denn zu bequemen Zeiten
Gejaget/ angeſtelt ein Freundgeſintes ſtreiten/
Jſt zugelaſner Krieg; die kuͤhne Jaͤgerhand
Entzuͤndet Blut und Muht/ ſchaͤrfft Vrthel und Verſtand.
Wie liebt er nicht den Herꝛn/ dem keiner leichtlich gleichet/
Vnd/ wie man ſonſten ſagt/ nicht wol das Waſſer reichet/
Der viel geleſen hat und liſt noch taͤglich viel/
Dem auch die ſchwerſte Frag ein leichtbeliebtes Spiel.
Laß ſonſten alles ſeyn/ wodurch er moͤchte gruͤnen/
Gedenk an jenes Buch der treflichen Rabbinen/
Das juͤngſt durch ſeine Gunſt des Tages Liecht erblikt
Vnd ſeines Namens Ruhm in alle Welt geſchikt.
Was Opitz aufgebracht/ pflegt er mit Luſt zu leſen/
Das bey dem Teutſchen Volck vom Anfang her geweſen/
Dann ihm nicht unbewuſt/ daß alles hier vergeht/
Nur ein Poetenfreund und ein Poet beſteht.
Ein ausgeputzter Reim und Kunſtgebundne Schrifft
Die ſind des Todes Tod/ des Gifftes Gegengifft.
Stirbt ein Poetenfreund/ bleibt der Poet nur leben/
So kan er mit dem Vers das Leben wieder geben.
Der Roſen ſafft vertreibt der ſchwartzen Gallen Wuſt/
Ein Vers den Vnverſtand und gibet Hertzensluſt.
Die Roſen ſtaͤrcken auch das Haubt und ſchwache Glieder:
Ein aufgeflamter Vers bringt Geiſt und Staͤrcke wieder.
Wann jetzt die ſtrenge Lufft ſtreicht uͤber Berg und Thal/
So ſteht der Roſenſtrauch entbloͤſſet Blaͤtter kahl:
Die Roſen gelblichroht im kalten Jenner glaͤntzen/
Jhr bunter Rock der ſtralt im Hornung und im Lentzen/
Die Roſe zeucht den Mund und Augen an ſich hin/
Ein Vers die Roſe ſelbſt/ Hertz/ Muht und allen Sinn.
Mein gib ihm diß Papyr/ und meinentwegen gruͤſſe/
Sag/ daß ich ſeine Hand mit Teutſcher Treue kuͤſſe;
So ſagte Vater Jaan/ und kam nicht mehr zu Liecht/
Jch ſah dem Alten nach/ er warf mir ins Geſicht
Den hartgebalten Schnee. Weil Jhr dann Kuͤnſte liebet/
Nemt/ was im Neuen Jahr euch alte Liebe gibet.
E. Wol Edl. Geſtr.
Dienſtergebener Knecht.
J. Klajus.
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Zitationshilfe: | Klaj, Johann: Lobrede der Teutschen Poeterey. Nürnberg, 1645, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klaj_lobrede_1645/11>, abgerufen am 10.02.2025. |