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Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810.

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Theobald.
Warum nicht?
Käthchen.
Der Graf, mein Herr, hat es mir verboten.
Theobald.
Er hat es dir verboten. Gut. Und was er dir ver-
boten hat, das darfst du nicht thun. Doch wie, wenn
ich hinginge und ihn bäte, daß er es erlaubte?
Käthchen.
Wie? Was sagst du?
Theobald.
Wenn ich ihn ersuchte, dir das Plätzgen, wo dir
so wohl ist, zu gönnen, und mir die Freiheit würde,
dich daselbst mit dem, was du zur Nothdurft brauchst,
freundlich auszustatten?
Käthchen.
Nein, mein lieber Vater.
Theobald.
Warum nicht?
Käthchen (beklemmt).
Das würdest du nicht thun; und wenn du es thä-
test, so würde es der Graf nicht erlauben; und wenn
der Graf es erlaubte, so würd' ich doch von seiner
Erlaubniß keinen Gebrauch machen.
Theobald.
Käthchen! Mein liebes Käthchen! Ich will es
Theobald.
Warum nicht?
Käthchen.
Der Graf, mein Herr, hat es mir verboten.
Theobald.
Er hat es dir verboten. Gut. Und was er dir ver-
boten hat, das darfſt du nicht thun. Doch wie, wenn
ich hinginge und ihn bäte, daß er es erlaubte?
Käthchen.
Wie? Was ſagſt du?
Theobald.
Wenn ich ihn erſuchte, dir das Plätzgen, wo dir
ſo wohl iſt, zu gönnen, und mir die Freiheit würde,
dich daſelbſt mit dem, was du zur Nothdurft brauchſt,
freundlich auszuſtatten?
Käthchen.
Nein, mein lieber Vater.
Theobald.
Warum nicht?
Käthchen (beklemmt).
Das würdeſt du nicht thun; und wenn du es thä-
teſt, ſo würde es der Graf nicht erlauben; und wenn
der Graf es erlaubte, ſo würd' ich doch von ſeiner
Erlaubniß keinen Gebrauch machen.
Theobald.
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[99/0105] Theobald. Warum nicht? Käthchen. Der Graf, mein Herr, hat es mir verboten. Theobald. Er hat es dir verboten. Gut. Und was er dir ver- boten hat, das darfſt du nicht thun. Doch wie, wenn ich hinginge und ihn bäte, daß er es erlaubte? Käthchen. Wie? Was ſagſt du? Theobald. Wenn ich ihn erſuchte, dir das Plätzgen, wo dir ſo wohl iſt, zu gönnen, und mir die Freiheit würde, dich daſelbſt mit dem, was du zur Nothdurft brauchſt, freundlich auszuſtatten? Käthchen. Nein, mein lieber Vater. Theobald. Warum nicht? Käthchen (beklemmt). Das würdeſt du nicht thun; und wenn du es thä- teſt, ſo würde es der Graf nicht erlauben; und wenn der Graf es erlaubte, ſo würd' ich doch von ſeiner Erlaubniß keinen Gebrauch machen. Theobald. Käthchen! Mein liebes Käthchen! Ich will es

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Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_kaethchen_1810/105>, abgerufen am 07.05.2024.