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Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811.

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Frau Marthe.
Ja! --
Drauf ist's, als ob in so gerechtem Zorn,
Mir noch zehn Arme wüchsen, jeglichen
Fühl' ich mir wie ein Geier ausgerüstet.
Ihn stell' ich dort zu Rede, was er hier
In später Nacht zu suchen, mir die Krüge
Des Hauses tobend einzuschlagen habe:
Und er, zur Antwort giebt er mir, jetzt rathet?
Der Unverschämte! Der Hallunke, der!
Aufs Rad will ich ihn sehen, oder mich
Nicht mehr geduldig auf den Rücken legen:
Er spricht, es hab' ein Anderer den Krug
Vom Sims' gestürzt -- ein Anderer, ich bitt' euch,
Der vor ihm aus der Kammer nur entwichen;
-- Und überhäuft mit Schimpf mir da das Mädchen.
Adam.
O! faule Fische -- Hierauf?
Frau Marthe.
Auf dies Wort
Seh' ich das Mädchen fragend an; die steht
Gleich einer Leiche da, ich sage: Eve! --
Sie setzt sich; ist's ein Anderer gewesen,
Frag' ich? Und Joseph und Marie, ruft sie,
Was denkt ihr Mutter auch? -- So sprich! Wer
war's?
Frau Marthe.
Ja! —
Drauf iſt’s, als ob in ſo gerechtem Zorn,
Mir noch zehn Arme wuͤchſen, jeglichen
Fuͤhl’ ich mir wie ein Geier ausgeruͤſtet.
Ihn ſtell’ ich dort zu Rede, was er hier
In ſpaͤter Nacht zu ſuchen, mir die Kruͤge
Des Hauſes tobend einzuſchlagen habe:
Und er, zur Antwort giebt er mir, jetzt rathet?
Der Unverſchaͤmte! Der Hallunke, der!
Aufs Rad will ich ihn ſehen, oder mich
Nicht mehr geduldig auf den Ruͤcken legen:
Er ſpricht, es hab’ ein Anderer den Krug
Vom Simſ’ geſtuͤrzt — ein Anderer, ich bitt’ euch,
Der vor ihm aus der Kammer nur entwichen;
— Und uͤberhaͤuft mit Schimpf mir da das Maͤdchen.
Adam.
O! faule Fiſche — Hierauf?
Frau Marthe.
Auf dies Wort
Seh’ ich das Maͤdchen fragend an; die ſteht
Gleich einer Leiche da, ich ſage: Eve! —
Sie ſetzt ſich; iſt’s ein Anderer geweſen,
Frag’ ich? Und Joſeph und Marie, ruft ſie,
Was denkt ihr Mutter auch? — So ſprich! Wer
war’s?
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[61/0067] Frau Marthe. Ja! — Drauf iſt’s, als ob in ſo gerechtem Zorn, Mir noch zehn Arme wuͤchſen, jeglichen Fuͤhl’ ich mir wie ein Geier ausgeruͤſtet. Ihn ſtell’ ich dort zu Rede, was er hier In ſpaͤter Nacht zu ſuchen, mir die Kruͤge Des Hauſes tobend einzuſchlagen habe: Und er, zur Antwort giebt er mir, jetzt rathet? Der Unverſchaͤmte! Der Hallunke, der! Aufs Rad will ich ihn ſehen, oder mich Nicht mehr geduldig auf den Ruͤcken legen: Er ſpricht, es hab’ ein Anderer den Krug Vom Simſ’ geſtuͤrzt — ein Anderer, ich bitt’ euch, Der vor ihm aus der Kammer nur entwichen; — Und uͤberhaͤuft mit Schimpf mir da das Maͤdchen. Adam. O! faule Fiſche — Hierauf? Frau Marthe. Auf dies Wort Seh’ ich das Maͤdchen fragend an; die ſteht Gleich einer Leiche da, ich ſage: Eve! — Sie ſetzt ſich; iſt’s ein Anderer geweſen, Frag’ ich? Und Joſeph und Marie, ruft ſie, Was denkt ihr Mutter auch? — So ſprich! Wer war’s?

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Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/67>, abgerufen am 02.05.2024.