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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
men Stand begeben müssen/ bloß den Göttern
danckende/ daß mir das Leben und dieser Auff-
und Unterhalt zur Beute gelassen worden: so kun-
te er sich leicht die Rechnung machen/ sein Name
würde allen Peguanern ein Haß/ und seine Per-
son ein Fluch seyn. Uber solche vergällte Gemü-
ther aber glücklich zu herrschen/ hielte er vor rath-
sam/ durch eine und andere Wolthat die abge-
wendeten Hertzen sich wiederum zuzuneigen:
Weßwegen er dann zuförderst allenthalben/ ob
sich gleich niemand einiges Verbrechens schuldig
wuste/ eine allgemeine Verzeihung ausruffen ließ.
Uber das beruffte er die Söhne der entleibten und
verstossenen Väter nach Hofe/ theilte die vor-
nehmsten Ehren-Aemmter unter sie aus/ und stel-
lete sich gegen iedweden dermassen freundlich an/
als ob er niemals einig Wasser betrübet hätte.
Auff solche Art nun ist auch mein Sohn zu dieser
hohen Ehre gelanget/ daß er Ober-Hoffmeister
über das Käyserliche Frauen-Zimmer geworden
ist. Und/ O wolten die Götter! die Princeßin
Banise wäre unter seiner Hand/ sie würde bald
ihren Printzen küssen/ und solte noch einmal so
viel Blut vergossen werden. Ach schmertzliches
Erinnern! rieff Balacin/ Jammer-volles An-
dencken! treuester Ponnedro/ lebet Banise? oder
heisset mich ihr Tod sterben? Nicht sterben/ gnä-
digster Herr! antwortete Ponnedro/ sondern
rächen. Denn - - - Weh mir! fiel ihm der
Printz in die Rede/ Banise ist todt. So machet

denn

Der Aſiatiſchen Baniſe.
men Stand begeben muͤſſen/ bloß den Goͤttern
danckende/ daß mir das Leben und dieſer Auff-
und Unterhalt zur Beute gelaſſen worden: ſo kun-
te er ſich leicht die Rechnung machen/ ſein Name
wuͤrde allen Peguanern ein Haß/ und ſeine Per-
ſon ein Fluch ſeyn. Uber ſolche vergaͤllte Gemuͤ-
ther aber gluͤcklich zu herrſchen/ hielte er vor rath-
ſam/ durch eine und andere Wolthat die abge-
wendeten Hertzen ſich wiederum zuzuneigen:
Weßwegen er dann zufoͤrderſt allenthalben/ ob
ſich gleich niemand einiges Verbrechens ſchuldig
wuſte/ eine allgemeine Verzeihung ausruffen ließ.
Uber das beruffte er die Soͤhne der entleibten und
verſtoſſenen Vaͤter nach Hofe/ theilte die vor-
nehmſten Ehren-Aemmter unter ſie aus/ und ſtel-
lete ſich gegen iedweden dermaſſen freundlich an/
als ob er niemals einig Waſſer betruͤbet haͤtte.
Auff ſolche Art nun iſt auch mein Sohn zu dieſer
hohen Ehre gelanget/ daß er Ober-Hoffmeiſter
uͤber das Kaͤyſerliche Frauen-Zimmer geworden
iſt. Und/ O wolten die Goͤtter! die Princeßin
Baniſe waͤre unter ſeiner Hand/ ſie wuͤrde bald
ihren Printzen kuͤſſen/ und ſolte noch einmal ſo
viel Blut vergoſſen werden. Ach ſchmertzliches
Erinnern! rieff Balacin/ Jammer-volles An-
dencken! treueſter Ponnedro/ lebet Baniſe? oder
heiſſet mich ihr Tod ſterben? Nicht ſterben/ gnaͤ-
digſter Herr! antwortete Ponnedro/ ſondern
raͤchen. Denn ‒ ‒ ‒ Weh mir! fiel ihm der
Printz in die Rede/ Baniſe iſt todt. So machet

denn
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[26/0046] Der Aſiatiſchen Baniſe. men Stand begeben muͤſſen/ bloß den Goͤttern danckende/ daß mir das Leben und dieſer Auff- und Unterhalt zur Beute gelaſſen worden: ſo kun- te er ſich leicht die Rechnung machen/ ſein Name wuͤrde allen Peguanern ein Haß/ und ſeine Per- ſon ein Fluch ſeyn. Uber ſolche vergaͤllte Gemuͤ- ther aber gluͤcklich zu herrſchen/ hielte er vor rath- ſam/ durch eine und andere Wolthat die abge- wendeten Hertzen ſich wiederum zuzuneigen: Weßwegen er dann zufoͤrderſt allenthalben/ ob ſich gleich niemand einiges Verbrechens ſchuldig wuſte/ eine allgemeine Verzeihung ausruffen ließ. Uber das beruffte er die Soͤhne der entleibten und verſtoſſenen Vaͤter nach Hofe/ theilte die vor- nehmſten Ehren-Aemmter unter ſie aus/ und ſtel- lete ſich gegen iedweden dermaſſen freundlich an/ als ob er niemals einig Waſſer betruͤbet haͤtte. Auff ſolche Art nun iſt auch mein Sohn zu dieſer hohen Ehre gelanget/ daß er Ober-Hoffmeiſter uͤber das Kaͤyſerliche Frauen-Zimmer geworden iſt. Und/ O wolten die Goͤtter! die Princeßin Baniſe waͤre unter ſeiner Hand/ ſie wuͤrde bald ihren Printzen kuͤſſen/ und ſolte noch einmal ſo viel Blut vergoſſen werden. Ach ſchmertzliches Erinnern! rieff Balacin/ Jammer-volles An- dencken! treueſter Ponnedro/ lebet Baniſe? oder heiſſet mich ihr Tod ſterben? Nicht ſterben/ gnaͤ- digſter Herr! antwortete Ponnedro/ ſondern raͤchen. Denn ‒ ‒ ‒ Weh mir! fiel ihm der Printz in die Rede/ Baniſe iſt todt. So machet denn

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/46>, abgerufen am 05.05.2024.