Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.

Bild:
<< vorherige Seite
Zwanzigster Gesang.
Wie die Freude, wie die Wonne, wie des Triumphs
Jnniges, jauchzendes, heiliges Lied
Nachhallen? wie den Preis
Der Vollendeten am Thron?
Wenn ihr alle nun, ihr Schaaren, zu dem Genuß
Alle zur Herlichkeit euch von des Grabs
Nachtpfade zu dem Schaun
Des Allseligen erhebt!
Jesus Christus beherschte sein Volk von Abrahams Ruf an,
Bis zu dem Tage, da er in der Hütte Bethlehems weinte.
Und die Wunder des Göttlichen unter dem Volke der Gnade
Und des Gerichts besangen die Chöre des frohen Triumphheers.
Feuriger schwung sich ihr Psalm. Mit der schnellen Wahl der Entzückung
Eilten von Wunder zu Wunder sie fort. Wie ein schimmerndes Chor flog,
Unter dem Silbergetöne der Saiten, so sangs zu dem andern
Hellen Chore, das kaum der Begeistrung Jubel zurükhielt.
Todesengel erhuben die ernste Stimme, sie sangen:
Meer! du standst, Gott gebots! Tagwolke,
Nachtwolke schwebt' hinten nach dem Heer
Des Gesezvolks. Gott erschrekt' und traf
Pharao's Roß und Mann von der Wolke!
Schwiegen, allein noch erscholl die Posaune. Mirjam vernahm sie.
Vor dem Reihntanz trat ich einher Amrama's
Tochter, und pries: Meer ward, Wüter, euch Grab!
Jn mächtiger Woge versank,
Jn dem Schilfmeer, wie das Bley sinkt,
Der
L 5
Zwanzigſter Geſang.
Wie die Freude, wie die Wonne, wie des Triumphs
Jnniges, jauchzendes, heiliges Lied
Nachhallen? wie den Preis
Der Vollendeten am Thron?
Wenn ihr alle nun, ihr Schaaren, zu dem Genuß
Alle zur Herlichkeit euch von des Grabs
Nachtpfade zu dem Schaun
Des Allſeligen erhebt!
Jeſus Chriſtus beherſchte ſein Volk von Abrahams Ruf an,
Bis zu dem Tage, da er in der Huͤtte Bethlehems weinte.
Und die Wunder des Goͤttlichen unter dem Volke der Gnade
Und des Gerichts beſangen die Choͤre des frohen Triumphheers.
Feuriger ſchwung ſich ihr Pſalm. Mit der ſchnellen Wahl der Entzuͤckung
Eilten von Wunder zu Wunder ſie fort. Wie ein ſchimmerndes Chor flog,
Unter dem Silbergetoͤne der Saiten, ſo ſangs zu dem andern
Hellen Chore, das kaum der Begeiſtrung Jubel zuruͤkhielt.
Todesengel erhuben die ernſte Stimme, ſie ſangen:
Meer! du ſtandſt, Gott gebots! Tagwolke,
Nachtwolke ſchwebt’ hinten nach dem Heer
Des Geſezvolks. Gott erſchrekt’ und traf
Pharao’s Roß und Mann von der Wolke!
Schwiegen, allein noch erſcholl die Poſaune. Mirjam vernahm ſie.
Vor dem Reihntanz trat ich einher Amrama’s
Tochter, und pries: Meer ward, Wuͤter, euch Grab!
Jn maͤchtiger Woge verſank,
Jn dem Schilfmeer, wie das Bley ſinkt,
Der
L 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0169" n="169"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zwanzig&#x017F;ter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="43">
              <l>Wie die Freude, wie die Wonne, wie des Triumphs</l><lb/>
              <l>Jnniges, jauchzendes, heiliges Lied</l><lb/>
              <l>Nachhallen? wie den Preis</l><lb/>
              <l>Der Vollendeten am Thron?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="44">
              <l>Wenn ihr alle nun, ihr Schaaren, zu dem Genuß</l><lb/>
              <l>Alle zur Herlichkeit euch von des Grabs</l><lb/>
              <l>Nachtpfade zu dem Schaun</l><lb/>
              <l>Des All&#x017F;eligen erhebt!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="45">
              <l>Je&#x017F;us Chri&#x017F;tus beher&#x017F;chte &#x017F;ein Volk von Abrahams Ruf an,</l><lb/>
              <l>Bis zu dem Tage, da er in der Hu&#x0364;tte Bethlehems weinte.</l><lb/>
              <l>Und die Wunder des Go&#x0364;ttlichen unter dem Volke der Gnade</l><lb/>
              <l>Und des Gerichts be&#x017F;angen die Cho&#x0364;re des frohen Triumphheers.</l><lb/>
              <l>Feuriger &#x017F;chwung &#x017F;ich ihr P&#x017F;alm. Mit der &#x017F;chnellen Wahl der Entzu&#x0364;ckung</l><lb/>
              <l>Eilten von Wunder zu Wunder &#x017F;ie fort. Wie ein &#x017F;chimmerndes Chor flog,</l><lb/>
              <l>Unter dem Silbergeto&#x0364;ne der Saiten, &#x017F;o &#x017F;angs zu dem andern</l><lb/>
              <l>Hellen Chore, das kaum der Begei&#x017F;trung Jubel zuru&#x0364;khielt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="46">
              <l>Todesengel erhuben die ern&#x017F;te Stimme, &#x017F;ie &#x017F;angen:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="47">
              <l>Meer! du &#x017F;tand&#x017F;t, Gott gebots! Tagwolke,</l><lb/>
              <l>Nachtwolke &#x017F;chwebt&#x2019; hinten nach dem Heer</l><lb/>
              <l>Des Ge&#x017F;ezvolks. Gott er&#x017F;chrekt&#x2019; und traf</l><lb/>
              <l>Pharao&#x2019;s Roß und Mann von der Wolke!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="48">
              <l>Schwiegen, allein noch er&#x017F;choll die Po&#x017F;aune. Mirjam vernahm &#x017F;ie.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="49">
              <l>Vor dem Reihntanz trat ich einher Amrama&#x2019;s</l><lb/>
              <l>Tochter, und pries: Meer ward, Wu&#x0364;ter, euch Grab!</l><lb/>
              <l>Jn ma&#x0364;chtiger Woge ver&#x017F;ank,</l><lb/>
              <l>Jn dem Schilfmeer, wie das Bley &#x017F;inkt,</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">L 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0169] Zwanzigſter Geſang. Wie die Freude, wie die Wonne, wie des Triumphs Jnniges, jauchzendes, heiliges Lied Nachhallen? wie den Preis Der Vollendeten am Thron? Wenn ihr alle nun, ihr Schaaren, zu dem Genuß Alle zur Herlichkeit euch von des Grabs Nachtpfade zu dem Schaun Des Allſeligen erhebt! Jeſus Chriſtus beherſchte ſein Volk von Abrahams Ruf an, Bis zu dem Tage, da er in der Huͤtte Bethlehems weinte. Und die Wunder des Goͤttlichen unter dem Volke der Gnade Und des Gerichts beſangen die Choͤre des frohen Triumphheers. Feuriger ſchwung ſich ihr Pſalm. Mit der ſchnellen Wahl der Entzuͤckung Eilten von Wunder zu Wunder ſie fort. Wie ein ſchimmerndes Chor flog, Unter dem Silbergetoͤne der Saiten, ſo ſangs zu dem andern Hellen Chore, das kaum der Begeiſtrung Jubel zuruͤkhielt. Todesengel erhuben die ernſte Stimme, ſie ſangen: Meer! du ſtandſt, Gott gebots! Tagwolke, Nachtwolke ſchwebt’ hinten nach dem Heer Des Geſezvolks. Gott erſchrekt’ und traf Pharao’s Roß und Mann von der Wolke! Schwiegen, allein noch erſcholl die Poſaune. Mirjam vernahm ſie. Vor dem Reihntanz trat ich einher Amrama’s Tochter, und pries: Meer ward, Wuͤter, euch Grab! Jn maͤchtiger Woge verſank, Jn dem Schilfmeer, wie das Bley ſinkt, Der L 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/169
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/169>, abgerufen am 29.04.2024.