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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.

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Der Messias.
Und du schweigst, der Cherubim sah vor Gott stehn
Ernst, unenthüllt, Flügel hüllten uns ein!
Der Tempel erbebte vom Psalm
Der Erhobnen zu des Herrn Thron!
Jch verstumte, da ich euch sah vor Gott stehn
Ernst, unenthüllt, Flügel hüllten euch ein!
Der Tempel erbebte vom Psalm
Der Erhobnen zu des Herrn Thron!
Und ihr riefet: Heilig ist Er! ach, heilig,
Heilig ist Er! Zahllos sind, die den Herrn
Anbeten! Es schallet sein Ruhm
An des Throns Höh, und im Staube!
Jezo schwieg er, vertieft in Gedanken vom Weltbeherscher.
Aber nicht lange, so winkt' er Posaunen. Die tönten zum Liede:
Die hohe Jungfrau Sion verachtet dich,
Und spottet dein! Die Tochter Jerusalem
Schüttelt ihr Haupt dir nach!
Wen, wen höhntest, und lästertest du?
O wider wen kam, Stolzer, dein Laut empor?
Dein Aug' erhubst du wider den Heiligen
Jsraels! hast du nicht
Gott Jehovah gehöhnt, und gesagt:
Jch bin gestiegen über die Berg' herauf
Mit meiner Wagen Menge! des Libanon
Seiten, des Libanon
Cedern haut' ich und Tannen herab!
Gekom-
Der Meſſias.
Und du ſchweigſt, der Cherubim ſah vor Gott ſtehn
Ernſt, unenthuͤllt, Fluͤgel huͤllten uns ein!
Der Tempel erbebte vom Pſalm
Der Erhobnen zu des Herrn Thron!
Jch verſtumte, da ich euch ſah vor Gott ſtehn
Ernſt, unenthuͤllt, Fluͤgel huͤllten euch ein!
Der Tempel erbebte vom Pſalm
Der Erhobnen zu des Herrn Thron!
Und ihr riefet: Heilig iſt Er! ach, heilig,
Heilig iſt Er! Zahllos ſind, die den Herrn
Anbeten! Es ſchallet ſein Ruhm
An des Throns Hoͤh, und im Staube!
Jezo ſchwieg er, vertieft in Gedanken vom Weltbeherſcher.
Aber nicht lange, ſo winkt’ er Poſaunen. Die toͤnten zum Liede:
Die hohe Jungfrau Sion verachtet dich,
Und ſpottet dein! Die Tochter Jeruſalem
Schuͤttelt ihr Haupt dir nach!
Wen, wen hoͤhnteſt, und laͤſterteſt du?
O wider wen kam, Stolzer, dein Laut empor?
Dein Aug’ erhubſt du wider den Heiligen
Jſraels! haſt du nicht
Gott Jehovah gehoͤhnt, und geſagt:
Jch bin geſtiegen uͤber die Berg’ herauf
Mit meiner Wagen Menge! des Libanon
Seiten, des Libanon
Cedern haut’ ich und Tannen herab!
Gekom-
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[172/0172] Der Meſſias. Und du ſchweigſt, der Cherubim ſah vor Gott ſtehn Ernſt, unenthuͤllt, Fluͤgel huͤllten uns ein! Der Tempel erbebte vom Pſalm Der Erhobnen zu des Herrn Thron! Jch verſtumte, da ich euch ſah vor Gott ſtehn Ernſt, unenthuͤllt, Fluͤgel huͤllten euch ein! Der Tempel erbebte vom Pſalm Der Erhobnen zu des Herrn Thron! Und ihr riefet: Heilig iſt Er! ach, heilig, Heilig iſt Er! Zahllos ſind, die den Herrn Anbeten! Es ſchallet ſein Ruhm An des Throns Hoͤh, und im Staube! Jezo ſchwieg er, vertieft in Gedanken vom Weltbeherſcher. Aber nicht lange, ſo winkt’ er Poſaunen. Die toͤnten zum Liede: Die hohe Jungfrau Sion verachtet dich, Und ſpottet dein! Die Tochter Jeruſalem Schuͤttelt ihr Haupt dir nach! Wen, wen hoͤhnteſt, und laͤſterteſt du? O wider wen kam, Stolzer, dein Laut empor? Dein Aug’ erhubſt du wider den Heiligen Jſraels! haſt du nicht Gott Jehovah gehoͤhnt, und geſagt: Jch bin geſtiegen uͤber die Berg’ herauf Mit meiner Wagen Menge! des Libanon Seiten, des Libanon Cedern haut’ ich und Tannen herab! Gekom-

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/172>, abgerufen am 29.04.2024.