Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.

Bild:
<< vorherige Seite
Zwanzigster Gesang.
Und ein höheres Chor begann, von Wonne begeistert,
Durch die goldenen Harfen herunter zu rauschen; sie sangen:
O der Aussaat, welche du, ewiger Sohn!
Dir in Smyrna sätest! o sie halten aus
Jm Gefängniß, und geschmäht! Sie duldens gern,
Sind getreu bis an den Tod, Kronen zu empfahn!
Wehmutsstimmen erschollen. So sangen Chöre der Menschen:
Pergamon, du hieltest an Jhm in den Tagen
Jenes Triumphs, da Antipas in sein Blut sank!
Zeugend sank er! O ruft Antipas
Namen, Unsterbliche, laut!
Aber du hast, Pergamon, auch, die wie Balak
Aergern. Es labt, wer gesiegt hat, das verborgne
Manna diesen allein! nur er hört
Zeugen die Himmel von sich!
Wehmutsstimmen erschollen. So sangen Chöre der Engel:
Siehe, du glaubst, duldest, und liebst, Thyatira!
Aber du hast, Thyatira, die Prophetin,
Hast die Täuscherin auch! Dein Richter
Forschet hinab in das Herz!
Welchen er rein sahe der Sohn, den erhebt er,
Sezet ihn hoch, daß den Weltkreis er behersche!
Giebt den eisernen Stab der Macht, giebt
Stralen der Stern' ihm ums Haupt.
Stille
Zwanzigſter Geſang.
Und ein hoͤheres Chor begann, von Wonne begeiſtert,
Durch die goldenen Harfen herunter zu rauſchen; ſie ſangen:
O der Auſſaat, welche du, ewiger Sohn!
Dir in Smyrna ſaͤteſt! o ſie halten aus
Jm Gefaͤngniß, und geſchmaͤht! Sie duldens gern,
Sind getreu bis an den Tod, Kronen zu empfahn!
Wehmutsſtimmen erſchollen. So ſangen Choͤre der Menſchen:
Pergamon, du hielteſt an Jhm in den Tagen
Jenes Triumphs, da Antipas in ſein Blut ſank!
Zeugend ſank er! O ruft Antipas
Namen, Unſterbliche, laut!
Aber du haſt, Pergamon, auch, die wie Balak
Aergern. Es labt, wer geſiegt hat, das verborgne
Manna dieſen allein! nur er hoͤrt
Zeugen die Himmel von ſich!
Wehmutsſtimmen erſchollen. So ſangen Choͤre der Engel:
Siehe, du glaubſt, duldeſt, und liebſt, Thyatira!
Aber du haſt, Thyatira, die Prophetin,
Haſt die Taͤuſcherin auch! Dein Richter
Forſchet hinab in das Herz!
Welchen er rein ſahe der Sohn, den erhebt er,
Sezet ihn hoch, daß den Weltkreis er beherſche!
Giebt den eiſernen Stab der Macht, giebt
Stralen der Stern’ ihm ums Haupt.
Stille
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0191" n="191"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zwanzig&#x017F;ter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="169">
              <l>Und ein ho&#x0364;heres Chor begann, von Wonne begei&#x017F;tert,</l><lb/>
              <l>Durch die goldenen Harfen herunter zu rau&#x017F;chen; &#x017F;ie &#x017F;angen:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="170">
              <l>O der Au&#x017F;&#x017F;aat, welche du, ewiger Sohn!</l><lb/>
              <l>Dir in Smyrna &#x017F;a&#x0364;te&#x017F;t! o &#x017F;ie halten aus</l><lb/>
              <l>Jm Gefa&#x0364;ngniß, und ge&#x017F;chma&#x0364;ht! Sie duldens gern,</l><lb/>
              <l>Sind getreu bis an den Tod, Kronen zu empfahn!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="171">
              <l>Wehmuts&#x017F;timmen er&#x017F;chollen. So &#x017F;angen Cho&#x0364;re der Men&#x017F;chen:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="172">
              <l>Pergamon, du hielte&#x017F;t an Jhm in den Tagen</l><lb/>
              <l>Jenes Triumphs, da Antipas in &#x017F;ein Blut &#x017F;ank!</l><lb/>
              <l>Zeugend &#x017F;ank er! O ruft Antipas</l><lb/>
              <l>Namen, Un&#x017F;terbliche, laut!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="173">
              <l>Aber du ha&#x017F;t, Pergamon, auch, die wie Balak</l><lb/>
              <l>Aergern. Es labt, wer ge&#x017F;iegt hat, das verborgne</l><lb/>
              <l>Manna die&#x017F;en allein! nur er ho&#x0364;rt</l><lb/>
              <l>Zeugen die Himmel von &#x017F;ich!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="174">
              <l>Wehmuts&#x017F;timmen er&#x017F;chollen. So &#x017F;angen Cho&#x0364;re der Engel:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="175">
              <l>Siehe, du glaub&#x017F;t, dulde&#x017F;t, und lieb&#x017F;t, Thyatira!</l><lb/>
              <l>Aber du ha&#x017F;t, Thyatira, die Prophetin,</l><lb/>
              <l>Ha&#x017F;t die Ta&#x0364;u&#x017F;cherin auch! Dein Richter</l><lb/>
              <l>For&#x017F;chet hinab in das Herz!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="176">
              <l>Welchen er rein &#x017F;ahe der Sohn, den erhebt er,</l><lb/>
              <l>Sezet ihn hoch, daß den Weltkreis er beher&#x017F;che!</l><lb/>
              <l>Giebt den ei&#x017F;ernen Stab der Macht, giebt</l><lb/>
              <l>Stralen der Stern&#x2019; ihm ums Haupt.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Stille</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0191] Zwanzigſter Geſang. Und ein hoͤheres Chor begann, von Wonne begeiſtert, Durch die goldenen Harfen herunter zu rauſchen; ſie ſangen: O der Auſſaat, welche du, ewiger Sohn! Dir in Smyrna ſaͤteſt! o ſie halten aus Jm Gefaͤngniß, und geſchmaͤht! Sie duldens gern, Sind getreu bis an den Tod, Kronen zu empfahn! Wehmutsſtimmen erſchollen. So ſangen Choͤre der Menſchen: Pergamon, du hielteſt an Jhm in den Tagen Jenes Triumphs, da Antipas in ſein Blut ſank! Zeugend ſank er! O ruft Antipas Namen, Unſterbliche, laut! Aber du haſt, Pergamon, auch, die wie Balak Aergern. Es labt, wer geſiegt hat, das verborgne Manna dieſen allein! nur er hoͤrt Zeugen die Himmel von ſich! Wehmutsſtimmen erſchollen. So ſangen Choͤre der Engel: Siehe, du glaubſt, duldeſt, und liebſt, Thyatira! Aber du haſt, Thyatira, die Prophetin, Haſt die Taͤuſcherin auch! Dein Richter Forſchet hinab in das Herz! Welchen er rein ſahe der Sohn, den erhebt er, Sezet ihn hoch, daß den Weltkreis er beherſche! Giebt den eiſernen Stab der Macht, giebt Stralen der Stern’ ihm ums Haupt. Stille

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/191
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/191>, abgerufen am 29.04.2024.