Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 2. Stuttgart, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Cap. Recht der Neutralität.
Caper dienen c), sondern auch jede willkühr-
liche d) Zulassung, dass einer e) der krieg-
führenden Theile zu dem Zweck der Feind-
seligkeiten unmittelbaren Gebrauch von seinem
Land- und Seegebiet mache f). In dem Fall
einer solchen Verletzung der Neutralität, wäre
der andere kriegführende Theil berechtigt, so-
wohl zu Selbsthülfe gegen den neutralen Staat,
als auch zu Verfolgung des in dem neutralen
Gebiet Schutz und Unterstützung findenden Fein-
des. Bei unvollständiger Neutralität (§. 281),
darf der neutrale Staat die vor dem Krieg einer
der kriegführenden Mächte versprochene Kriegs-
hülfe nicht über die vertragmäsigen Grenzen er-
strecken. Ausserdem macht er sich des Rech-
tes der beschränkten Anerkennung seiner Neu-
tralität verlustig g).

a) Schmidlin diss. cit. §. 7. 8. 29. 30. Moser's Versuch, X. 1.
213 ff. -- Worte der Weisheit, in der dänischen Antwort
an Grossbritannien, v. 1793, in de Martens recueil, V.
246 f.
b) Schmidlin diss. cit. §. 15.--27.
c) Welches in den NeutralitätsGesetzen meist ausdrücklich ver-
boten wird. Vergl. §. 280, Note b.
d) Dieses ist nicht der Fall, bei einer unvollständigen Neu-
tralität, welche auf frühere Verträge mit einem der krieg-
führenden Staaten sich gründet (§. 281). Auch nicht, wenn
einer der kriegführenden Theile, durch Ausübung des Noth-
rechtes, Gebrauch gemacht hätte von dem neutralen Ge-
biet.
e) Anders, wenn der neutrale Staat beiden kriegführenden Thei-
len gleichen Gebrauch von seinem Gebiet gestattet, z. B. den
Durchmarsch. Galiani a. a. O. B. I. Cap. 8. §. 4--6.
Klüber's Europ. Völkerr. II. 30

II. Cap. Recht der Neutralität.
Caper dienen c), sondern auch jede willkühr-
liche d) Zulassung, daſs einer e) der krieg-
führenden Theile zu dem Zweck der Feind-
seligkeiten unmittelbaren Gebrauch von seinem
Land- und Seegebiet mache f). In dem Fall
einer solchen Verletzung der Neutralität, wäre
der andere kriegführende Theil berechtigt, so-
wohl zu Selbsthülfe gegen den neutralen Staat,
als auch zu Verfolgung des in dem neutralen
Gebiet Schutz und Unterstützung findenden Fein-
des. Bei unvollständiger Neutralität (§. 281),
darf der neutrale Staat die vor dem Krieg einer
der kriegführenden Mächte versprochene Kriegs-
hülfe nicht über die vertragmäsigen Grenzen er-
strecken. Ausserdem macht er sich des Rech-
tes der beschränkten Anerkennung seiner Neu-
tralität verlustig g).

a) Schmidlin diss. cit. §. 7. 8. 29. 30. Moser’s Versuch, X. 1.
213 ff. — Worte der Weisheit, in der dänischen Antwort
an Groſsbritannien, v. 1793, in de Martens recueil, V.
246 f.
b) Schmidlin diss. cit. §. 15.—27.
c) Welches in den NeutralitätsGesetzen meist ausdrücklich ver-
boten wird. Vergl. §. 280, Note b.
d) Dieses ist nicht der Fall, bei einer unvollständigen Neu-
tralität, welche auf frühere Verträge mit einem der krieg-
führenden Staaten sich gründet (§. 281). Auch nicht, wenn
einer der kriegführenden Theile, durch Ausübung des Noth-
rechtes, Gebrauch gemacht hätte von dem neutralen Ge-
biet.
e) Anders, wenn der neutrale Staat beiden kriegführenden Thei-
len gleichen Gebrauch von seinem Gebiet gestattet, z. B. den
Durchmarsch. Galiani a. a. O. B. I. Cap. 8. §. 4—6.
Klüber’s Europ. Völkerr. II. 30
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0087" n="455"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Cap. Recht der Neutralität.</hi></fw><lb/>
Caper dienen <hi rendition="#i">c</hi>), sondern auch jede willkühr-<lb/>
liche <hi rendition="#i">d</hi>) Zulassung, da&#x017F;s einer <hi rendition="#i">e</hi>) der krieg-<lb/>
führenden Theile zu dem Zweck der Feind-<lb/>
seligkeiten unmittelbaren Gebrauch von seinem<lb/>
Land- und Seegebiet mache <hi rendition="#i">f</hi>). In dem Fall<lb/>
einer solchen Verletzung der Neutralität, wäre<lb/>
der andere kriegführende Theil berechtigt, so-<lb/>
wohl zu Selbsthülfe gegen den neutralen Staat,<lb/>
als auch zu Verfolgung des in dem neutralen<lb/>
Gebiet Schutz und Unterstützung findenden Fein-<lb/>
des. Bei unvollständiger Neutralität (§. 281),<lb/>
darf der neutrale Staat die vor dem Krieg einer<lb/>
der kriegführenden Mächte versprochene Kriegs-<lb/>
hülfe nicht über die vertragmäsigen Grenzen er-<lb/>
strecken. Ausserdem macht er sich des Rech-<lb/>
tes der beschränkten Anerkennung seiner Neu-<lb/>
tralität verlustig <hi rendition="#i">g</hi>).</p><lb/>
                <note place="end" n="a)"><hi rendition="#k">Schmidlin</hi> diss. cit. §. 7. 8. 29. 30. <hi rendition="#k">Moser</hi>&#x2019;s Versuch, X. 1.<lb/>
213 ff. &#x2014; Worte der Weisheit, in der dänischen Antwort<lb/>
an Gro&#x017F;sbritannien, v. 1793, in de <hi rendition="#k">Martens</hi> recueil, V.<lb/>
246 f.</note><lb/>
                <note place="end" n="b)"><hi rendition="#k">Schmidlin</hi> diss. cit. §. 15.&#x2014;27.</note><lb/>
                <note place="end" n="c)">Welches in den NeutralitätsGesetzen meist ausdrücklich ver-<lb/>
boten wird. Vergl. §. 280, Note b.</note><lb/>
                <note place="end" n="d)">Dieses ist nicht der Fall, bei einer <hi rendition="#i">unvollständigen</hi> Neu-<lb/>
tralität, welche auf frühere Verträge mit einem der krieg-<lb/>
führenden Staaten sich gründet (§. 281). Auch nicht, wenn<lb/>
einer der kriegführenden Theile, durch Ausübung des Noth-<lb/>
rechtes, Gebrauch gemacht hätte von dem neutralen Ge-<lb/>
biet.</note><lb/>
                <note place="end" n="e)">Anders, wenn der neutrale Staat <hi rendition="#i">beiden</hi> kriegführenden Thei-<lb/>
len gleichen Gebrauch von seinem Gebiet gestattet, z. B. den<lb/>
Durchmarsch. <hi rendition="#k">Galiani</hi> a. a. O. B. I. Cap. 8. §. 4&#x2014;6.</note><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#i">Klüber&#x2019;s Europ. Völkerr.</hi> II. 30</fw><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[455/0087] II. Cap. Recht der Neutralität. Caper dienen c), sondern auch jede willkühr- liche d) Zulassung, daſs einer e) der krieg- führenden Theile zu dem Zweck der Feind- seligkeiten unmittelbaren Gebrauch von seinem Land- und Seegebiet mache f). In dem Fall einer solchen Verletzung der Neutralität, wäre der andere kriegführende Theil berechtigt, so- wohl zu Selbsthülfe gegen den neutralen Staat, als auch zu Verfolgung des in dem neutralen Gebiet Schutz und Unterstützung findenden Fein- des. Bei unvollständiger Neutralität (§. 281), darf der neutrale Staat die vor dem Krieg einer der kriegführenden Mächte versprochene Kriegs- hülfe nicht über die vertragmäsigen Grenzen er- strecken. Ausserdem macht er sich des Rech- tes der beschränkten Anerkennung seiner Neu- tralität verlustig g). a⁾ Schmidlin diss. cit. §. 7. 8. 29. 30. Moser’s Versuch, X. 1. 213 ff. — Worte der Weisheit, in der dänischen Antwort an Groſsbritannien, v. 1793, in de Martens recueil, V. 246 f. b⁾ Schmidlin diss. cit. §. 15.—27. c⁾ Welches in den NeutralitätsGesetzen meist ausdrücklich ver- boten wird. Vergl. §. 280, Note b. d⁾ Dieses ist nicht der Fall, bei einer unvollständigen Neu- tralität, welche auf frühere Verträge mit einem der krieg- führenden Staaten sich gründet (§. 281). Auch nicht, wenn einer der kriegführenden Theile, durch Ausübung des Noth- rechtes, Gebrauch gemacht hätte von dem neutralen Ge- biet. e⁾ Anders, wenn der neutrale Staat beiden kriegführenden Thei- len gleichen Gebrauch von seinem Gebiet gestattet, z. B. den Durchmarsch. Galiani a. a. O. B. I. Cap. 8. §. 4—6. Klüber’s Europ. Völkerr. II. 30

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht02_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht02_1821/87
Zitationshilfe: Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 2. Stuttgart, 1821, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht02_1821/87>, abgerufen am 29.04.2024.