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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

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solche Weise zurückschicken, daß ihnen die Lust
vergeht, auch nur vom Weitem sich an uns zu
wagen. Will man aber seine Lust mit ihnen
haben; so kann man ihrer Neugier ohne Unter¬
laß so viel zu schaffen machen, daß sie über die
Kindereyen, worauf man ihre Achtsamkeit lenkt,
keine Muße behalten, sich um diejenigen Dinge
zu bekümmern, woran uns gelegen ist, daß sie
dieselben nicht beobachten.

Zerstreuete und vergessene Leute taugen
nicht zu Geschäften, wo es auf Pünctlichkeit an¬
kömmt. Jungen Personen kann man diese Fehler
zuweilen noch abgewöhnen und es dahin bringen,
daß sie ihre Gedanken bey einander halten.
Manche, die aus zu großer Lebhaftigkeit des
Temperaments leicht alles vergessen, und nie da
zu Hause sind, wo sie seyn sollten, kommen von
dieser Schwachheit zurück, wenn sie älter, kühler
und sittsamer werden. Andre affectiren zerstreuet
zu seyn, weil sie glauben, das sähe vornehm
oder gelehrt aus, und über solche Thoren soll
man nur die Achseln zucken und sich wohl hüten,
ihre Distractionen artig zu finden. Es gilt von
ihnen, was ich über Die gesagt habe, welche sich

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ſolche Weiſe zuruͤckſchicken, daß ihnen die Luſt
vergeht, auch nur vom Weitem ſich an uns zu
wagen. Will man aber ſeine Luſt mit ihnen
haben; ſo kann man ihrer Neugier ohne Unter¬
laß ſo viel zu ſchaffen machen, daß ſie uͤber die
Kindereyen, worauf man ihre Achtſamkeit lenkt,
keine Muße behalten, ſich um diejenigen Dinge
zu bekuͤmmern, woran uns gelegen iſt, daß ſie
dieſelben nicht beobachten.

Zerſtreuete und vergeſſene Leute taugen
nicht zu Geſchaͤften, wo es auf Puͤnctlichkeit an¬
koͤmmt. Jungen Perſonen kann man dieſe Fehler
zuweilen noch abgewoͤhnen und es dahin bringen,
daß ſie ihre Gedanken bey einander halten.
Manche, die aus zu großer Lebhaftigkeit des
Temperaments leicht alles vergeſſen, und nie da
zu Hauſe ſind, wo ſie ſeyn ſollten, kommen von
dieſer Schwachheit zuruͤck, wenn ſie aͤlter, kuͤhler
und ſittſamer werden. Andre affectiren zerſtreuet
zu ſeyn, weil ſie glauben, das ſaͤhe vornehm
oder gelehrt aus, und uͤber ſolche Thoren ſoll
man nur die Achſeln zucken und ſich wohl huͤten,
ihre Distractionen artig zu finden. Es gilt von
ihnen, was ich uͤber Die geſagt habe, welche ſich

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[245/0267] ſolche Weiſe zuruͤckſchicken, daß ihnen die Luſt vergeht, auch nur vom Weitem ſich an uns zu wagen. Will man aber ſeine Luſt mit ihnen haben; ſo kann man ihrer Neugier ohne Unter¬ laß ſo viel zu ſchaffen machen, daß ſie uͤber die Kindereyen, worauf man ihre Achtſamkeit lenkt, keine Muße behalten, ſich um diejenigen Dinge zu bekuͤmmern, woran uns gelegen iſt, daß ſie dieſelben nicht beobachten. Zerſtreuete und vergeſſene Leute taugen nicht zu Geſchaͤften, wo es auf Puͤnctlichkeit an¬ koͤmmt. Jungen Perſonen kann man dieſe Fehler zuweilen noch abgewoͤhnen und es dahin bringen, daß ſie ihre Gedanken bey einander halten. Manche, die aus zu großer Lebhaftigkeit des Temperaments leicht alles vergeſſen, und nie da zu Hauſe ſind, wo ſie ſeyn ſollten, kommen von dieſer Schwachheit zuruͤck, wenn ſie aͤlter, kuͤhler und ſittſamer werden. Andre affectiren zerſtreuet zu ſeyn, weil ſie glauben, das ſaͤhe vornehm oder gelehrt aus, und uͤber ſolche Thoren ſoll man nur die Achſeln zucken und ſich wohl huͤten, ihre Distractionen artig zu finden. Es gilt von ihnen, was ich uͤber Die geſagt habe, welche ſich coͤr¬ Q 3

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/267>, abgerufen am 30.04.2024.