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Koch, Robert: Untersuchung über die Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten. Leipzig, 1878.

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Künstliche Wundinfectionskrankheiten.
oder weniger linsenförmigen Abscesses eine andere Gestalt haben,
als an der oberen und namentlich unteren Fläche desselben. Die
Abscessränder erstrecken sich in die lockeren Maschen des sub¬
cutanen Bindegewebes hinein; hier findet die Ausbreitung der
Mikrokokken den geringsten Widerstand und hier sieht man sie
in dichten wolkenähnlichen Massen den Abscess umsäumen (Taf. I.
Fig. 8). Das zunächst folgende Bindegewebe ist mehr oder weniger
reichlich von Kernen (e) durchsetzt, zwischen denen man einzelne
kleinere Mikrokokkencolonien (b, c) als Vorläufer der geschlosse¬
nen Zooglöamasse erblickt. Die kleinsten noch aufzufindenden
Haufen (d) lassen durch ihre mit spitzen Ausläufern versehene
Gestalt darauf schliessen, dass sie sich in den Saftkanälen des
Bindegewebes befinden. Einen Zusammenhang der Mikrokokken
mit den Bindegewebskörpern, wie etwas Aehnliches in der geimpf¬
ten Hornhaut beobachtet ist, habe ich nicht auffinden können. An
der unteren Fläche des Abscesses, wo den Mikrokokken die festen
Lagen des sich zur Fascie verdichtenden Bindegewebes entgegen¬
treten, können sie sich nicht in so üppiger Weise entwickeln, wie
an den Abscessrändern. Hier findet man sie verhältnissmässig
klein und abgeplattet (Taf. III. Fig. 7). Nur an einzelnen Stellen
schicken sie Ausläufer (b) in die darunter befindlichen von Kernen
durchsetzten Bindegewebsschichten. Eine ganz eigenthümliche Er¬
scheinung macht sich nun aber bemerkbar, wenn man die Zooglöa¬
massen selbst näher ins Auge fasst. Ihre Aussenränder, darunter
verstehe ich die dem Bindegewebe zugekehrte Seite der Zooglöen
(Fig. 8, a), sind von der Anilinfarbe dunkel und kräftig gefärbt
und lassen die einzelnen Mikrokokken deutlich unterscheiden. Be¬
sonders in kleinen, offenbar noch jungen Colonien (Fig. 8, b, c, d;
Fig. 7, b) sind die Mikrokokken gleichmässig gefärbt. Wenn
man aber in der Richtung nach dem Abscesse zu geht, bemerkt
man, dass die Zooglöa blasser wird, ihre Mikrokokken sich nicht
mehr genau unterscheiden lassen, sie werden scheinbar immer
feinkörniger und gehen in eine fast homogene Masse über, die
keinen Farbstoff mehr annimmt (Fig. 8, g)1). Noch weiter nach
dem Abscesse zu findet man blasse unverkennbar aus Zooglöen
hervorgegangene Schollen (Fig. 7, d) untermischt mit Kerndetritus
(Fig. 7, e; Fig. 8, f), und nur aus diesen beiden Substanzen, den

1) Die Mikrokokken sind in den beiden Figuren 7 und 8 theilweise,
namentlich nach dem Innern der Zooglöa zu, zu gross gezeichnet.

Künſtliche Wundinfectionskrankheiten.
oder weniger linsenförmigen Abscesses eine andere Gestalt haben,
als an der oberen und namentlich unteren Fläche desselben. Die
Abscessränder erstrecken sich in die lockeren Maschen des sub¬
cutanen Bindegewebes hinein; hier findet die Ausbreitung der
Mikrokokken den geringsten Widerstand und hier sieht man sie
in dichten wolkenähnlichen Massen den Abscess umsäumen (Taf. I.
Fig. 8). Das zunächst folgende Bindegewebe ist mehr oder weniger
reichlich von Kernen (e) durchsetzt, zwischen denen man einzelne
kleinere Mikrokokkencolonien (b, c) als Vorläufer der geschlosse¬
nen Zooglöamasse erblickt. Die kleinsten noch aufzufindenden
Haufen (d) lassen durch ihre mit spitzen Ausläufern versehene
Gestalt darauf schliessen, dass sie sich in den Saftkanälen des
Bindegewebes befinden. Einen Zusammenhang der Mikrokokken
mit den Bindegewebskörpern, wie etwas Aehnliches in der geimpf¬
ten Hornhaut beobachtet ist, habe ich nicht auffinden können. An
der unteren Fläche des Abscesses, wo den Mikrokokken die festen
Lagen des sich zur Fascie verdichtenden Bindegewebes entgegen¬
treten, können sie sich nicht in so üppiger Weise entwickeln, wie
an den Abscessrändern. Hier findet man sie verhältnissmässig
klein und abgeplattet (Taf. III. Fig. 7). Nur an einzelnen Stellen
schicken sie Ausläufer (b) in die darunter befindlichen von Kernen
durchsetzten Bindegewebsschichten. Eine ganz eigenthümliche Er¬
scheinung macht sich nun aber bemerkbar, wenn man die Zooglöa¬
massen selbst näher ins Auge fasst. Ihre Aussenränder, darunter
verstehe ich die dem Bindegewebe zugekehrte Seite der Zooglöen
(Fig. 8, a), sind von der Anilinfarbe dunkel und kräftig gefärbt
und lassen die einzelnen Mikrokokken deutlich unterscheiden. Be¬
sonders in kleinen, offenbar noch jungen Colonien (Fig. 8, b, c, d;
Fig. 7, b) sind die Mikrokokken gleichmässig gefärbt. Wenn
man aber in der Richtung nach dem Abscesse zu geht, bemerkt
man, dass die Zooglöa blasser wird, ihre Mikrokokken sich nicht
mehr genau unterscheiden lassen, sie werden scheinbar immer
feinkörniger und gehen in eine fast homogene Masse über, die
keinen Farbstoff mehr annimmt (Fig. 8, g)1). Noch weiter nach
dem Abscesse zu findet man blasse unverkennbar aus Zooglöen
hervorgegangene Schollen (Fig. 7, d) untermischt mit Kerndetritus
(Fig. 7, e; Fig. 8, f), und nur aus diesen beiden Substanzen, den

1) Die Mikrokokken sind in den beiden Figuren 7 und 8 theilweise,
namentlich nach dem Innern der Zooglöa zu, zu gross gezeichnet.
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[52/0062] Künſtliche Wundinfectionskrankheiten. oder weniger linsenförmigen Abscesses eine andere Gestalt haben, als an der oberen und namentlich unteren Fläche desselben. Die Abscessränder erstrecken sich in die lockeren Maschen des sub¬ cutanen Bindegewebes hinein; hier findet die Ausbreitung der Mikrokokken den geringsten Widerstand und hier sieht man sie in dichten wolkenähnlichen Massen den Abscess umsäumen (Taf. I. Fig. 8). Das zunächst folgende Bindegewebe ist mehr oder weniger reichlich von Kernen (e) durchsetzt, zwischen denen man einzelne kleinere Mikrokokkencolonien (b, c) als Vorläufer der geschlosse¬ nen Zooglöamasse erblickt. Die kleinsten noch aufzufindenden Haufen (d) lassen durch ihre mit spitzen Ausläufern versehene Gestalt darauf schliessen, dass sie sich in den Saftkanälen des Bindegewebes befinden. Einen Zusammenhang der Mikrokokken mit den Bindegewebskörpern, wie etwas Aehnliches in der geimpf¬ ten Hornhaut beobachtet ist, habe ich nicht auffinden können. An der unteren Fläche des Abscesses, wo den Mikrokokken die festen Lagen des sich zur Fascie verdichtenden Bindegewebes entgegen¬ treten, können sie sich nicht in so üppiger Weise entwickeln, wie an den Abscessrändern. Hier findet man sie verhältnissmässig klein und abgeplattet (Taf. III. Fig. 7). Nur an einzelnen Stellen schicken sie Ausläufer (b) in die darunter befindlichen von Kernen durchsetzten Bindegewebsschichten. Eine ganz eigenthümliche Er¬ scheinung macht sich nun aber bemerkbar, wenn man die Zooglöa¬ massen selbst näher ins Auge fasst. Ihre Aussenränder, darunter verstehe ich die dem Bindegewebe zugekehrte Seite der Zooglöen (Fig. 8, a), sind von der Anilinfarbe dunkel und kräftig gefärbt und lassen die einzelnen Mikrokokken deutlich unterscheiden. Be¬ sonders in kleinen, offenbar noch jungen Colonien (Fig. 8, b, c, d; Fig. 7, b) sind die Mikrokokken gleichmässig gefärbt. Wenn man aber in der Richtung nach dem Abscesse zu geht, bemerkt man, dass die Zooglöa blasser wird, ihre Mikrokokken sich nicht mehr genau unterscheiden lassen, sie werden scheinbar immer feinkörniger und gehen in eine fast homogene Masse über, die keinen Farbstoff mehr annimmt (Fig. 8, g) 1). Noch weiter nach dem Abscesse zu findet man blasse unverkennbar aus Zooglöen hervorgegangene Schollen (Fig. 7, d) untermischt mit Kerndetritus (Fig. 7, e; Fig. 8, f), und nur aus diesen beiden Substanzen, den 1) Die Mikrokokken sind in den beiden Figuren 7 und 8 theilweise, namentlich nach dem Innern der Zooglöa zu, zu gross gezeichnet.

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Zitationshilfe: Koch, Robert: Untersuchung über die Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten. Leipzig, 1878, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koch_wundinfektionskrankheiten_1878/62>, abgerufen am 01.05.2024.