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Koch, Robert: Untersuchung über die Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten. Leipzig, 1878.

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5. Septicämie bei Kaninchen.
der Oberschenkelmusculatur nachweisen liess, kleine von Mikro¬
kokken dicht angefüllte und dadurch spindelförmig aufgetriebene
Venen, die an einzelnen Stellen gesprengt waren und die Mikro¬
kokken in grosser Menge in das umgebende Bindegewebe aus¬
treten liessen.

Die Lungencapillaren enthielten nicht sehr zahlreiche Mikro¬
kokken, die vereinzelt oder zu zweien verbunden, auch kleine
wenig zusammenhängende Gruppen bildend im Blute vertheilt
waren. Bedeutend reichlicher waren die Nieren mit Mikrokokken
versehen. Die grosse Mehrzahl der Glomeruli erschien vergrössert,
wie aufgequollen, ihre Capillarschlingen waren erweitert und mit
rothen Blutkörperchen stark gefüllt. Die übrigen Glomeruli waren
verkleinert, die Kerne ihrer Capillarwände dicht zusammengerückt,
so dass sie aussahen, als wären sie comprimirt. In den ver¬
grösserten Glomeruli fanden sich ausnahmslos mehr oder weniger
ausgebreitete Einlagerungen der ovalen Mikrokokken, die reihen¬
förmig hinter- und nebeneinander liegend einschichtig die Innen¬
wand der Capillaren auskleideten und zwar nur auf kurze Strecken
und nicht ringsherum. Die Mikrokokkencolonien gewannen da¬
durch das Aussehen von kurzen halbaufgerollten Schalen oder
Rinnen. An anderen Stellen füllten sie indessen einige Gefäss¬
schlingen auch vollständig aus und ausserdem fanden sich alle
Uebergänge von diesen dichten obturirenden Massen bis zu lockeren
kleinen Colonien und einzelnen Mikrokokken (Taf. V, Fig. 10).
In den comprimirten Glomeruli waren nur ausnahmsweise kleine
Colonien zu sehen. Einzelne obturirende Mikrokokkenmassen
kamen auch im Capillargefässnetz der Marksubstanz vor. Im
Uebrigen zeigten sie sich vereinzelt fast in allen Gefässen. An¬
häufungen von Lymphzellen in der Umgebung der Mikrokokken
und Veränderungen an den Epithelzellen der Harnkanälchen waren
nicht zu bemerken. Auch lagen die Mikrokokken niemals im
Innern der Harnkanälchen. Die Milz enthielt zerstreute lockere
Mikrokokkencolonien in den Capillaren in mässiger Zahl, daneben
vereinzelte dichtere Anhäufungen, welche kleine Gefässe am Rande
und im Innern der Malpighischen Körperchen auf kurze Strecken
ausfüllten.

Im Darm kamen zahlreiche obturirende Mikrokokkenmassen
in den Capillaren, welche die Darmdrüsen umgeben, vor (Taf. 1.
Fig. 11). An manchen Punkten waren dieselben so ausgedehnt, dass
verästelte ganz aus Mikrokokken bestehende Figuren entstanden.

5. Septicämie bei Kaninchen.
der Oberschenkelmusculatur nachweisen liess, kleine von Mikro¬
kokken dicht angefüllte und dadurch spindelförmig aufgetriebene
Venen, die an einzelnen Stellen gesprengt waren und die Mikro¬
kokken in grosser Menge in das umgebende Bindegewebe aus¬
treten liessen.

Die Lungencapillaren enthielten nicht sehr zahlreiche Mikro¬
kokken, die vereinzelt oder zu zweien verbunden, auch kleine
wenig zusammenhängende Gruppen bildend im Blute vertheilt
waren. Bedeutend reichlicher waren die Nieren mit Mikrokokken
versehen. Die grosse Mehrzahl der Glomeruli erschien vergrössert,
wie aufgequollen, ihre Capillarschlingen waren erweitert und mit
rothen Blutkörperchen stark gefüllt. Die übrigen Glomeruli waren
verkleinert, die Kerne ihrer Capillarwände dicht zusammengerückt,
so dass sie aussahen, als wären sie comprimirt. In den ver¬
grösserten Glomeruli fanden sich ausnahmslos mehr oder weniger
ausgebreitete Einlagerungen der ovalen Mikrokokken, die reihen¬
förmig hinter- und nebeneinander liegend einschichtig die Innen¬
wand der Capillaren auskleideten und zwar nur auf kurze Strecken
und nicht ringsherum. Die Mikrokokkencolonien gewannen da¬
durch das Aussehen von kurzen halbaufgerollten Schalen oder
Rinnen. An anderen Stellen füllten sie indessen einige Gefäss¬
schlingen auch vollständig aus und ausserdem fanden sich alle
Uebergänge von diesen dichten obturirenden Massen bis zu lockeren
kleinen Colonien und einzelnen Mikrokokken (Taf. V, Fig. 10).
In den comprimirten Glomeruli waren nur ausnahmsweise kleine
Colonien zu sehen. Einzelne obturirende Mikrokokkenmassen
kamen auch im Capillargefässnetz der Marksubstanz vor. Im
Uebrigen zeigten sie sich vereinzelt fast in allen Gefässen. An¬
häufungen von Lymphzellen in der Umgebung der Mikrokokken
und Veränderungen an den Epithelzellen der Harnkanälchen waren
nicht zu bemerken. Auch lagen die Mikrokokken niemals im
Innern der Harnkanälchen. Die Milz enthielt zerstreute lockere
Mikrokokkencolonien in den Capillaren in mässiger Zahl, daneben
vereinzelte dichtere Anhäufungen, welche kleine Gefässe am Rande
und im Innern der Malpighischen Körperchen auf kurze Strecken
ausfüllten.

Im Darm kamen zahlreiche obturirende Mikrokokkenmassen
in den Capillaren, welche die Darmdrüsen umgeben, vor (Taf. 1.
Fig. 11). An manchen Punkten waren dieselben so ausgedehnt, dass
verästelte ganz aus Mikrokokken bestehende Figuren entstanden.

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[61/0071] 5. Septicämie bei Kaninchen. der Oberschenkelmusculatur nachweisen liess, kleine von Mikro¬ kokken dicht angefüllte und dadurch spindelförmig aufgetriebene Venen, die an einzelnen Stellen gesprengt waren und die Mikro¬ kokken in grosser Menge in das umgebende Bindegewebe aus¬ treten liessen. Die Lungencapillaren enthielten nicht sehr zahlreiche Mikro¬ kokken, die vereinzelt oder zu zweien verbunden, auch kleine wenig zusammenhängende Gruppen bildend im Blute vertheilt waren. Bedeutend reichlicher waren die Nieren mit Mikrokokken versehen. Die grosse Mehrzahl der Glomeruli erschien vergrössert, wie aufgequollen, ihre Capillarschlingen waren erweitert und mit rothen Blutkörperchen stark gefüllt. Die übrigen Glomeruli waren verkleinert, die Kerne ihrer Capillarwände dicht zusammengerückt, so dass sie aussahen, als wären sie comprimirt. In den ver¬ grösserten Glomeruli fanden sich ausnahmslos mehr oder weniger ausgebreitete Einlagerungen der ovalen Mikrokokken, die reihen¬ förmig hinter- und nebeneinander liegend einschichtig die Innen¬ wand der Capillaren auskleideten und zwar nur auf kurze Strecken und nicht ringsherum. Die Mikrokokkencolonien gewannen da¬ durch das Aussehen von kurzen halbaufgerollten Schalen oder Rinnen. An anderen Stellen füllten sie indessen einige Gefäss¬ schlingen auch vollständig aus und ausserdem fanden sich alle Uebergänge von diesen dichten obturirenden Massen bis zu lockeren kleinen Colonien und einzelnen Mikrokokken (Taf. V, Fig. 10). In den comprimirten Glomeruli waren nur ausnahmsweise kleine Colonien zu sehen. Einzelne obturirende Mikrokokkenmassen kamen auch im Capillargefässnetz der Marksubstanz vor. Im Uebrigen zeigten sie sich vereinzelt fast in allen Gefässen. An¬ häufungen von Lymphzellen in der Umgebung der Mikrokokken und Veränderungen an den Epithelzellen der Harnkanälchen waren nicht zu bemerken. Auch lagen die Mikrokokken niemals im Innern der Harnkanälchen. Die Milz enthielt zerstreute lockere Mikrokokkencolonien in den Capillaren in mässiger Zahl, daneben vereinzelte dichtere Anhäufungen, welche kleine Gefässe am Rande und im Innern der Malpighischen Körperchen auf kurze Strecken ausfüllten. Im Darm kamen zahlreiche obturirende Mikrokokkenmassen in den Capillaren, welche die Darmdrüsen umgeben, vor (Taf. 1. Fig. 11). An manchen Punkten waren dieselben so ausgedehnt, dass verästelte ganz aus Mikrokokken bestehende Figuren entstanden.

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Zitationshilfe: Koch, Robert: Untersuchung über die Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten. Leipzig, 1878, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koch_wundinfektionskrankheiten_1878/71>, abgerufen am 26.04.2024.