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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Zwanzigste Vorlesung.
wachsen, welche, sobald sie etwas grösser geworden ist, an den
zottentragenden Theil der serösen Hülle sich anlegt, nach und
nach um den Dottersack und den Embryo herum wächst, mit
ihren Blutgefässen in die hohlen Zöttchen der serösen Hülle sich hin-
einbildet und so in Verbindung mit derselben das eigentliche Chorion
oder, genauer bezeichnet, die Placenta foetalis bildet (Fig. 75). Wol-
[Abbildung] Fig. 75.
len Sie jedoch bemerken,
dass beim Hunde die Allan-
tois als Blase sich erhält
und somit nur die äussere,
der serösen Hülle anlie-
genden Wand derselben
(Fig. 75 fa, ea) an der Bil-
dung des Chorion sich be-
theiligt, während die in-
nere Wand am Dottersack
und Amnios anliegt. Aus
dem Bemerkten ergibt sich
mithin, dass beim Hundeei
der Reihe nach eigentlich
drei verschiedene zotten-
tragende Eihüllen auftre-
ten und zwar 1) eine primitive Zottenhaut, bestehend aus der Zona
pellucida
(Dotterhaut) und den structurlosen Excrescenzen derselben;
2) die seröse Hülle mit den hohlen zelligen Productionen noch ohne
Gefässe und 3) das eigentliche bleibende Chorion, welches dadurch
entsteht, dass die Allantoisgefässe in die hohlen Zotten der serösen
Hülle hineinwachsen.

Die Placenta des Hundes kommt in einer sehr merkwürdigen
Weise zu Stande. Nach der Entdeckung von Sharpey (in der eng-
lischen Uebersetzung von J. Müller's Physiologie durch Baly) sind die
ringförmig angeschwollenen Stellen im Uterus des Hundes, welche mit
den ringförmigen zottentragenden Zonen der Eier zu den Placenten sich

[Abbildung]

Fig. 75. Ei eines Hundes im Querschnitte dargestellt. Nach Bischoff.
sh seröse Hülle, fa Faserschicht der äusseren Wand der Allantois, ea Epithel
derselben, fa' Faserschicht der innern Wand der Allantois, ea' Epithel dersel-
ben, ag Allantoisgefässe, e Embryo, d Höhle des Darmkanals mit ds derjeni-
gen des Dottersackes in Verbindung, fd gefässhaltige Lage des Dottersackes,
ed Epithel desselben, a Amnios.

Zwanzigste Vorlesung.
wachsen, welche, sobald sie etwas grösser geworden ist, an den
zottentragenden Theil der serösen Hülle sich anlegt, nach und
nach um den Dottersack und den Embryo herum wächst, mit
ihren Blutgefässen in die hohlen Zöttchen der serösen Hülle sich hin-
einbildet und so in Verbindung mit derselben das eigentliche Chorion
oder, genauer bezeichnet, die Placenta foetalis bildet (Fig. 75). Wol-
[Abbildung] Fig. 75.
len Sie jedoch bemerken,
dass beim Hunde die Allan-
tois als Blase sich erhält
und somit nur die äussere,
der serösen Hülle anlie-
genden Wand derselben
(Fig. 75 fa, ea) an der Bil-
dung des Chorion sich be-
theiligt, während die in-
nere Wand am Dottersack
und Amnios anliegt. Aus
dem Bemerkten ergibt sich
mithin, dass beim Hundeei
der Reihe nach eigentlich
drei verschiedene zotten-
tragende Eihüllen auftre-
ten und zwar 1) eine primitive Zottenhaut, bestehend aus der Zona
pellucida
(Dotterhaut) und den structurlosen Excrescenzen derselben;
2) die seröse Hülle mit den hohlen zelligen Productionen noch ohne
Gefässe und 3) das eigentliche bleibende Chorion, welches dadurch
entsteht, dass die Allantoisgefässe in die hohlen Zotten der serösen
Hülle hineinwachsen.

Die Placenta des Hundes kommt in einer sehr merkwürdigen
Weise zu Stande. Nach der Entdeckung von Sharpey (in der eng-
lischen Uebersetzung von J. Müller’s Physiologie durch Baly) sind die
ringförmig angeschwollenen Stellen im Uterus des Hundes, welche mit
den ringförmigen zottentragenden Zonen der Eier zu den Placenten sich

[Abbildung]

Fig. 75. Ei eines Hundes im Querschnitte dargestellt. Nach Bischoff.
sh seröse Hülle, fa Faserschicht der äusseren Wand der Allantois, ea Epithel
derselben, fa′ Faserschicht der innern Wand der Allantois, ea′ Epithel dersel-
ben, ag Allantoisgefässe, e Embryo, d Höhle des Darmkanals mit ds derjeni-
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[162/0178] Zwanzigste Vorlesung. wachsen, welche, sobald sie etwas grösser geworden ist, an den zottentragenden Theil der serösen Hülle sich anlegt, nach und nach um den Dottersack und den Embryo herum wächst, mit ihren Blutgefässen in die hohlen Zöttchen der serösen Hülle sich hin- einbildet und so in Verbindung mit derselben das eigentliche Chorion oder, genauer bezeichnet, die Placenta foetalis bildet (Fig. 75). Wol- [Abbildung Fig. 75.] len Sie jedoch bemerken, dass beim Hunde die Allan- tois als Blase sich erhält und somit nur die äussere, der serösen Hülle anlie- genden Wand derselben (Fig. 75 fa, ea) an der Bil- dung des Chorion sich be- theiligt, während die in- nere Wand am Dottersack und Amnios anliegt. Aus dem Bemerkten ergibt sich mithin, dass beim Hundeei der Reihe nach eigentlich drei verschiedene zotten- tragende Eihüllen auftre- ten und zwar 1) eine primitive Zottenhaut, bestehend aus der Zona pellucida (Dotterhaut) und den structurlosen Excrescenzen derselben; 2) die seröse Hülle mit den hohlen zelligen Productionen noch ohne Gefässe und 3) das eigentliche bleibende Chorion, welches dadurch entsteht, dass die Allantoisgefässe in die hohlen Zotten der serösen Hülle hineinwachsen. Die Placenta des Hundes kommt in einer sehr merkwürdigen Weise zu Stande. Nach der Entdeckung von Sharpey (in der eng- lischen Uebersetzung von J. Müller’s Physiologie durch Baly) sind die ringförmig angeschwollenen Stellen im Uterus des Hundes, welche mit den ringförmigen zottentragenden Zonen der Eier zu den Placenten sich [Abbildung Fig. 75. Ei eines Hundes im Querschnitte dargestellt. Nach Bischoff. sh seröse Hülle, fa Faserschicht der äusseren Wand der Allantois, ea Epithel derselben, fa′ Faserschicht der innern Wand der Allantois, ea′ Epithel dersel- ben, ag Allantoisgefässe, e Embryo, d Höhle des Darmkanals mit ds derjeni- gen des Dottersackes in Verbindung, fd gefässhaltige Lage des Dottersackes, ed Epithel desselben, a Amnios.]

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/178>, abgerufen am 28.04.2024.