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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung des Knochensystems.
dels als Deckknochen sich entwickelt und den oberen Theil der
Schuppe bildet. Dasselbe verschmilzt später mit dem untern pri-
[Abbildung] Fig. 88.
mordialen Schuppenstücke vollständig, so
jedoch, dass eine Fissur rechts und links am
Rande der Squama in der Höhe der Protube-
rantia occipitalis externa
längere Zeit hindurch
die Vereinigungsstelle andeutet und meist
noch bei Neugebornen sichtbar ist. Die im
Knorpel entstandenen vier Knochenkerne
kommen in der zweiten Hälfte des embryo-
nalen Lebens unter allmäliger Verdrängung
des Knorpels einander immer näher, sind
jedoch noch bei Neugebornen durch dünne
Knorpelreste getrennt. Ihre endliche Vereinigung zu Einem Kno-
chen beginnt im ersten oder zweiten Jahre zwischen den Gelenk-
theilen und dem Schuppentheile, wo dieselbe von aussen nach innen
(gegen das For. occipitale magnum) fortschreitet. Später erst, im
dritten und vierten Jahre, verbinden sich auch, und zwar vom
Foramen magnum aus, die Gelenktheile und die Pars basilaris, so
dass im fünften oder sechsten Jahre alle Theile zu Einem Knochen
verschmolzen sind.

2) Das hintere Keilbein, Os sphenoidale posterius, ent-Hinteres
Keilbein.

wickelt sich im dritten Monate a) aus zwei Knochenkernen in der
Gegend des Türkensattels (Fig. 88), welche bald zu Einem ver-
schmelzen (Fig. 89. s), b) aus zwei seitlichen Puncten in der Gegend
des Sulcus caroticus und der Ligula (siehe Meckel in seinem Archiv
I. Taf. III. Fig. 23, Spöndli l. c. Fig. 8, b, meine Mikr. Anat. Taf. III.
Fig. 3, wo der betreffende Kern nur auf einer Seite colorirt und
nicht bezeichnet ist, und Virchow, Entw. d. Schädelgrundes St. 45)
und c) aus zwei Knochenkernen in der Ala magna (Fig. 88, i und 89),
welche auch die Lamina externa processus pterygoidei liefern, wo-

[Abbildung]

Fig. 88. Primordialschädel eines 3 Monate alten menschlichen Embryo von
oben; a obere Hälfte der Squama ossis occipitis, b untere Hälfte derselben, c knor-
pelige Parietalplatte, d Pars condyloidea ossis occipitis, e Pars basilaris, f Pars petrosa
mit dem Meatus auditorius internus, g Sattellehne, davor zwei Kerne des hintern
Keilbeinkörpers, h Kerne in den Processus clinoidei anteriores, i grösstentheils
knöcherne Ala magna, k Ala parva, l Crista galli, m Labyrinth des Siebbeins,
n knorpelige Nase, o Knorpelstreif zwischen der Parietalplatte und dem Keil-
beine, p Frontalplatte oder knorpeliger Verbindungsstreif zwischen der Ala parva
und der Lamina cribrosa, q Foramen opticum.

Entwicklung des Knochensystems.
dels als Deckknochen sich entwickelt und den oberen Theil der
Schuppe bildet. Dasselbe verschmilzt später mit dem untern pri-
[Abbildung] Fig. 88.
mordialen Schuppenstücke vollständig, so
jedoch, dass eine Fissur rechts und links am
Rande der Squama in der Höhe der Protube-
rantia occipitalis externa
längere Zeit hindurch
die Vereinigungsstelle andeutet und meist
noch bei Neugebornen sichtbar ist. Die im
Knorpel entstandenen vier Knochenkerne
kommen in der zweiten Hälfte des embryo-
nalen Lebens unter allmäliger Verdrängung
des Knorpels einander immer näher, sind
jedoch noch bei Neugebornen durch dünne
Knorpelreste getrennt. Ihre endliche Vereinigung zu Einem Kno-
chen beginnt im ersten oder zweiten Jahre zwischen den Gelenk-
theilen und dem Schuppentheile, wo dieselbe von aussen nach innen
(gegen das For. occipitale magnum) fortschreitet. Später erst, im
dritten und vierten Jahre, verbinden sich auch, und zwar vom
Foramen magnum aus, die Gelenktheile und die Pars basilaris, so
dass im fünften oder sechsten Jahre alle Theile zu Einem Knochen
verschmolzen sind.

2) Das hintere Keilbein, Os sphenoidale posterius, ent-Hinteres
Keilbein.

wickelt sich im dritten Monate a) aus zwei Knochenkernen in der
Gegend des Türkensattels (Fig. 88), welche bald zu Einem ver-
schmelzen (Fig. 89. s), b) aus zwei seitlichen Puncten in der Gegend
des Sulcus caroticus und der Ligula (siehe Meckel in seinem Archiv
I. Taf. III. Fig. 23, Spöndli l. c. Fig. 8, b, meine Mikr. Anat. Taf. III.
Fig. 3, wo der betreffende Kern nur auf einer Seite colorirt und
nicht bezeichnet ist, und Virchow, Entw. d. Schädelgrundes St. 45)
und c) aus zwei Knochenkernen in der Ala magna (Fig. 88, i und 89),
welche auch die Lamina externa processus pterygoidei liefern, wo-

[Abbildung]

Fig. 88. Primordialschädel eines 3 Monate alten menschlichen Embryo von
oben; a obere Hälfte der Squama ossis occipitis, b untere Hälfte derselben, c knor-
pelige Parietalplatte, d Pars condyloidea ossis occipitis, e Pars basilaris, f Pars petrosa
mit dem Meatus auditorius internus, g Sattellehne, davor zwei Kerne des hintern
Keilbeinkörpers, h Kerne in den Processus clinoidei anteriores, i grösstentheils
knöcherne Ala magna, k Ala parva, l Crista galli, m Labyrinth des Siebbeins,
n knorpelige Nase, o Knorpelstreif zwischen der Parietalplatte und dem Keil-
beine, p Frontalplatte oder knorpeliger Verbindungsstreif zwischen der Ala parva
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[199/0215] Entwicklung des Knochensystems. dels als Deckknochen sich entwickelt und den oberen Theil der Schuppe bildet. Dasselbe verschmilzt später mit dem untern pri- [Abbildung Fig. 88.] mordialen Schuppenstücke vollständig, so jedoch, dass eine Fissur rechts und links am Rande der Squama in der Höhe der Protube- rantia occipitalis externa längere Zeit hindurch die Vereinigungsstelle andeutet und meist noch bei Neugebornen sichtbar ist. Die im Knorpel entstandenen vier Knochenkerne kommen in der zweiten Hälfte des embryo- nalen Lebens unter allmäliger Verdrängung des Knorpels einander immer näher, sind jedoch noch bei Neugebornen durch dünne Knorpelreste getrennt. Ihre endliche Vereinigung zu Einem Kno- chen beginnt im ersten oder zweiten Jahre zwischen den Gelenk- theilen und dem Schuppentheile, wo dieselbe von aussen nach innen (gegen das For. occipitale magnum) fortschreitet. Später erst, im dritten und vierten Jahre, verbinden sich auch, und zwar vom Foramen magnum aus, die Gelenktheile und die Pars basilaris, so dass im fünften oder sechsten Jahre alle Theile zu Einem Knochen verschmolzen sind. 2) Das hintere Keilbein, Os sphenoidale posterius, ent- wickelt sich im dritten Monate a) aus zwei Knochenkernen in der Gegend des Türkensattels (Fig. 88), welche bald zu Einem ver- schmelzen (Fig. 89. s), b) aus zwei seitlichen Puncten in der Gegend des Sulcus caroticus und der Ligula (siehe Meckel in seinem Archiv I. Taf. III. Fig. 23, Spöndli l. c. Fig. 8, b, meine Mikr. Anat. Taf. III. Fig. 3, wo der betreffende Kern nur auf einer Seite colorirt und nicht bezeichnet ist, und Virchow, Entw. d. Schädelgrundes St. 45) und c) aus zwei Knochenkernen in der Ala magna (Fig. 88, i und 89), welche auch die Lamina externa processus pterygoidei liefern, wo- [Abbildung Fig. 88. Primordialschädel eines 3 Monate alten menschlichen Embryo von oben; a obere Hälfte der Squama ossis occipitis, b untere Hälfte derselben, c knor- pelige Parietalplatte, d Pars condyloidea ossis occipitis, e Pars basilaris, f Pars petrosa mit dem Meatus auditorius internus, g Sattellehne, davor zwei Kerne des hintern Keilbeinkörpers, h Kerne in den Processus clinoidei anteriores, i grösstentheils knöcherne Ala magna, k Ala parva, l Crista galli, m Labyrinth des Siebbeins, n knorpelige Nase, o Knorpelstreif zwischen der Parietalplatte und dem Keil- beine, p Frontalplatte oder knorpeliger Verbindungsstreif zwischen der Ala parva und der Lamina cribrosa, q Foramen opticum.] Hinteres Keilbein.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/215>, abgerufen am 04.05.2024.