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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung des Nervensystems.
menten und stehen von den allerersten Anfängen an mit dem Marke
in Verbindung. Bei dieser Auffassung ist es freilich nicht leicht zu
sagen, wo die Kerne herrühren, die an den ausgebildeten Nerven-
fasern vorkommen, immerhin liegen mehrere Möglichkeiten vor, de-
ren ausführliche Besprechung jedoch am zweckmässigsten der Ge-
webelehre überlassen bleibt, daher ich mich hier auf die Bemerkung
beschränke, dass es meinen Erfahrungen über die Entwicklung der
Nerven in den Schwänzen der Froschlarven zufolge am wahrschein-
lichsten ist, dass die Ausläufer der Nervenzellen des Markes in einer
gewissen Entfernung von demselben mit peripherischen Zellen sich
in Verbindung setzen. Die Membranen und Kerne dieser Zellen wer-
den zur Scheide und den Kernen der ausgebildeten Nervenröhre,
während möglicher Weise der Axencylinder eine Bildung ist, die
von einer Nervenzelle im Centralorgan selbständig bis in die Peri-
pherie hinein sich entwickelt.

Nach Besprechung der allgemeinen Verhältnisse schildere ich
Ihnen nun noch kurz die wichtigsten Einzelnheiten.

Von den Kopfnerven, mit Ausschluss der höheren Sinnes-Entwicklung der
Kopfnerven.

nerven, die bei den betreffenden Organen werden abgehandelt wer-
den, weiss man durch Remak, dass beim Hühnchen am Ende des
dritten Tages einige mit Ganglien versehene Nervenstämme
erscheinen. Der erste, der Trigeminus, liegt an der Grenze
zwischen dem verlängerten Marke und dem kleinen Hirne vor der
ersten Kiemenspalte, beginnt mit einem anfänglich mit der Medulla
oblongata
noch nicht verbundenen grossen Ganglion Gasseri und theilt
sich bald in zwei Aeste, von denen der obere, dem ersten und zwei-
ten Aste entsprechende, zum Auge verläuft und dort in ein grosses
Gangl. ciliare ausgeht, welches das Auge halbmondförmig umfasst,
während der untere Ast zum Unterkieferfortsatze des ersten Kie-
menbogens sich begibt. Sobald der Oberkieferfortsatz deutlich wird,
erhält er vom oberen Aste einen Zweig und später rücken alle drei
Aeste bis zum Ganglion und der gemeinsame Stamm vergeht.

Der zweite gangliöse Kopfnerv liegt zwischen der ersten und
zweiten Kiemenspalte, mithin im zweiten Kiemenbogen und vor dem
Ohrbläschen. Derselbe ist weit zarter als der erste und wird von
Remak offenbar mit Recht als Facialis gedeutet.

Der dritte gangliöse ebenfalls kleine Nerv liegt hinter dem
Ohrbläschen im dritten Kiemenbogen und ist der Glossopha-
ryngeus
.


Entwicklung des Nervensystems.
menten und stehen von den allerersten Anfängen an mit dem Marke
in Verbindung. Bei dieser Auffassung ist es freilich nicht leicht zu
sagen, wo die Kerne herrühren, die an den ausgebildeten Nerven-
fasern vorkommen, immerhin liegen mehrere Möglichkeiten vor, de-
ren ausführliche Besprechung jedoch am zweckmässigsten der Ge-
webelehre überlassen bleibt, daher ich mich hier auf die Bemerkung
beschränke, dass es meinen Erfahrungen über die Entwicklung der
Nerven in den Schwänzen der Froschlarven zufolge am wahrschein-
lichsten ist, dass die Ausläufer der Nervenzellen des Markes in einer
gewissen Entfernung von demselben mit peripherischen Zellen sich
in Verbindung setzen. Die Membranen und Kerne dieser Zellen wer-
den zur Scheide und den Kernen der ausgebildeten Nervenröhre,
während möglicher Weise der Axencylinder eine Bildung ist, die
von einer Nervenzelle im Centralorgan selbständig bis in die Peri-
pherie hinein sich entwickelt.

Nach Besprechung der allgemeinen Verhältnisse schildere ich
Ihnen nun noch kurz die wichtigsten Einzelnheiten.

Von den Kopfnerven, mit Ausschluss der höheren Sinnes-Entwicklung der
Kopfnerven.

nerven, die bei den betreffenden Organen werden abgehandelt wer-
den, weiss man durch Remak, dass beim Hühnchen am Ende des
dritten Tages einige mit Ganglien versehene Nervenstämme
erscheinen. Der erste, der Trigeminus, liegt an der Grenze
zwischen dem verlängerten Marke und dem kleinen Hirne vor der
ersten Kiemenspalte, beginnt mit einem anfänglich mit der Medulla
oblongata
noch nicht verbundenen grossen Ganglion Gasseri und theilt
sich bald in zwei Aeste, von denen der obere, dem ersten und zwei-
ten Aste entsprechende, zum Auge verläuft und dort in ein grosses
Gangl. ciliare ausgeht, welches das Auge halbmondförmig umfasst,
während der untere Ast zum Unterkieferfortsatze des ersten Kie-
menbogens sich begibt. Sobald der Oberkieferfortsatz deutlich wird,
erhält er vom oberen Aste einen Zweig und später rücken alle drei
Aeste bis zum Ganglion und der gemeinsame Stamm vergeht.

Der zweite gangliöse Kopfnerv liegt zwischen der ersten und
zweiten Kiemenspalte, mithin im zweiten Kiemenbogen und vor dem
Ohrbläschen. Derselbe ist weit zarter als der erste und wird von
Remak offenbar mit Recht als Facialis gedeutet.

Der dritte gangliöse ebenfalls kleine Nerv liegt hinter dem
Ohrbläschen im dritten Kiemenbogen und ist der Glossopha-
ryngeus
.


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[267/0283] Entwicklung des Nervensystems. menten und stehen von den allerersten Anfängen an mit dem Marke in Verbindung. Bei dieser Auffassung ist es freilich nicht leicht zu sagen, wo die Kerne herrühren, die an den ausgebildeten Nerven- fasern vorkommen, immerhin liegen mehrere Möglichkeiten vor, de- ren ausführliche Besprechung jedoch am zweckmässigsten der Ge- webelehre überlassen bleibt, daher ich mich hier auf die Bemerkung beschränke, dass es meinen Erfahrungen über die Entwicklung der Nerven in den Schwänzen der Froschlarven zufolge am wahrschein- lichsten ist, dass die Ausläufer der Nervenzellen des Markes in einer gewissen Entfernung von demselben mit peripherischen Zellen sich in Verbindung setzen. Die Membranen und Kerne dieser Zellen wer- den zur Scheide und den Kernen der ausgebildeten Nervenröhre, während möglicher Weise der Axencylinder eine Bildung ist, die von einer Nervenzelle im Centralorgan selbständig bis in die Peri- pherie hinein sich entwickelt. Nach Besprechung der allgemeinen Verhältnisse schildere ich Ihnen nun noch kurz die wichtigsten Einzelnheiten. Von den Kopfnerven, mit Ausschluss der höheren Sinnes- nerven, die bei den betreffenden Organen werden abgehandelt wer- den, weiss man durch Remak, dass beim Hühnchen am Ende des dritten Tages einige mit Ganglien versehene Nervenstämme erscheinen. Der erste, der Trigeminus, liegt an der Grenze zwischen dem verlängerten Marke und dem kleinen Hirne vor der ersten Kiemenspalte, beginnt mit einem anfänglich mit der Medulla oblongata noch nicht verbundenen grossen Ganglion Gasseri und theilt sich bald in zwei Aeste, von denen der obere, dem ersten und zwei- ten Aste entsprechende, zum Auge verläuft und dort in ein grosses Gangl. ciliare ausgeht, welches das Auge halbmondförmig umfasst, während der untere Ast zum Unterkieferfortsatze des ersten Kie- menbogens sich begibt. Sobald der Oberkieferfortsatz deutlich wird, erhält er vom oberen Aste einen Zweig und später rücken alle drei Aeste bis zum Ganglion und der gemeinsame Stamm vergeht. Entwicklung der Kopfnerven. Der zweite gangliöse Kopfnerv liegt zwischen der ersten und zweiten Kiemenspalte, mithin im zweiten Kiemenbogen und vor dem Ohrbläschen. Derselbe ist weit zarter als der erste und wird von Remak offenbar mit Recht als Facialis gedeutet. Der dritte gangliöse ebenfalls kleine Nerv liegt hinter dem Ohrbläschen im dritten Kiemenbogen und ist der Glossopha- ryngeus.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/283>, abgerufen am 01.11.2024.