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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung des Muskelsystems.

5) die Hautmuskeln, welche beim Menschen nur am Halse und
Kopfe vertreten sind.

Die Entwicklung dieser verschiedenen Muskelgruppen anlangend:Bedeutung
der hinteren
Muskelplatte.

so haben wir nun zuerst die Frage aufzuwerfen, in welcher Bezie-
hung dieselben zu der schon früher besprochenen Muskelplatte
stehen. Sie werden sich vielleicht noch erinnern, dass bei jungen
Hühnerembryonen nach Remak's und meinen Erfahrungen die Ur-
wirbel in zwei Lagen sich sondern, eine obere, die Muskelplatte,
und eine untere, den eigentlichen Urwirbel. Ebenso habe ich Ihnen

[Abbildung] Fig. 174.
schon geschildert, wie diese Muskelplatte einmal gegen die Mittel-
linie des Rückens heraufwächst und zweitens auch in die ursprüng-
liche Bauchwand (die Membrana reuniens inferior von Rathke) sich
hineinbildet. Eine weitere Verfolgung der Muskelplatte an beiden
Orten ergibt nun ganz unzweifelhaft, dass dieselbe dort die hinteren
Seitenrumpfmuskeln oder die tiefen Rückenmuskeln und hier die
visceralen Muskeln sammt und sonders, innere wie äussere, liefert.
Dagegen ist meinen Erfahrungen am Hühnchen zufolge nicht daran
zu denken, dass diese hintere Muskelplatte auch die vorderen Sei-
tenrumpfmuskeln liefere, vielmehr entstehen diese aus einer vor-Vordere
Muskelplatte.

deren Muskelplatte, die aus dem vordersten Theile der Ur-
wirbel sich abzweigt, jedoch beim Vogel freilich nur in einer be-
schränkten Gegend der Wirbelsäule auftritt. Was die Muskelgruppe
der Extremitätenmuskeln anlangt, so ist es, wie in einer früheren
Stunde bereits auseinandergesetzt wurde, noch Niemand gelungen,
die Abstammung derselben mit Bestimmtheit nachzuweisen. Wir
haben jedoch damals, wenigstens für die Muskeln der eigentlichen
[Abbildung]

Fig. 174. Hälfte eines Querschnittes durch einen Hühnerembryo von zwei
Tagen, 90--100mal vergr. Bezeichnung wie in Fig. 22. Ausserdem un Urniere,
m Muskelplatte, p Pleuroperitonealhöhle, af Seitenscheide oder Amniosfalte.

Entwicklung des Muskelsystems.

5) die Hautmuskeln, welche beim Menschen nur am Halse und
Kopfe vertreten sind.

Die Entwicklung dieser verschiedenen Muskelgruppen anlangend:Bedeutung
der hinteren
Muskelplatte.

so haben wir nun zuerst die Frage aufzuwerfen, in welcher Bezie-
hung dieselben zu der schon früher besprochenen Muskelplatte
stehen. Sie werden sich vielleicht noch erinnern, dass bei jungen
Hühnerembryonen nach Remak’s und meinen Erfahrungen die Ur-
wirbel in zwei Lagen sich sondern, eine obere, die Muskelplatte,
und eine untere, den eigentlichen Urwirbel. Ebenso habe ich Ihnen

[Abbildung] Fig. 174.
schon geschildert, wie diese Muskelplatte einmal gegen die Mittel-
linie des Rückens heraufwächst und zweitens auch in die ursprüng-
liche Bauchwand (die Membrana reuniens inferior von Rathke) sich
hineinbildet. Eine weitere Verfolgung der Muskelplatte an beiden
Orten ergibt nun ganz unzweifelhaft, dass dieselbe dort die hinteren
Seitenrumpfmuskeln oder die tiefen Rückenmuskeln und hier die
visceralen Muskeln sammt und sonders, innere wie äussere, liefert.
Dagegen ist meinen Erfahrungen am Hühnchen zufolge nicht daran
zu denken, dass diese hintere Muskelplatte auch die vorderen Sei-
tenrumpfmuskeln liefere, vielmehr entstehen diese aus einer vor-Vordere
Muskelplatte.

deren Muskelplatte, die aus dem vordersten Theile der Ur-
wirbel sich abzweigt, jedoch beim Vogel freilich nur in einer be-
schränkten Gegend der Wirbelsäule auftritt. Was die Muskelgruppe
der Extremitätenmuskeln anlangt, so ist es, wie in einer früheren
Stunde bereits auseinandergesetzt wurde, noch Niemand gelungen,
die Abstammung derselben mit Bestimmtheit nachzuweisen. Wir
haben jedoch damals, wenigstens für die Muskeln der eigentlichen
[Abbildung]

Fig. 174. Hälfte eines Querschnittes durch einen Hühnerembryo von zwei
Tagen, 90—100mal vergr. Bezeichnung wie in Fig. 22. Ausserdem un Urniere,
m Muskelplatte, p Pleuroperitonealhöhle, af Seitenscheide oder Amniosfalte.

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[349/0365] Entwicklung des Muskelsystems. 5) die Hautmuskeln, welche beim Menschen nur am Halse und Kopfe vertreten sind. Die Entwicklung dieser verschiedenen Muskelgruppen anlangend: so haben wir nun zuerst die Frage aufzuwerfen, in welcher Bezie- hung dieselben zu der schon früher besprochenen Muskelplatte stehen. Sie werden sich vielleicht noch erinnern, dass bei jungen Hühnerembryonen nach Remak’s und meinen Erfahrungen die Ur- wirbel in zwei Lagen sich sondern, eine obere, die Muskelplatte, und eine untere, den eigentlichen Urwirbel. Ebenso habe ich Ihnen [Abbildung Fig. 174.] schon geschildert, wie diese Muskelplatte einmal gegen die Mittel- linie des Rückens heraufwächst und zweitens auch in die ursprüng- liche Bauchwand (die Membrana reuniens inferior von Rathke) sich hineinbildet. Eine weitere Verfolgung der Muskelplatte an beiden Orten ergibt nun ganz unzweifelhaft, dass dieselbe dort die hinteren Seitenrumpfmuskeln oder die tiefen Rückenmuskeln und hier die visceralen Muskeln sammt und sonders, innere wie äussere, liefert. Dagegen ist meinen Erfahrungen am Hühnchen zufolge nicht daran zu denken, dass diese hintere Muskelplatte auch die vorderen Sei- tenrumpfmuskeln liefere, vielmehr entstehen diese aus einer vor- deren Muskelplatte, die aus dem vordersten Theile der Ur- wirbel sich abzweigt, jedoch beim Vogel freilich nur in einer be- schränkten Gegend der Wirbelsäule auftritt. Was die Muskelgruppe der Extremitätenmuskeln anlangt, so ist es, wie in einer früheren Stunde bereits auseinandergesetzt wurde, noch Niemand gelungen, die Abstammung derselben mit Bestimmtheit nachzuweisen. Wir haben jedoch damals, wenigstens für die Muskeln der eigentlichen [Abbildung Fig. 174. Hälfte eines Querschnittes durch einen Hühnerembryo von zwei Tagen, 90—100mal vergr. Bezeichnung wie in Fig. 22. Ausserdem un Urniere, m Muskelplatte, p Pleuroperitonealhöhle, af Seitenscheide oder Amniosfalte.] Bedeutung der hinteren Muskelplatte. Vordere Muskelplatte.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/365>, abgerufen am 29.04.2024.