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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung der Darmdrüsen.
stellbaren, weissen und vom Kieferwinkel bis zum Herzen verlaufen-
den Thymus nachzuweisen sind, indem selbst um diese Zeit die in
[Abbildung] Fig. 189.
der Höhe des Kehlkopfes liegende schmale Stelle
des Organes aus nichts als aus dem gewucher-
ten primitiven Thymusschlauche besteht, an
dem dann nach auf- und abwärts alle Stadien
der Sprossenbildung leicht nachzuweisen sind.
Was den Menschen anlangt, so habe ich die
Thymus in der siebenten Woche im unteren
Theile schon gelappt, im oberen, am Halse bis
zur Thyreoidea hin gelegenen Abschnitte ein-
fach gefunden. Bei einem Embryo von zehn
Wochen war das doppelte Organ im unteren
Theile dreieckig, 0,88''' lang, 1,1''' breit und
ging nach oben in zwei 0,64''' lange, 0,16''',
am Ende nur 0,04--0,02''' breite Hörner aus.
Diese Hörner bestanden jedes wesentlich aus
einem einfachen mit Zellen gefüllten Cylinder
mit einer zarten scheinbar structurlosen Hülle
von 0,001''' und einer stärkeren Bindegewebsschicht, doch war ihr
oberes und unteres Ende nicht ganz gleich, indem ersteres nur leicht
gewunden und zum Theil an den Rändern etwas buchtig war, wäh-
rend das andere stark buchtig und mit vereinzelten oder haufen-
weise beisammenstehenden Auswüchsen von 0,02--0,03''' besetzt
war, die zum Theil schon wie eine innere Höhlung zeigten. Der
dickere Brusttheil des Organes war ganz mit Läppchen besetzt, an
denen wiederum einfachere Drüsenkörner sichtbar waren. In der
zwölften Woche war die Thymus nicht viel grösser, aber auch an
den Hörnern mit Läppchen besetzt.

Ueber die späteren Entwicklungsverhältnisse der Thymus zu
reden ist hier nicht der Ort und verweise ich Sie in dieser Beziehung
auf die Handbücher der Anatomie und Gewebelehre.


[Abbildung]

Fig. 189. Ein Stück des oberen Endes der Thymus eines 3" langen Kalbs-
embryo etwa 30mal vergrössert. a einfacher noch nicht mit Knospen besetzter
oberer Theil des Thymusschlauches, b mit Knospen verschiedener Grösse
besetzter Theil des Kanales; c hellere Marksubstanz, die spätere Höhle des
Thymuskanales.



Entwicklung der Darmdrüsen.
stellbaren, weissen und vom Kieferwinkel bis zum Herzen verlaufen-
den Thymus nachzuweisen sind, indem selbst um diese Zeit die in
[Abbildung] Fig. 189.
der Höhe des Kehlkopfes liegende schmale Stelle
des Organes aus nichts als aus dem gewucher-
ten primitiven Thymusschlauche besteht, an
dem dann nach auf- und abwärts alle Stadien
der Sprossenbildung leicht nachzuweisen sind.
Was den Menschen anlangt, so habe ich die
Thymus in der siebenten Woche im unteren
Theile schon gelappt, im oberen, am Halse bis
zur Thyreoidea hin gelegenen Abschnitte ein-
fach gefunden. Bei einem Embryo von zehn
Wochen war das doppelte Organ im unteren
Theile dreieckig, 0,88‴ lang, 1,1‴ breit und
ging nach oben in zwei 0,64‴ lange, 0,16‴,
am Ende nur 0,04—0,02‴ breite Hörner aus.
Diese Hörner bestanden jedes wesentlich aus
einem einfachen mit Zellen gefüllten Cylinder
mit einer zarten scheinbar structurlosen Hülle
von 0,001‴ und einer stärkeren Bindegewebsschicht, doch war ihr
oberes und unteres Ende nicht ganz gleich, indem ersteres nur leicht
gewunden und zum Theil an den Rändern etwas buchtig war, wäh-
rend das andere stark buchtig und mit vereinzelten oder haufen-
weise beisammenstehenden Auswüchsen von 0,02—0,03‴ besetzt
war, die zum Theil schon wie eine innere Höhlung zeigten. Der
dickere Brusttheil des Organes war ganz mit Läppchen besetzt, an
denen wiederum einfachere Drüsenkörner sichtbar waren. In der
zwölften Woche war die Thymus nicht viel grösser, aber auch an
den Hörnern mit Läppchen besetzt.

Ueber die späteren Entwicklungsverhältnisse der Thymus zu
reden ist hier nicht der Ort und verweise ich Sie in dieser Beziehung
auf die Handbücher der Anatomie und Gewebelehre.


[Abbildung]

Fig. 189. Ein Stück des oberen Endes der Thymus eines 3″ langen Kalbs-
embryo etwa 30mal vergrössert. a einfacher noch nicht mit Knospen besetzter
oberer Theil des Thymusschlauches, b mit Knospen verschiedener Grösse
besetzter Theil des Kanales; c hellere Marksubstanz, die spätere Höhle des
Thymuskanales.



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[393/0409] Entwicklung der Darmdrüsen. stellbaren, weissen und vom Kieferwinkel bis zum Herzen verlaufen- den Thymus nachzuweisen sind, indem selbst um diese Zeit die in [Abbildung Fig. 189.] der Höhe des Kehlkopfes liegende schmale Stelle des Organes aus nichts als aus dem gewucher- ten primitiven Thymusschlauche besteht, an dem dann nach auf- und abwärts alle Stadien der Sprossenbildung leicht nachzuweisen sind. Was den Menschen anlangt, so habe ich die Thymus in der siebenten Woche im unteren Theile schon gelappt, im oberen, am Halse bis zur Thyreoidea hin gelegenen Abschnitte ein- fach gefunden. Bei einem Embryo von zehn Wochen war das doppelte Organ im unteren Theile dreieckig, 0,88‴ lang, 1,1‴ breit und ging nach oben in zwei 0,64‴ lange, 0,16‴, am Ende nur 0,04—0,02‴ breite Hörner aus. Diese Hörner bestanden jedes wesentlich aus einem einfachen mit Zellen gefüllten Cylinder mit einer zarten scheinbar structurlosen Hülle von 0,001‴ und einer stärkeren Bindegewebsschicht, doch war ihr oberes und unteres Ende nicht ganz gleich, indem ersteres nur leicht gewunden und zum Theil an den Rändern etwas buchtig war, wäh- rend das andere stark buchtig und mit vereinzelten oder haufen- weise beisammenstehenden Auswüchsen von 0,02—0,03‴ besetzt war, die zum Theil schon wie eine innere Höhlung zeigten. Der dickere Brusttheil des Organes war ganz mit Läppchen besetzt, an denen wiederum einfachere Drüsenkörner sichtbar waren. In der zwölften Woche war die Thymus nicht viel grösser, aber auch an den Hörnern mit Läppchen besetzt. Ueber die späteren Entwicklungsverhältnisse der Thymus zu reden ist hier nicht der Ort und verweise ich Sie in dieser Beziehung auf die Handbücher der Anatomie und Gewebelehre. [Abbildung Fig. 189. Ein Stück des oberen Endes der Thymus eines 3″ langen Kalbs- embryo etwa 30mal vergrössert. a einfacher noch nicht mit Knospen besetzter oberer Theil des Thymusschlauches, b mit Knospen verschiedener Grösse besetzter Theil des Kanales; c hellere Marksubstanz, die spätere Höhle des Thymuskanales. ]

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/409>, abgerufen am 27.04.2024.