Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Neununddreissigste Vorlesung.
Trennung die beiden Kanäle noch ganz dicht beisammen liegen, bald
aber, im vierten Monate, eine dickere Zwischenwand zwischen ihnen
Männliche
äussere
Geschlechts-
theile.

[Abbildung] Fig. 224.
[Abbildung] Fig. 225.
sich entwickelt, womit dann
die Bildung des Dammes
gegeben ist.

Die weitere Ausbildung
der äusseren Geschlechts-
theile verfolgen wir nun bei
beiden Geschlechtern für
sich. Beim männlichen Em-
bryo wandelt sich der Geni-
talhöcker in den Penis um,
an dem noch im dritten Mo-
nate vorn eine kleine An-
schwellung, die Glans sich
bildet und in der ersten
Hälfte des vierten Monates
die Genitalfurche verwächst.
Um dieselbe Zeit vereinigen sich auch die beiden Genitalfalten zur
Bildung des Scrotum (Fig. 225). Eine Naht, die Raphe scroti et penis,
die anfänglich ungemein deutlich ist, und von der Spitze des Gliedes
bis zur Anusöffnung verläuft, deutet die Stelle der Verschliessung
der Geschlechtsfurche an und scheint mir das Vorkommen dieser
Naht am Damme besonders auch für die oben erwähnte Ansicht von
Rathke zu sprechen, deren Richtigkeit vorausgesetzt die Ränder der
Genitalfurche als Fortsetzungen der Kloakalfalten aufgefasst werden
könnten. Mit der Schliessung der Geschlechtsfurche gewinnt natür-

[Abbildung]

Fig. 224. Zur Bildung der äusseren Genitalien des Menschen nach Ecker.
1. Unteres Leibesende eines Embryo der achten Woche, 2mal vergrössert.
e Glans oder Spitze des Genitalhöckers, f Genitalfurche rückwärts zu einer
Oeffnung führend, die um diese Zeit auch die des Mastdarmes ist, mithin eine
Kloakenmündung darstellt, h l Genitalfalten, s schwanzartiges Leibesende,
n Nabelstrang. 2. Von einem 1" 2''' langen etwa zehn Wochen alten weiblichen
Embryo. a After, u g Oeffnung des Sinus urogenitalis, n Ränder der Genital-
furche oder Labia minora. Die übrigen Buchstaben wie bei 1.

[Abbildung]

Fig. 225. Zur Entwicklung der äusseren Genitalien nach Ecker. 1. Von
einem 1" langen Embryo, 2mal vergr., ein Stadium darstellend, das dem
der Fig. 224, 2 vorangeht, bei dem das Geschlecht noch nicht entschieden ist.
2. Von einem männlichen Embryo von 2" 11/2''' vom Ende des dritten Monates.
Buchstaben wie bei Fig. 224. Bei 2. ist die Genitalfurche geschlossen in der
Naht r des Penis, Scrotum und Perineum.

Neununddreissigste Vorlesung.
Trennung die beiden Kanäle noch ganz dicht beisammen liegen, bald
aber, im vierten Monate, eine dickere Zwischenwand zwischen ihnen
Männliche
äussere
Geschlechts-
theile.

[Abbildung] Fig. 224.
[Abbildung] Fig. 225.
sich entwickelt, womit dann
die Bildung des Dammes
gegeben ist.

Die weitere Ausbildung
der äusseren Geschlechts-
theile verfolgen wir nun bei
beiden Geschlechtern für
sich. Beim männlichen Em-
bryo wandelt sich der Geni-
talhöcker in den Penis um,
an dem noch im dritten Mo-
nate vorn eine kleine An-
schwellung, die Glans sich
bildet und in der ersten
Hälfte des vierten Monates
die Genitalfurche verwächst.
Um dieselbe Zeit vereinigen sich auch die beiden Genitalfalten zur
Bildung des Scrotum (Fig. 225). Eine Naht, die Raphe scroti et penis,
die anfänglich ungemein deutlich ist, und von der Spitze des Gliedes
bis zur Anusöffnung verläuft, deutet die Stelle der Verschliessung
der Geschlechtsfurche an und scheint mir das Vorkommen dieser
Naht am Damme besonders auch für die oben erwähnte Ansicht von
Rathke zu sprechen, deren Richtigkeit vorausgesetzt die Ränder der
Genitalfurche als Fortsetzungen der Kloakalfalten aufgefasst werden
könnten. Mit der Schliessung der Geschlechtsfurche gewinnt natür-

[Abbildung]

Fig. 224. Zur Bildung der äusseren Genitalien des Menschen nach Ecker.
1. Unteres Leibesende eines Embryo der achten Woche, 2mal vergrössert.
e Glans oder Spitze des Genitalhöckers, f Genitalfurche rückwärts zu einer
Oeffnung führend, die um diese Zeit auch die des Mastdarmes ist, mithin eine
Kloakenmündung darstellt, h l Genitalfalten, s schwanzartiges Leibesende,
n Nabelstrang. 2. Von einem 1″ 2‴ langen etwa zehn Wochen alten weiblichen
Embryo. a After, u g Oeffnung des Sinus urogenitalis, n Ränder der Genital-
furche oder Labia minora. Die übrigen Buchstaben wie bei 1.

[Abbildung]

Fig. 225. Zur Entwicklung der äusseren Genitalien nach Ecker. 1. Von
einem 1″ langen Embryo, 2mal vergr., ein Stadium darstellend, das dem
der Fig. 224, 2 vorangeht, bei dem das Geschlecht noch nicht entschieden ist.
2. Von einem männlichen Embryo von 2″ 1½‴ vom Ende des dritten Monates.
Buchstaben wie bei Fig. 224. Bei 2. ist die Genitalfurche geschlossen in der
Naht r des Penis, Scrotum und Perineum.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0476" n="460"/><fw place="top" type="header">Neununddreissigste Vorlesung.</fw><lb/>
Trennung die beiden Kanäle noch ganz dicht beisammen liegen, bald<lb/>
aber, im vierten Monate, eine dickere Zwischenwand zwischen ihnen<lb/><note place="left">Männliche<lb/>
äussere<lb/>
Geschlechts-<lb/>
theile.</note><lb/><figure><head>Fig. 224.</head></figure><lb/><figure><head>Fig. 225.</head></figure><lb/>
sich entwickelt, womit dann<lb/>
die Bildung des <hi rendition="#g">Dammes</hi><lb/>
gegeben ist.</p><lb/>
        <p>Die weitere Ausbildung<lb/>
der äusseren Geschlechts-<lb/>
theile verfolgen wir nun bei<lb/>
beiden Geschlechtern für<lb/>
sich. Beim männlichen Em-<lb/>
bryo wandelt sich der Geni-<lb/>
talhöcker in den <hi rendition="#i">Penis</hi> um,<lb/>
an dem noch im dritten Mo-<lb/>
nate vorn eine kleine An-<lb/>
schwellung, die <hi rendition="#i">Glans</hi> sich<lb/>
bildet und in der ersten<lb/>
Hälfte des vierten Monates<lb/>
die Genitalfurche verwächst.<lb/>
Um dieselbe Zeit vereinigen sich auch die beiden Genitalfalten zur<lb/>
Bildung des <hi rendition="#i">Scrotum</hi> (Fig. 225). Eine Naht, die <hi rendition="#i">Raphe scroti et penis</hi>,<lb/>
die anfänglich ungemein deutlich ist, und von der Spitze des Gliedes<lb/>
bis zur Anusöffnung verläuft, deutet die Stelle der Verschliessung<lb/>
der Geschlechtsfurche an und scheint mir das Vorkommen dieser<lb/>
Naht am Damme besonders auch für die oben erwähnte Ansicht von<lb/><hi rendition="#k">Rathke</hi> zu sprechen, deren Richtigkeit vorausgesetzt die Ränder der<lb/>
Genitalfurche als Fortsetzungen der Kloakalfalten aufgefasst werden<lb/>
könnten. Mit der Schliessung der Geschlechtsfurche gewinnt natür-<lb/><figure><p>Fig. 224. Zur Bildung der äusseren Genitalien des Menschen nach <hi rendition="#k">Ecker</hi>.<lb/>
1. Unteres Leibesende eines Embryo der achten Woche, 2mal vergrössert.<lb/><hi rendition="#i">e Glans</hi> oder Spitze des Genitalhöckers, <hi rendition="#i">f</hi> Genitalfurche rückwärts zu einer<lb/>
Oeffnung führend, die um diese Zeit auch die des Mastdarmes ist, mithin eine<lb/>
Kloakenmündung darstellt, <hi rendition="#i">h l</hi> Genitalfalten, s schwanzartiges Leibesende,<lb/><hi rendition="#i">n</hi> Nabelstrang. 2. Von einem 1&#x2033; 2&#x2034; langen etwa zehn Wochen alten weiblichen<lb/>
Embryo. <hi rendition="#i">a</hi> After, <hi rendition="#i">u g</hi> Oeffnung des <hi rendition="#i">Sinus urogenitalis, n</hi> Ränder der Genital-<lb/>
furche oder <hi rendition="#i">Labia minora</hi>. Die übrigen Buchstaben wie bei 1.</p></figure><lb/><figure><p>Fig. 225. Zur Entwicklung der äusseren Genitalien nach <hi rendition="#k">Ecker</hi>. 1. Von<lb/>
einem 1&#x2033; langen Embryo, 2mal vergr., ein Stadium darstellend, das dem<lb/>
der Fig. 224, 2 vorangeht, bei dem das Geschlecht noch nicht entschieden ist.<lb/>
2. Von einem männlichen Embryo von 2&#x2033;&#x2034; vom Ende des dritten Monates.<lb/>
Buchstaben wie bei Fig. 224. Bei 2. ist die Genitalfurche geschlossen in der<lb/>
Naht <hi rendition="#i">r</hi> des <hi rendition="#i">Penis, Scrotum</hi> und <hi rendition="#i">Perineum</hi>.</p></figure><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[460/0476] Neununddreissigste Vorlesung. Trennung die beiden Kanäle noch ganz dicht beisammen liegen, bald aber, im vierten Monate, eine dickere Zwischenwand zwischen ihnen [Abbildung Fig. 224.] [Abbildung Fig. 225.] sich entwickelt, womit dann die Bildung des Dammes gegeben ist. Männliche äussere Geschlechts- theile. Die weitere Ausbildung der äusseren Geschlechts- theile verfolgen wir nun bei beiden Geschlechtern für sich. Beim männlichen Em- bryo wandelt sich der Geni- talhöcker in den Penis um, an dem noch im dritten Mo- nate vorn eine kleine An- schwellung, die Glans sich bildet und in der ersten Hälfte des vierten Monates die Genitalfurche verwächst. Um dieselbe Zeit vereinigen sich auch die beiden Genitalfalten zur Bildung des Scrotum (Fig. 225). Eine Naht, die Raphe scroti et penis, die anfänglich ungemein deutlich ist, und von der Spitze des Gliedes bis zur Anusöffnung verläuft, deutet die Stelle der Verschliessung der Geschlechtsfurche an und scheint mir das Vorkommen dieser Naht am Damme besonders auch für die oben erwähnte Ansicht von Rathke zu sprechen, deren Richtigkeit vorausgesetzt die Ränder der Genitalfurche als Fortsetzungen der Kloakalfalten aufgefasst werden könnten. Mit der Schliessung der Geschlechtsfurche gewinnt natür- [Abbildung Fig. 224. Zur Bildung der äusseren Genitalien des Menschen nach Ecker. 1. Unteres Leibesende eines Embryo der achten Woche, 2mal vergrössert. e Glans oder Spitze des Genitalhöckers, f Genitalfurche rückwärts zu einer Oeffnung führend, die um diese Zeit auch die des Mastdarmes ist, mithin eine Kloakenmündung darstellt, h l Genitalfalten, s schwanzartiges Leibesende, n Nabelstrang. 2. Von einem 1″ 2‴ langen etwa zehn Wochen alten weiblichen Embryo. a After, u g Oeffnung des Sinus urogenitalis, n Ränder der Genital- furche oder Labia minora. Die übrigen Buchstaben wie bei 1.] [Abbildung Fig. 225. Zur Entwicklung der äusseren Genitalien nach Ecker. 1. Von einem 1″ langen Embryo, 2mal vergr., ein Stadium darstellend, das dem der Fig. 224, 2 vorangeht, bei dem das Geschlecht noch nicht entschieden ist. 2. Von einem männlichen Embryo von 2″ 1½‴ vom Ende des dritten Monates. Buchstaben wie bei Fig. 224. Bei 2. ist die Genitalfurche geschlossen in der Naht r des Penis, Scrotum und Perineum.]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/476
Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/476>, abgerufen am 28.04.2024.