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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Wie den Wiedergebornen der Gnade Gefühl
Erfasst mit Schauerentzücken;
So erfasst mich mit Schauern Gottes,
Unsterblichkeit, dein grosses Gefühl!
Längst ahnet', längst hofft' ichs; itzt glaub' ich,
dass ich bin!
Ich glaub' und fühle, dass ich ewig bin. --
Neige deine Wipfel, Eiche!
Ein Unsterblicher wandelt unter dir.
Ründe die silberne Scheibe, Mond!
Entblinket dem Nachtgedüft, schimmeräugige
Sterne!
Sirius, wälze dein Flammenrad! Glanzge-
gürteter Orion,
Wandle stattlich den Riesengang!
Wonne! Stolz! Entzücken!
Ich bin unsterblich!
Mehr als die Eich' und der Mond, mehr als
Orion und Sirius
Bin ich -- ich bin unsterblich!
Himmel und Erde vergehn!
Ich vergehe nicht. -- --
Ach, wenn ich verginge --
Ewige Liebe, wer wär' ich dann?
Wie den Wiedergebornen der Gnade Gefühl
Erfaſst mit Schauerentzücken;
So erfaſst mich mit Schauern Gottes,
Unsterblichkeit, dein groſses Gefühl!
Längst ahnet', längst hofft' ichs; itzt glaub' ich,
daſs ich bin!
Ich glaub' und fühle, daſs ich ewig bin. —
Neige deine Wipfel, Eiche!
Ein Unsterblicher wandelt unter dir.
Ründe die silberne Scheibe, Mond!
Entblinket dem Nachtgedüft, schimmeräugige
Sterne!
Sirius, wälze dein Flammenrad! Glanzge-
gürteter Orion,
Wandle stattlich den Riesengang!
Wonne! Stolz! Entzücken!
Ich bin unsterblich!
Mehr als die Eich' und der Mond, mehr als
Orion und Sirius
Bin ich — ich bin unsterblich!
Himmel und Erde vergehn!
Ich vergehe nicht. — —
Ach, wenn ich verginge —
Ewige Liebe, wer wär' ich dann?
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[100/0140] Wie den Wiedergebornen der Gnade Gefühl Erfaſst mit Schauerentzücken; So erfaſst mich mit Schauern Gottes, Unsterblichkeit, dein groſses Gefühl! Längst ahnet', längst hofft' ichs; itzt glaub' ich, daſs ich bin! Ich glaub' und fühle, daſs ich ewig bin. — Neige deine Wipfel, Eiche! Ein Unsterblicher wandelt unter dir. Ründe die silberne Scheibe, Mond! Entblinket dem Nachtgedüft, schimmeräugige Sterne! Sirius, wälze dein Flammenrad! Glanzge- gürteter Orion, Wandle stattlich den Riesengang! Wonne! Stolz! Entzücken! Ich bin unsterblich! Mehr als die Eich' und der Mond, mehr als Orion und Sirius Bin ich — ich bin unsterblich! Himmel und Erde vergehn! Ich vergehe nicht. — — Ach, wenn ich verginge — Ewige Liebe, wer wär' ich dann?

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/140>, abgerufen am 06.05.2024.