Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Ralow von seiner trotzenden Höhe. Noch leben die
Namen
Judith und Agath' in den Haynen *). Stumm und
einsam
Wandeln im zweifelnden Lichte des Mondes die
Schatten der Helden
Zwischen den Tannen. Das Eisen des Pflügers, der
Spaten des Gärtners,
Prallt oft klingend zurück vom versunkenen hohlen
Gemäuer.

Also die Sage der Väter -- Wie still, wie
schauerlich liegst du,
Ralow, vor mir! Wie streift der Mond die däm-
mernden Hayne,
Und die glänzende Fluth! Wie schimmern im Thaue
den Abhang
Deine schwimmenden Saaten hinab! Ihr Helden der
Vorzeit,
Schön ist und schaurig die Nacht. Entsteiget den
Grüften, entschwebet
Euren stillen Gewölben, und wandelt im Krieger-
geschmeide
Vor mir über. Mein Herz gelüstet, die Starken zu
schauen
*) Zwey Gehölze der Gegend führen ihre
Namen.
K

Ralow von seiner trotzenden Höhe. Noch leben die
Namen
Judith und Agath' in den Haynen *). Stumm und
einsam
Wandeln im zweifelnden Lichte des Mondes die
Schatten der Helden
Zwischen den Tannen. Das Eisen des Pflügers, der
Spaten des Gärtners,
Prallt oft klingend zurück vom versunkenen hohlen
Gemäuer.

Also die Sage der Väter — Wie still, wie
schauerlich liegst du,
Ralow, vor mir! Wie streift der Mond die däm-
mernden Hayne,
Und die glänzende Fluth! Wie schimmern im Thaue
den Abhang
Deine schwimmenden Saaten hinab! Ihr Helden der
Vorzeit,
Schön ist und schaurig die Nacht. Entsteiget den
Grüften, entschwebet
Euren stillen Gewölben, und wandelt im Krieger-
geschmeide
Vor mir über. Mein Herz gelüstet, die Starken zu
schauen
*) Zwey Gehölze der Gegend führen ihre
Namen.
K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="40">
              <pb facs="#f0187" n="145"/>
              <l>Ralow von seiner trotzenden Höhe. Noch leben die</l><lb/>
              <l>Namen</l><lb/>
              <l>Judith und Agath' in den Haynen <note place="foot" n="*)">Zwey Gehölze der Gegend führen ihre<lb/>
Namen.</note>. Stumm und</l><lb/>
              <l>einsam</l><lb/>
              <l>Wandeln im zweifelnden Lichte des Mondes die</l><lb/>
              <l>Schatten der Helden</l><lb/>
              <l>Zwischen den Tannen. Das Eisen des Pflügers, der</l><lb/>
              <l>Spaten des Gärtners,</l><lb/>
              <l>Prallt oft klingend zurück vom versunkenen hohlen</l><lb/>
              <l>Gemäuer.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="41">
              <l>Also die Sage der Väter &#x2014; Wie still, wie</l><lb/>
              <l>schauerlich liegst du,</l><lb/>
              <l>Ralow, vor mir! Wie streift der Mond die däm-</l><lb/>
              <l>mernden Hayne,</l><lb/>
              <l>Und die glänzende Fluth! Wie schimmern im Thaue</l><lb/>
              <l>den Abhang</l><lb/>
              <l>Deine schwimmenden Saaten hinab! Ihr Helden der</l><lb/>
              <l>Vorzeit,</l><lb/>
              <l>Schön ist und schaurig die Nacht. Entsteiget den</l><lb/>
              <l>Grüften, entschwebet</l><lb/>
              <l>Euren stillen Gewölben, und wandelt im Krieger-</l><lb/>
              <l>geschmeide</l><lb/>
              <l>Vor mir über. Mein Herz gelüstet, die Starken zu</l><lb/>
              <l>schauen</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">K</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0187] Ralow von seiner trotzenden Höhe. Noch leben die Namen Judith und Agath' in den Haynen *). Stumm und einsam Wandeln im zweifelnden Lichte des Mondes die Schatten der Helden Zwischen den Tannen. Das Eisen des Pflügers, der Spaten des Gärtners, Prallt oft klingend zurück vom versunkenen hohlen Gemäuer. Also die Sage der Väter — Wie still, wie schauerlich liegst du, Ralow, vor mir! Wie streift der Mond die däm- mernden Hayne, Und die glänzende Fluth! Wie schimmern im Thaue den Abhang Deine schwimmenden Saaten hinab! Ihr Helden der Vorzeit, Schön ist und schaurig die Nacht. Entsteiget den Grüften, entschwebet Euren stillen Gewölben, und wandelt im Krieger- geschmeide Vor mir über. Mein Herz gelüstet, die Starken zu schauen *) Zwey Gehölze der Gegend führen ihre Namen. K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/187
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/187>, abgerufen am 28.04.2024.