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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Theon.
O du, mein Glück, mein Ruhm und meine Habe,
O du, des Himmels letzte, beste Gabe!
Du gabst mir Alles, Theure, was mir fehlt;
Du nahmst mir Alles, Traute, was mich quält.
Wie volle Gnüge ward dem Nimmersatten
Durch dich gewährt! Wie ward dem Sehnsuchtmatten
Der Labekelch durch dich so voll geschenkt;
Der mit Ambrosia und Nektar tränkt!
Mich täuscht nicht mehr des Ruhmes Irrlicht-
schimmer;
Der Hochgelahrtheit Dunst berauscht mich nimmer.
Dein Blick, dein Nick, dein Handdruck und dein Kuss
Sind Sporns und Danks genug dem Genius.
Um feuriger zu dir zurückzuflüchten,
Verlass' ich dich, zu üben schöne Pflichten.
Um sie zu üben mit verjüngter Lust,
Flieg' ich aus ihrem Arm an deine Brust.
So sanft verwallt, so spiegelklar und eben,
An deinem Busen mir das süsse Leben.
Die Hore schlüpft dahin in leichtem Tanz,
Und reicht mir fliehend ihren Blumenkranz.

Theon.
O du, mein Glück, mein Ruhm und meine Habe,
O du, des Himmels letzte, beste Gabe!
Du gabst mir Alles, Theure, was mir fehlt;
Du nahmst mir Alles, Traute, was mich quält.
Wie volle Gnüge ward dem Nimmersatten
Durch dich gewährt! Wie ward dem Sehnsuchtmatten
Der Labekelch durch dich so voll geschenkt;
Der mit Ambrosia und Nektar tränkt!
Mich täuscht nicht mehr des Ruhmes Irrlicht-
schimmer;
Der Hochgelahrtheit Dunst berauscht mich nimmer.
Dein Blick, dein Nick, dein Handdruck und dein Kuss
Sind Sporns und Danks genug dem Genius.
Um feuriger zu dir zurückzuflüchten,
Verlass' ich dich, zu üben schöne Pflichten.
Um sie zu üben mit verjüngter Lust,
Flieg' ich aus ihrem Arm an deine Brust.
So sanft verwallt, so spiegelklar und eben,
An deinem Busen mir das süsse Leben.
Die Hore schlüpft dahin in leichtem Tanz,
Und reicht mir fliehend ihren Blumenkranz.

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[235/0253] Theon. O du, mein Glück, mein Ruhm und meine Habe, O du, des Himmels letzte, beste Gabe! Du gabst mir Alles, Theure, was mir fehlt; Du nahmst mir Alles, Traute, was mich quält. Wie volle Gnüge ward dem Nimmersatten Durch dich gewährt! Wie ward dem Sehnsuchtmatten Der Labekelch durch dich so voll geschenkt; Der mit Ambrosia und Nektar tränkt! Mich täuscht nicht mehr des Ruhmes Irrlicht- schimmer; Der Hochgelahrtheit Dunst berauscht mich nimmer. Dein Blick, dein Nick, dein Handdruck und dein Kuss Sind Sporns und Danks genug dem Genius. Um feuriger zu dir zurückzuflüchten, Verlass' ich dich, zu üben schöne Pflichten. Um sie zu üben mit verjüngter Lust, Flieg' ich aus ihrem Arm an deine Brust. So sanft verwallt, so spiegelklar und eben, An deinem Busen mir das süsse Leben. Die Hore schlüpft dahin in leichtem Tanz, Und reicht mir fliehend ihren Blumenkranz.

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/253>, abgerufen am 03.05.2024.