Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite
Bürg. Keine Seele. Die Sabine woll-
te bey ihm bleiben, aber ich jagte sie in die
Küche.
Fr. St. Nun so lauft! rutscht auf Eu-
ren Knien die Treppe hinauf! -- Niclas!
Niclas! der König ist in deinem Hause!
Bürg und Hr. St. Wie? was?
Sperl. Der König?
Bürg. Mache mich die Frau Mutter
nicht confus.
Fr. St. Ja, nun wird die Confusion
erst recht angehn. Ganz Krähwinkel muß
confus werden! Er ist da! sag' ich, er ist
da! Gleich dem großen Weltkönig, der auf
einem Eselein ritt, hat er dich erwählt, mein
Sohn Niclas! in dein Haus ist er eingezo-
gen, du glücklicher Bürgermeister auch Ober-
Aeltester!
Bürg. Frau Mutter, ich bitte sich zu
expliciren, denn ich weiß schon nicht mehr, ob
ich einen Kopf oder eine Windmühle auf dem
Rumpfe trage.


Fr. St.
Buͤrg. Keine Seele. Die Sabine woll-
te bey ihm bleiben, aber ich jagte ſie in die
Kuͤche.
Fr. St. Nun ſo lauft! rutſcht auf Eu-
ren Knien die Treppe hinauf! — Niclas!
Niclas! der Koͤnig iſt in deinem Hauſe!
Buͤrg und Hr. St. Wie? was?
Sperl. Der Koͤnig?
Buͤrg. Mache mich die Frau Mutter
nicht confus.
Fr. St. Ja, nun wird die Confuſion
erſt recht angehn. Ganz Kraͤhwinkel muß
confus werden! Er iſt da! ſag’ ich, er iſt
da! Gleich dem großen Weltkoͤnig, der auf
einem Eſelein ritt, hat er dich erwaͤhlt, mein
Sohn Niclas! in dein Haus iſt er eingezo-
gen, du gluͤcklicher Buͤrgermeiſter auch Ober-
Aelteſter!
Buͤrg. Frau Mutter, ich bitte ſich zu
expliciren, denn ich weiß ſchon nicht mehr, ob
ich einen Kopf oder eine Windmuͤhle auf dem
Rumpfe trage.


Fr. St.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0075" n="69"/>
          <sp who="#BUERGERM">
            <speaker><hi rendition="#g">Bu&#x0364;rg</hi>.</speaker>
            <p>Keine Seele. Die Sabine woll-<lb/>
te bey ihm bleiben, aber ich jagte &#x017F;ie in die<lb/>
Ku&#x0364;che.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRSTAAR ">
            <speaker><hi rendition="#g">Fr. St</hi>.</speaker>
            <p>Nun &#x017F;o lauft! rut&#x017F;cht auf Eu-<lb/>
ren Knien die Treppe hinauf! &#x2014; Niclas!<lb/>
Niclas! der Ko&#x0364;nig i&#x017F;t in deinem Hau&#x017F;e!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BUERGERMSTAAR">
            <speaker><hi rendition="#g">Bu&#x0364;rg</hi> und <hi rendition="#g">Hr. St</hi>.</speaker>
            <p>Wie? was?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SPER">
            <speaker><hi rendition="#g">Sperl</hi>.</speaker>
            <p>Der Ko&#x0364;nig?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BUERGERM">
            <speaker><hi rendition="#g">Bu&#x0364;rg</hi>.</speaker>
            <p>Mache mich die Frau Mutter<lb/>
nicht confus.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRSTAAR ">
            <speaker><hi rendition="#g">Fr. St</hi>.</speaker>
            <p>Ja, nun wird die Confu&#x017F;ion<lb/>
er&#x017F;t recht angehn. Ganz Kra&#x0364;hwinkel muß<lb/>
confus werden! Er i&#x017F;t da! &#x017F;ag&#x2019; ich, er i&#x017F;t<lb/>
da! Gleich dem großen Weltko&#x0364;nig, der auf<lb/>
einem E&#x017F;elein ritt, hat er dich erwa&#x0364;hlt, mein<lb/>
Sohn Niclas! in <hi rendition="#g">dein</hi> Haus i&#x017F;t er eingezo-<lb/>
gen, du glu&#x0364;cklicher Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter auch Ober-<lb/>
Aelte&#x017F;ter!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BUERGERM">
            <speaker><hi rendition="#g">Bu&#x0364;rg</hi>.</speaker>
            <p>Frau Mutter, ich bitte &#x017F;ich zu<lb/>
expliciren, denn ich weiß &#x017F;chon nicht mehr, ob<lb/>
ich einen Kopf oder eine Windmu&#x0364;hle auf dem<lb/>
Rumpfe trage.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">Fr. St</hi>.</fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0075] Buͤrg. Keine Seele. Die Sabine woll- te bey ihm bleiben, aber ich jagte ſie in die Kuͤche. Fr. St. Nun ſo lauft! rutſcht auf Eu- ren Knien die Treppe hinauf! — Niclas! Niclas! der Koͤnig iſt in deinem Hauſe! Buͤrg und Hr. St. Wie? was? Sperl. Der Koͤnig? Buͤrg. Mache mich die Frau Mutter nicht confus. Fr. St. Ja, nun wird die Confuſion erſt recht angehn. Ganz Kraͤhwinkel muß confus werden! Er iſt da! ſag’ ich, er iſt da! Gleich dem großen Weltkoͤnig, der auf einem Eſelein ritt, hat er dich erwaͤhlt, mein Sohn Niclas! in dein Haus iſt er eingezo- gen, du gluͤcklicher Buͤrgermeiſter auch Ober- Aelteſter! Buͤrg. Frau Mutter, ich bitte ſich zu expliciren, denn ich weiß ſchon nicht mehr, ob ich einen Kopf oder eine Windmuͤhle auf dem Rumpfe trage. Fr. St.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/75
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/75>, abgerufen am 27.04.2024.