Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Lotte. (ironisch) Mit einem Frauenzimmer ver-
muthlich.
Franz. Getroffen!
Lotte. Vielleicht hat er im Duell --
Franz. Einen Hasen geschossen.
Lotte. Oder als falscher Münzer --
Franz. Pasteten gebacken.
Lotte. Oder er ist als Deserteur --
Franz. Seinem Mädchen entlaufen.
Lotte. Oder er ist --
Franz. Ein Jesuit.
Lotte. (entrüstet) Guter Freund! wer sein Herr
ist, werd' ich wohl freylich nicht erfahren, und
mags auch nun nicht wissen; aber wer Er ist, das
weiß ich.
Franz. Nun?
Lotte. Er ist ein Tölpel. (sie läuft fort.)
Franz. Schönen Dank! Wer den Weibern ihren
Willen thut, der ist ein homme comme il faut,
und wer sich nicht von ihnen zum Narren brauchen
läßt, der ist ein Tölpel. Aber Sie mögen dich
nun bezahlen in dieser oder in jener Münze; du
bist immer betrogen.

Lotte. (ironiſch) Mit einem Frauenzimmer ver-
muthlich.
Franz. Getroffen!
Lotte. Vielleicht hat er im Duell —
Franz. Einen Haſen geſchoſſen.
Lotte. Oder als falſcher Muͤnzer —
Franz. Paſteten gebacken.
Lotte. Oder er iſt als Deſerteur —
Franz. Seinem Maͤdchen entlaufen.
Lotte. Oder er iſt —
Franz. Ein Jeſuit.
Lotte. (entrüſtet) Guter Freund! wer ſein Herr
iſt, werd’ ich wohl freylich nicht erfahren, und
mags auch nun nicht wiſſen; aber wer Er iſt, das
weiß ich.
Franz. Nun?
Lotte. Er iſt ein Toͤlpel. (ſie läuft fort.)
Franz. Schoͤnen Dank! Wer den Weibern ihren
Willen thut, der iſt ein homme comme il faut,
und wer ſich nicht von ihnen zum Narren brauchen
laͤßt, der iſt ein Toͤlpel. Aber Sie moͤgen dich
nun bezahlen in dieſer oder in jener Muͤnze; du
biſt immer betrogen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0084" n="76"/>
            <sp who="#LOT">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker>
              <stage>(ironi&#x017F;ch)</stage>
              <p>Mit einem Frauenzimmer ver-<lb/>
muthlich.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#FRA">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker>
              <p>Getroffen!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LOT">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker>
              <p>Vielleicht hat er im Duell &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#FRA">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker>
              <p>Einen Ha&#x017F;en ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LOT">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker>
              <p>Oder als fal&#x017F;cher Mu&#x0364;nzer &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#FRA">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker>
              <p>Pa&#x017F;teten gebacken.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LOT">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker>
              <p>Oder er i&#x017F;t als De&#x017F;erteur &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#FRA">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker>
              <p>Seinem Ma&#x0364;dchen entlaufen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LOT">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker>
              <p>Oder er i&#x017F;t &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#FRA">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker>
              <p>Ein Je&#x017F;uit.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LOT">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker>
              <stage>(entrü&#x017F;tet)</stage>
              <p>Guter Freund! wer &#x017F;ein Herr<lb/>
i&#x017F;t, werd&#x2019; ich wohl freylich nicht erfahren, und<lb/>
mags auch nun nicht wi&#x017F;&#x017F;en; aber wer <hi rendition="#g">Er</hi> i&#x017F;t, das<lb/>
weiß ich.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#FRA">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker>
              <p>Nun?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LOT">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker>
              <p>Er i&#x017F;t ein To&#x0364;lpel.</p>
              <stage>(&#x017F;ie läuft fort.)</stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#FRA">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker>
              <p>Scho&#x0364;nen Dank! Wer den Weibern ihren<lb/>
Willen thut, der i&#x017F;t ein <hi rendition="#aq">homme comme il faut,</hi><lb/>
und wer &#x017F;ich nicht von ihnen zum Narren brauchen<lb/>
la&#x0364;ßt, der i&#x017F;t ein To&#x0364;lpel. Aber Sie mo&#x0364;gen dich<lb/>
nun bezahlen in die&#x017F;er oder in jener Mu&#x0364;nze; du<lb/>
bi&#x017F;t immer betrogen.</p>
            </sp>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0084] Lotte. (ironiſch) Mit einem Frauenzimmer ver- muthlich. Franz. Getroffen! Lotte. Vielleicht hat er im Duell — Franz. Einen Haſen geſchoſſen. Lotte. Oder als falſcher Muͤnzer — Franz. Paſteten gebacken. Lotte. Oder er iſt als Deſerteur — Franz. Seinem Maͤdchen entlaufen. Lotte. Oder er iſt — Franz. Ein Jeſuit. Lotte. (entrüſtet) Guter Freund! wer ſein Herr iſt, werd’ ich wohl freylich nicht erfahren, und mags auch nun nicht wiſſen; aber wer Er iſt, das weiß ich. Franz. Nun? Lotte. Er iſt ein Toͤlpel. (ſie läuft fort.) Franz. Schoͤnen Dank! Wer den Weibern ihren Willen thut, der iſt ein homme comme il faut, und wer ſich nicht von ihnen zum Narren brauchen laͤßt, der iſt ein Toͤlpel. Aber Sie moͤgen dich nun bezahlen in dieſer oder in jener Muͤnze; du biſt immer betrogen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/84
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/84>, abgerufen am 26.04.2024.