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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Ernte.
Garben zu schützen und leichter zum Austrocknen zu bringen, pflegt man die Kreuze in
einigen Gegenden Schlesiens auf Stangen, ähnlich wie bei den Kleereitern zu spießen, welche
unten 50 Cm. vom Boden mit einem Querholze versehen sind, das als Auflager für die
unterste Bodengarbe dient.

In feuchteren Gegenden ist die Aufstellung in Puppen oder Hocken, Fig. 107, der-
jenigen in Kreuzen vorzuziehen. Bei dem Auf-
setzen in Kreuzen läßt man die Garben gerne
einen Tag abliegen, während die Puppen gleich
nach dem Schneiden aufgestellt werden können,
da die Garben weniger groß gebunden werden.
Ihre Aufstellung erfolgt in der Weise, daß um
eine zur Vermehrung der Standfähigkeit etwas
stärker gebundene Garbe im Kreise 6 -- 8 weitere
Garben etwas abstehend, damit die Luft leichter
durchziehen kann, aufgestellt werden. Zum
Schlusse werden sämmtliche mit ihren Aehren
nach aufwärts gerichteten Garben mit einer

[Abbildung] Fig. 107.

Getreidepuppe.

stärker gebundenen Garbe, deren Stroh auseinander Gebreitet wird, trichterförmig überdeckt.

Noch mehr Schutz als diese Puppen gewähren die in Böhmen gebräuchlichen ähnlichen Hut-
mandel
, Fig. 108. Dieselben werden von einer in der Mitte stehenden Garbe gebildet, an
welche 2mal übereinander je 4 Garben kreuzweise
angelehnt werden. Die aufwärts gerichteten
Aehren sämmtlicher Garben erhalten dann durch
eine querüber gegen die herrschende Windrichtung
gelegte Garbe (Hut), welche knapp vor den Aehren
im Stroh eingeknickt wird, Schutz vor dem Regen.
Das Aufstellen derselben erfolgt rasch, da eine
Person neben dem Garbenbinden 10--15 solcher
Mandeln im Tage aufrichten kann. In Puppen
oder Hutmandeln wird das Getreide sicher nach-
reifen können und gegen den Regen am besten
geschützt sein. Dieselben sind aus kleinen Garben
gebildet, können daher, wenn durchnäßt, bei
ihrer lüftigeren Zusammenstellung schnell wieder
abtrocknen, ohne daß die Körner durch Aus-
wachsen der Keime oder das Stroh durch Ver-
änderung seiner Farbe und seines Gebrauchs-
werthes Schaden genommen haben.

Kurzhalmiges Getreide, wie Gerste, Hafer,
läßt sich weniger gut in Puppen und Mandeln
aufstellen. Für diese Früchte gelangt die Auf-
stellung in zwei dachförmig gegen einander ge-
stellten Zeilen, Stiegen, Fig. 109 u. 110,
zur Ausführung, wenn man nicht vorzieht, die-
selben in Schwaden zu trocknen, nach Bedarf
zu wenden und dann erst vor dem Einführen
zu binden. Zur Erhöhung der Standfähigkeit
können die beiden seitlichen Garben an den
Enden der Reihe mit einem Bande, Fig. 109 a a,

[Abbildung] Fig. 108.

Getreidehutmandel.

[Abbildung] Fig. 109 u. Fig, 110.

Aufstellung des Getreides
in Zeilen.

umschlungen und zur Vermehrung des Schutzes die ganze Zeile mit einem Dache, Fig. 110,
von geöffneten Garben bedeckt werden.

Die Ernte.
Garben zu ſchützen und leichter zum Austrocknen zu bringen, pflegt man die Kreuze in
einigen Gegenden Schleſiens auf Stangen, ähnlich wie bei den Kleereitern zu ſpießen, welche
unten 50 Cm. vom Boden mit einem Querholze verſehen ſind, das als Auflager für die
unterſte Bodengarbe dient.

In feuchteren Gegenden iſt die Aufſtellung in Puppen oder Hocken, Fig. 107, der-
jenigen in Kreuzen vorzuziehen. Bei dem Auf-
ſetzen in Kreuzen läßt man die Garben gerne
einen Tag abliegen, während die Puppen gleich
nach dem Schneiden aufgeſtellt werden können,
da die Garben weniger groß gebunden werden.
Ihre Aufſtellung erfolgt in der Weiſe, daß um
eine zur Vermehrung der Standfähigkeit etwas
ſtärker gebundene Garbe im Kreiſe 6 — 8 weitere
Garben etwas abſtehend, damit die Luft leichter
durchziehen kann, aufgeſtellt werden. Zum
Schluſſe werden ſämmtliche mit ihren Aehren
nach aufwärts gerichteten Garben mit einer

[Abbildung] Fig. 107.

Getreidepuppe.

ſtärker gebundenen Garbe, deren Stroh auseinander Gebreitet wird, trichterförmig überdeckt.

Noch mehr Schutz als dieſe Puppen gewähren die in Böhmen gebräuchlichen ähnlichen Hut-
mandel
, Fig. 108. Dieſelben werden von einer in der Mitte ſtehenden Garbe gebildet, an
welche 2mal übereinander je 4 Garben kreuzweiſe
angelehnt werden. Die aufwärts gerichteten
Aehren ſämmtlicher Garben erhalten dann durch
eine querüber gegen die herrſchende Windrichtung
gelegte Garbe (Hut), welche knapp vor den Aehren
im Stroh eingeknickt wird, Schutz vor dem Regen.
Das Aufſtellen derſelben erfolgt raſch, da eine
Perſon neben dem Garbenbinden 10—15 ſolcher
Mandeln im Tage aufrichten kann. In Puppen
oder Hutmandeln wird das Getreide ſicher nach-
reifen können und gegen den Regen am beſten
geſchützt ſein. Dieſelben ſind aus kleinen Garben
gebildet, können daher, wenn durchnäßt, bei
ihrer lüftigeren Zuſammenſtellung ſchnell wieder
abtrocknen, ohne daß die Körner durch Aus-
wachſen der Keime oder das Stroh durch Ver-
änderung ſeiner Farbe und ſeines Gebrauchs-
werthes Schaden genommen haben.

Kurzhalmiges Getreide, wie Gerſte, Hafer,
läßt ſich weniger gut in Puppen und Mandeln
aufſtellen. Für dieſe Früchte gelangt die Auf-
ſtellung in zwei dachförmig gegen einander ge-
ſtellten Zeilen, Stiegen, Fig. 109 u. 110,
zur Ausführung, wenn man nicht vorzieht, die-
ſelben in Schwaden zu trocknen, nach Bedarf
zu wenden und dann erſt vor dem Einführen
zu binden. Zur Erhöhung der Standfähigkeit
können die beiden ſeitlichen Garben an den
Enden der Reihe mit einem Bande, Fig. 109 a a,

[Abbildung] Fig. 108.

Getreidehutmandel.

[Abbildung] Fig. 109 u. Fig, 110.

Aufſtellung des Getreides
in Zeilen.

umſchlungen und zur Vermehrung des Schutzes die ganze Zeile mit einem Dache, Fig. 110,
von geöffneten Garben bedeckt werden.

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[269/0287] Die Ernte. Garben zu ſchützen und leichter zum Austrocknen zu bringen, pflegt man die Kreuze in einigen Gegenden Schleſiens auf Stangen, ähnlich wie bei den Kleereitern zu ſpießen, welche unten 50 Cm. vom Boden mit einem Querholze verſehen ſind, das als Auflager für die unterſte Bodengarbe dient. In feuchteren Gegenden iſt die Aufſtellung in Puppen oder Hocken, Fig. 107, der- jenigen in Kreuzen vorzuziehen. Bei dem Auf- ſetzen in Kreuzen läßt man die Garben gerne einen Tag abliegen, während die Puppen gleich nach dem Schneiden aufgeſtellt werden können, da die Garben weniger groß gebunden werden. Ihre Aufſtellung erfolgt in der Weiſe, daß um eine zur Vermehrung der Standfähigkeit etwas ſtärker gebundene Garbe im Kreiſe 6 — 8 weitere Garben etwas abſtehend, damit die Luft leichter durchziehen kann, aufgeſtellt werden. Zum Schluſſe werden ſämmtliche mit ihren Aehren nach aufwärts gerichteten Garben mit einer [Abbildung Fig. 107. Getreidepuppe.] ſtärker gebundenen Garbe, deren Stroh auseinander Gebreitet wird, trichterförmig überdeckt. Noch mehr Schutz als dieſe Puppen gewähren die in Böhmen gebräuchlichen ähnlichen Hut- mandel, Fig. 108. Dieſelben werden von einer in der Mitte ſtehenden Garbe gebildet, an welche 2mal übereinander je 4 Garben kreuzweiſe angelehnt werden. Die aufwärts gerichteten Aehren ſämmtlicher Garben erhalten dann durch eine querüber gegen die herrſchende Windrichtung gelegte Garbe (Hut), welche knapp vor den Aehren im Stroh eingeknickt wird, Schutz vor dem Regen. Das Aufſtellen derſelben erfolgt raſch, da eine Perſon neben dem Garbenbinden 10—15 ſolcher Mandeln im Tage aufrichten kann. In Puppen oder Hutmandeln wird das Getreide ſicher nach- reifen können und gegen den Regen am beſten geſchützt ſein. Dieſelben ſind aus kleinen Garben gebildet, können daher, wenn durchnäßt, bei ihrer lüftigeren Zuſammenſtellung ſchnell wieder abtrocknen, ohne daß die Körner durch Aus- wachſen der Keime oder das Stroh durch Ver- änderung ſeiner Farbe und ſeines Gebrauchs- werthes Schaden genommen haben. Kurzhalmiges Getreide, wie Gerſte, Hafer, läßt ſich weniger gut in Puppen und Mandeln aufſtellen. Für dieſe Früchte gelangt die Auf- ſtellung in zwei dachförmig gegen einander ge- ſtellten Zeilen, Stiegen, Fig. 109 u. 110, zur Ausführung, wenn man nicht vorzieht, die- ſelben in Schwaden zu trocknen, nach Bedarf zu wenden und dann erſt vor dem Einführen zu binden. Zur Erhöhung der Standfähigkeit können die beiden ſeitlichen Garben an den Enden der Reihe mit einem Bande, Fig. 109 a a, [Abbildung Fig. 108. Getreidehutmandel.] [Abbildung Fig. 109 u. Fig, 110. Aufſtellung des Getreides in Zeilen.] umſchlungen und zur Vermehrung des Schutzes die ganze Zeile mit einem Dache, Fig. 110, von geöffneten Garben bedeckt werden.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/287>, abgerufen am 29.04.2024.