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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
hat sich der Hansom'sche Kartoffelgraber, welcher durch rotirende Gabeln das Aus-
nehmen bewerkstelligen soll, bewährt. In gewissen Fällen bei trockenem, lockerem
Boden und mäßig hohem und dichtem Kraute leistet der Howard'sche Kartoffel-
aushebepflug
, Fig. 132 (s. S. 291), noch die meisten Dienste. Derselbe ist
[Abbildung] Fig. 133.

Rübenaushebepflug von L. Zeit-
hammer -- Krumau. -- Entfernung der Schar-
spitzen von einander 16 Cm., Leistung per Tag
0.5--1.7 Hectar.

ein Häufelpflug, dessen Streichbretter gitter-
artig geschlitzt sind. Bei dem Gebrauche
des Kartoffelaushebepfluges wird ein Kartoffel-
kamm nach dem anderen gespalten, dabei
fällt die Erde durch das Streichbrett, während
die Kartoffeln abrollen und auf die gelockerte
Erde gelegt werden. Brauchbarer als die Kar-
toffelaushebepflüge sind die Rübenheber.
Die bekannteste Form derselben ist jene, welche
zuerst von Hohenheim aus verbreitet wurde.
In der Ausführung von L. Zeithammer,
Fig. 133, besteht derselbe aus einem einfachen,
mit Flacheisen verstärkten Holzgestelle, welches
als arbeitenden Theil zwei sechartige, mit
einer Querstange verbundene, unten sich flügel-
artig ausbreitende Aushebeschare trägt. Durch
die Schare wird das Erdreich um die Rübe
gelockert, während die Querstange die Rübe
von der Pfahlwurzel abtrennt und in die Höhe
hebt, so zwar, daß sie dann leicht von einem
Arbeiter aus dem Boden aufgenommen wer-
den kann.

Nachdem die Wurzel- und Knollenfrüchte
einen hervorragenden Antheil an der Ver-
sorgung der Thiere über Winter nehmen, so
müssen dieselben bis in das Frühjahr hinein
unversehrt und ohne Verlust aufbewahrt
werden. Um dies zu erreichen müssen alle nach-
theiligen Einflüsse fern gehalten werden, welche
entweder ein gänzliches Verderben der Wurzeln
und Knollen oder einen Verlust an ihrem Nähr-
werthe herbeiführen können. Am nachtheiligsten
für dieselben ist die Einwirkung des Frostes. Erfrorenes Wurzelwerk ist nicht nur
ungeeignet zur Fütterung, sondern auch ungeeignet zur technischen Verarbeitung Gleich
schädlich wie der Frost ist ein Uebermaß an Wärme, besonders dann, wenn dieselbe
mit Feuchtigkeit verbunden ist. Wärme und Feuchtigkeit begünstigt nicht nur ein
Verfaulen der Wurzel und Knollen, sondern auch gegen das Frühjahr zu ein mit
Substanzverlust verbundenes vorzeitiges Auswachsen. Die in Aufbewahrung befindlichen

Allgemeine Ackerbaulehre.
hat ſich der Hanſom'ſche Kartoffelgraber, welcher durch rotirende Gabeln das Aus-
nehmen bewerkſtelligen ſoll, bewährt. In gewiſſen Fällen bei trockenem, lockerem
Boden und mäßig hohem und dichtem Kraute leiſtet der Howard'ſche Kartoffel-
aushebepflug
, Fig. 132 (ſ. S. 291), noch die meiſten Dienſte. Derſelbe iſt
[Abbildung] Fig. 133.

Rübenaushebepflug von L. Zeit-
hammer — Krumau. — Entfernung der Schar-
ſpitzen von einander 16 Cm., Leiſtung per Tag
0.5—1.7 Hectar.

ein Häufelpflug, deſſen Streichbretter gitter-
artig geſchlitzt ſind. Bei dem Gebrauche
des Kartoffelaushebepfluges wird ein Kartoffel-
kamm nach dem anderen geſpalten, dabei
fällt die Erde durch das Streichbrett, während
die Kartoffeln abrollen und auf die gelockerte
Erde gelegt werden. Brauchbarer als die Kar-
toffelaushebepflüge ſind die Rübenheber.
Die bekannteſte Form derſelben iſt jene, welche
zuerſt von Hohenheim aus verbreitet wurde.
In der Ausführung von L. Zeithammer,
Fig. 133, beſteht derſelbe aus einem einfachen,
mit Flacheiſen verſtärkten Holzgeſtelle, welches
als arbeitenden Theil zwei ſechartige, mit
einer Querſtange verbundene, unten ſich flügel-
artig ausbreitende Aushebeſchare trägt. Durch
die Schare wird das Erdreich um die Rübe
gelockert, während die Querſtange die Rübe
von der Pfahlwurzel abtrennt und in die Höhe
hebt, ſo zwar, daß ſie dann leicht von einem
Arbeiter aus dem Boden aufgenommen wer-
den kann.

Nachdem die Wurzel- und Knollenfrüchte
einen hervorragenden Antheil an der Ver-
ſorgung der Thiere über Winter nehmen, ſo
müſſen dieſelben bis in das Frühjahr hinein
unverſehrt und ohne Verluſt aufbewahrt
werden. Um dies zu erreichen müſſen alle nach-
theiligen Einflüſſe fern gehalten werden, welche
entweder ein gänzliches Verderben der Wurzeln
und Knollen oder einen Verluſt an ihrem Nähr-
werthe herbeiführen können. Am nachtheiligſten
für dieſelben iſt die Einwirkung des Froſtes. Erfrorenes Wurzelwerk iſt nicht nur
ungeeignet zur Fütterung, ſondern auch ungeeignet zur techniſchen Verarbeitung Gleich
ſchädlich wie der Froſt iſt ein Uebermaß an Wärme, beſonders dann, wenn dieſelbe
mit Feuchtigkeit verbunden iſt. Wärme und Feuchtigkeit begünſtigt nicht nur ein
Verfaulen der Wurzel und Knollen, ſondern auch gegen das Frühjahr zu ein mit
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[292/0310] Allgemeine Ackerbaulehre. hat ſich der Hanſom'ſche Kartoffelgraber, welcher durch rotirende Gabeln das Aus- nehmen bewerkſtelligen ſoll, bewährt. In gewiſſen Fällen bei trockenem, lockerem Boden und mäßig hohem und dichtem Kraute leiſtet der Howard'ſche Kartoffel- aushebepflug, Fig. 132 (ſ. S. 291), noch die meiſten Dienſte. Derſelbe iſt [Abbildung Fig. 133. Rübenaushebepflug von L. Zeit- hammer — Krumau. — Entfernung der Schar- ſpitzen von einander 16 Cm., Leiſtung per Tag 0.5—1.7 Hectar.] ein Häufelpflug, deſſen Streichbretter gitter- artig geſchlitzt ſind. Bei dem Gebrauche des Kartoffelaushebepfluges wird ein Kartoffel- kamm nach dem anderen geſpalten, dabei fällt die Erde durch das Streichbrett, während die Kartoffeln abrollen und auf die gelockerte Erde gelegt werden. Brauchbarer als die Kar- toffelaushebepflüge ſind die Rübenheber. Die bekannteſte Form derſelben iſt jene, welche zuerſt von Hohenheim aus verbreitet wurde. In der Ausführung von L. Zeithammer, Fig. 133, beſteht derſelbe aus einem einfachen, mit Flacheiſen verſtärkten Holzgeſtelle, welches als arbeitenden Theil zwei ſechartige, mit einer Querſtange verbundene, unten ſich flügel- artig ausbreitende Aushebeſchare trägt. Durch die Schare wird das Erdreich um die Rübe gelockert, während die Querſtange die Rübe von der Pfahlwurzel abtrennt und in die Höhe hebt, ſo zwar, daß ſie dann leicht von einem Arbeiter aus dem Boden aufgenommen wer- den kann. Nachdem die Wurzel- und Knollenfrüchte einen hervorragenden Antheil an der Ver- ſorgung der Thiere über Winter nehmen, ſo müſſen dieſelben bis in das Frühjahr hinein unverſehrt und ohne Verluſt aufbewahrt werden. Um dies zu erreichen müſſen alle nach- theiligen Einflüſſe fern gehalten werden, welche entweder ein gänzliches Verderben der Wurzeln und Knollen oder einen Verluſt an ihrem Nähr- werthe herbeiführen können. Am nachtheiligſten für dieſelben iſt die Einwirkung des Froſtes. Erfrorenes Wurzelwerk iſt nicht nur ungeeignet zur Fütterung, ſondern auch ungeeignet zur techniſchen Verarbeitung Gleich ſchädlich wie der Froſt iſt ein Uebermaß an Wärme, beſonders dann, wenn dieſelbe mit Feuchtigkeit verbunden iſt. Wärme und Feuchtigkeit begünſtigt nicht nur ein Verfaulen der Wurzel und Knollen, ſondern auch gegen das Frühjahr zu ein mit Subſtanzverluſt verbundenes vorzeitiges Auswachſen. Die in Aufbewahrung befindlichen

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/310>, abgerufen am 27.04.2024.