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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Besondere Thierzuchtlehre.

Der Abgang durch Sterblinge in der gesammten Heerde beträgt je nach der
Localität in % unter

sehr günstigen Verhältnissen ... 3--4 %,
günstigen " ... 4--6 %,
ungünstigen " ... 10--12 %,
sehr ungünstigen " ... 15--20 %.

Die einzelnen Altersclassen nehmen an diesen Abgängen in sehr ungleicher Weise
Antheil. Für ein Sterblichkeitsprocent der Heerde von 7 per 100 ergeben sich
z. B. in dieser Beziehung folgende Zahlen:

[Tabelle]

Die Zuzucht hängt von der Anzahl Lämmer ab, welche man aufbringt. Von
100 zugelassenen Mutterschafen werden im Durchschnitte 90--95 % trächtig. In
ungünstigen Verhältnissen werden von diesen 80 und mehr Lämmer, in mittleren Ver-
hältnissen 75, in ungünstigen 70 und weniger Lämmer abgesetzt.

Die Zahl der gehaltenen Zuchtschafe beträgt, im Falle die Hammel bis zum
6. Jahre als Wollthiere gehalten werden, 20--24 %, bei Verkauf der Hammel
mit 3--31/2 Jahren 27--33 %, bei noch früherem Verkaufe und starkem Abgange
durch Sterblinge 35--40 %, bei Milchnutzung mit Lammverkauf oder bei Zucht-
viehverkauf ohne Hammelhaltung 40--50 %.

Beträgt z. B. die Zuzucht 40 %, so werden in einer Heerde von 1000 Stück Schafen
400 Zuchtmütter gehalten, welche bei 75 % abgesetzte Lämmer 300 Lämmer liefern. Beträgt
das Sterblichkeitsprocent in der Heerde

5 %, so sind zu ersetzen 50 Stück, gelangen daher zum Verkaufe 250 Schafe,
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15 " " " " " 150 " " " " " 150 "
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wenn der Stand in der Heerde auf der stets gleichen Höhe von 1000 Stück erhalten werden soll.

Durch den Verkauf von edlen Zuchtböcken und Zuchtschafen, d. h. durch den
Betrieb einer Stammschäferei kann unter Umständen die höchste Rente aus der
Schafzucht erzielt werden. Der Betrieb einer Stammschäferei erfordert jedoch In-
telligenz, Capital und ein genügend großes Absatzgebiet, welches durch die Erwerbung
eines gewissen Renommee's der Zuchtheerde wesentlich erweitert wird. Der Zuchtvieh-

Beſondere Thierzuchtlehre.

Der Abgang durch Sterblinge in der geſammten Heerde beträgt je nach der
Localität in % unter

ſehr günſtigen Verhältniſſen ... 3—4 %,
günſtigen „ ... 4—6 %,
ungünſtigen „ ... 10—12 %,
ſehr ungünſtigen „ ... 15—20 %.

Die einzelnen Altersclaſſen nehmen an dieſen Abgängen in ſehr ungleicher Weiſe
Antheil. Für ein Sterblichkeitsprocent der Heerde von 7 per 100 ergeben ſich
z. B. in dieſer Beziehung folgende Zahlen:

[Tabelle]

Die Zuzucht hängt von der Anzahl Lämmer ab, welche man aufbringt. Von
100 zugelaſſenen Mutterſchafen werden im Durchſchnitte 90—95 % trächtig. In
ungünſtigen Verhältniſſen werden von dieſen 80 und mehr Lämmer, in mittleren Ver-
hältniſſen 75, in ungünſtigen 70 und weniger Lämmer abgeſetzt.

Die Zahl der gehaltenen Zuchtſchafe beträgt, im Falle die Hammel bis zum
6. Jahre als Wollthiere gehalten werden, 20—24 %, bei Verkauf der Hammel
mit 3—3½ Jahren 27—33 %, bei noch früherem Verkaufe und ſtarkem Abgange
durch Sterblinge 35—40 %, bei Milchnutzung mit Lammverkauf oder bei Zucht-
viehverkauf ohne Hammelhaltung 40—50 %.

Beträgt z. B. die Zuzucht 40 %, ſo werden in einer Heerde von 1000 Stück Schafen
400 Zuchtmütter gehalten, welche bei 75 % abgeſetzte Lämmer 300 Lämmer liefern. Beträgt
das Sterblichkeitsprocent in der Heerde

5 %, ſo ſind zu erſetzen 50 Stück, gelangen daher zum Verkaufe 250 Schafe,
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wenn der Stand in der Heerde auf der ſtets gleichen Höhe von 1000 Stück erhalten werden ſoll.

Durch den Verkauf von edlen Zuchtböcken und Zuchtſchafen, d. h. durch den
Betrieb einer Stammſchäferei kann unter Umſtänden die höchſte Rente aus der
Schafzucht erzielt werden. Der Betrieb einer Stammſchäferei erfordert jedoch In-
telligenz, Capital und ein genügend großes Abſatzgebiet, welches durch die Erwerbung
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[220/0236] Beſondere Thierzuchtlehre. Der Abgang durch Sterblinge in der geſammten Heerde beträgt je nach der Localität in % unter ſehr günſtigen Verhältniſſen ... 3—4 %, günſtigen „ ... 4—6 %, ungünſtigen „ ... 10—12 %, ſehr ungünſtigen „ ... 15—20 %. Die einzelnen Altersclaſſen nehmen an dieſen Abgängen in ſehr ungleicher Weiſe Antheil. Für ein Sterblichkeitsprocent der Heerde von 7 per 100 ergeben ſich z. B. in dieſer Beziehung folgende Zahlen: Die Zuzucht hängt von der Anzahl Lämmer ab, welche man aufbringt. Von 100 zugelaſſenen Mutterſchafen werden im Durchſchnitte 90—95 % trächtig. In ungünſtigen Verhältniſſen werden von dieſen 80 und mehr Lämmer, in mittleren Ver- hältniſſen 75, in ungünſtigen 70 und weniger Lämmer abgeſetzt. Die Zahl der gehaltenen Zuchtſchafe beträgt, im Falle die Hammel bis zum 6. Jahre als Wollthiere gehalten werden, 20—24 %, bei Verkauf der Hammel mit 3—3½ Jahren 27—33 %, bei noch früherem Verkaufe und ſtarkem Abgange durch Sterblinge 35—40 %, bei Milchnutzung mit Lammverkauf oder bei Zucht- viehverkauf ohne Hammelhaltung 40—50 %. Beträgt z. B. die Zuzucht 40 %, ſo werden in einer Heerde von 1000 Stück Schafen 400 Zuchtmütter gehalten, welche bei 75 % abgeſetzte Lämmer 300 Lämmer liefern. Beträgt das Sterblichkeitsprocent in der Heerde 5 %, ſo ſind zu erſetzen 50 Stück, gelangen daher zum Verkaufe 250 Schafe, 10 „ „ „ „ „ 100 „ „ „ „ „ 200 „ 15 „ „ „ „ „ 150 „ „ „ „ „ 150 „ 20 „ „ „ „ „ 200 „ „ „ „ „ 100 „ wenn der Stand in der Heerde auf der ſtets gleichen Höhe von 1000 Stück erhalten werden ſoll. Durch den Verkauf von edlen Zuchtböcken und Zuchtſchafen, d. h. durch den Betrieb einer Stammſchäferei kann unter Umſtänden die höchſte Rente aus der Schafzucht erzielt werden. Der Betrieb einer Stammſchäferei erfordert jedoch In- telligenz, Capital und ein genügend großes Abſatzgebiet, welches durch die Erwerbung eines gewiſſen Renommée’s der Zuchtheerde weſentlich erweitert wird. Der Zuchtvieh-

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/236>, abgerufen am 30.04.2024.