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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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Geschichte der Erde
groß wäre wie dieser Comet, und daher im Diameter
4000000 Schuhe, das ist 4000000000 Zoll hätte, ihre
Wärme erst nach 4000000000 Stunden, das ist, wenn
man mit 24 dividiret, ihre Wärme erst nach 166666666
Tagen, und wenn man sie durch dividiren mit 365. in Jah-
re verwandelt, nach 456621. Jahren verlieren würde, wenn
man aber bedenkt daß der Comet 2000 mal heisser als ein glü-
endes Eisen geworden sey, so müste diese Zahl noch mit 2000
multiplicirt werden, wenn man die Anzahl der Jahre be-
stimmen wolte, die dieser Comete zu seiner völligen Er-
kältung gebraucht, und so würde man finden, daß
1826484000 Jahre dazu nöthig wären. Freylich weiß man
nicht, aus was vor einer Materie man den Cometen
machen soll, daß er dergleichen Hitze aushalten könne;
unsere Erde würde einem geschmolzenen Glase ähnlich wer-
den, wenn sie sich in dergleichen Umständen befinden sol-
te, indem das Glas das letzte ist, welches die Hitze aus
den Körpern hervor bringet, wenn sie nicht unter der Ge-
stalt der Ausdünstungen davon fliegen. Dieses hat selbst
einige auf die Gedanken gebracht, daß unsere Erde bey
der algemeinen Verbrennung in ein Glas verwandelt wer-
den würde, ja sie bestimmen uns so gar die Art des Gla-
ses, und versichern, daß es ein Vitrum nii seyn werde.
Sie haben darzu die wichtigste Ursache von der Welt: denn
man schreibt in den Recepten das Antimonium mit eben
dem Zeichen, womit die Calendermacher den Erdboden
andeuten. Man stellt sich schon im Geiste das Vergnügen
vor, auf einen gläsernen Erdboden zu wohnen; ich aber
bilde mir ein, daß er um ein merkliches schlechter, als un-
sere gegenwärtige mit Pflanzen und Thieren besetzte Erde
seyn möchte. Mir kan es indessen gleichviel gelten, ob der
Comete ein solcher Glasklumpe ist, oder ob er aus einer
uns ganz unbekannten Materie bestehet. Man mag setzen,
was man will, so muß man doch zugeben, daß er seine
von der Sonne empfangene Hitze sehr lange behalten müsse,

und

Geſchichte der Erde
groß waͤre wie dieſer Comet, und daher im Diameter
4000000 Schuhe, das iſt 4000000000 Zoll haͤtte, ihre
Waͤrme erſt nach 4000000000 Stunden, das iſt, wenn
man mit 24 dividiret, ihre Waͤrme erſt nach 166666666
Tagen, und wenn man ſie durch dividiren mit 365. in Jah-
re verwandelt, nach 456621. Jahren verlieren wuͤrde, wenn
man aber bedenkt daß der Comet 2000 mal heiſſer als ein gluͤ-
endes Eiſen geworden ſey, ſo muͤſte dieſe Zahl noch mit 2000
multiplicirt werden, wenn man die Anzahl der Jahre be-
ſtimmen wolte, die dieſer Comete zu ſeiner voͤlligen Er-
kaͤltung gebraucht, und ſo wuͤrde man finden, daß
1826484000 Jahre dazu noͤthig waͤren. Freylich weiß man
nicht, aus was vor einer Materie man den Cometen
machen ſoll, daß er dergleichen Hitze aushalten koͤnne;
unſere Erde wuͤrde einem geſchmolzenen Glaſe aͤhnlich wer-
den, wenn ſie ſich in dergleichen Umſtaͤnden befinden ſol-
te, indem das Glas das letzte iſt, welches die Hitze aus
den Koͤrpern hervor bringet, wenn ſie nicht unter der Ge-
ſtalt der Ausduͤnſtungen davon fliegen. Dieſes hat ſelbſt
einige auf die Gedanken gebracht, daß unſere Erde bey
der algemeinen Verbrennung in ein Glas verwandelt wer-
den wuͤrde, ja ſie beſtimmen uns ſo gar die Art des Gla-
ſes, und verſichern, daß es ein Vitrum ♁nii ſeyn werde.
Sie haben darzu die wichtigſte Urſache von der Welt: denn
man ſchreibt in den Recepten das Antimonium mit eben
dem Zeichen, womit die Calendermacher den Erdboden
andeuten. Man ſtellt ſich ſchon im Geiſte das Vergnuͤgen
vor, auf einen glaͤſernen Erdboden zu wohnen; ich aber
bilde mir ein, daß er um ein merkliches ſchlechter, als un-
ſere gegenwaͤrtige mit Pflanzen und Thieren beſetzte Erde
ſeyn moͤchte. Mir kan es indeſſen gleichviel gelten, ob der
Comete ein ſolcher Glasklumpe iſt, oder ob er aus einer
uns ganz unbekannten Materie beſtehet. Man mag ſetzen,
was man will, ſo muß man doch zugeben, daß er ſeine
von der Sonne empfangene Hitze ſehr lange behalten muͤſſe,

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[56/0070] Geſchichte der Erde groß waͤre wie dieſer Comet, und daher im Diameter 4000000 Schuhe, das iſt 4000000000 Zoll haͤtte, ihre Waͤrme erſt nach 4000000000 Stunden, das iſt, wenn man mit 24 dividiret, ihre Waͤrme erſt nach 166666666 Tagen, und wenn man ſie durch dividiren mit 365. in Jah- re verwandelt, nach 456621. Jahren verlieren wuͤrde, wenn man aber bedenkt daß der Comet 2000 mal heiſſer als ein gluͤ- endes Eiſen geworden ſey, ſo muͤſte dieſe Zahl noch mit 2000 multiplicirt werden, wenn man die Anzahl der Jahre be- ſtimmen wolte, die dieſer Comete zu ſeiner voͤlligen Er- kaͤltung gebraucht, und ſo wuͤrde man finden, daß 1826484000 Jahre dazu noͤthig waͤren. Freylich weiß man nicht, aus was vor einer Materie man den Cometen machen ſoll, daß er dergleichen Hitze aushalten koͤnne; unſere Erde wuͤrde einem geſchmolzenen Glaſe aͤhnlich wer- den, wenn ſie ſich in dergleichen Umſtaͤnden befinden ſol- te, indem das Glas das letzte iſt, welches die Hitze aus den Koͤrpern hervor bringet, wenn ſie nicht unter der Ge- ſtalt der Ausduͤnſtungen davon fliegen. Dieſes hat ſelbſt einige auf die Gedanken gebracht, daß unſere Erde bey der algemeinen Verbrennung in ein Glas verwandelt wer- den wuͤrde, ja ſie beſtimmen uns ſo gar die Art des Gla- ſes, und verſichern, daß es ein Vitrum ♁nii ſeyn werde. Sie haben darzu die wichtigſte Urſache von der Welt: denn man ſchreibt in den Recepten das Antimonium mit eben dem Zeichen, womit die Calendermacher den Erdboden andeuten. Man ſtellt ſich ſchon im Geiſte das Vergnuͤgen vor, auf einen glaͤſernen Erdboden zu wohnen; ich aber bilde mir ein, daß er um ein merkliches ſchlechter, als un- ſere gegenwaͤrtige mit Pflanzen und Thieren beſetzte Erde ſeyn moͤchte. Mir kan es indeſſen gleichviel gelten, ob der Comete ein ſolcher Glasklumpe iſt, oder ob er aus einer uns ganz unbekannten Materie beſtehet. Man mag ſetzen, was man will, ſo muß man doch zugeben, daß er ſeine von der Sonne empfangene Hitze ſehr lange behalten muͤſſe, und

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/70>, abgerufen am 28.04.2024.