Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

J. Kunckels Anmerckungen über das 2. B.
macht werden/ als nemlich: Wenn ich erstlich das Silber
alleine/ in seiner gebührlichen Qvantität Scheidewasser/ auff-
gelöset/ so nehme ich alle die andern Pulver/ die im blossen
Scheidewasser oder Aqva fort sollen oder können auffgelöset
werden/ und mische solche auch/ nachdem ich iedes abgewogen/
alle unter einander/ thue sie in ein Kolben-Glas/ welches so
groß als die proportion erfordert/ und giesse Scheidewasser
nach und nach daran/ biß die Pulver und Scheidewasser
gäntzlich verbrausset/ oder sich vereiniget; alsdenn giesse ich
noch ein gutes Theil Scheidewasser hernach/ und lasse es ste-
hen. Was aber im Aqva fort, so mit Salmiac zugerichtet/
und alsdenn aqva regis genannt/ zu solviren ist/ nehme ich
gleichfalls alle dieselben ingredientien/ wäge solche ab/ mische
sie untereinander/ und thue sie nach und nach ins aqva regis, lasse
sie auch 24. Stunden stehen/ hernach giesse ich beyderley So-
lutiones,
zusamt dem absonderlich solvirten Silber zusammen
in einen noch grössern Kolben/ und nachdem ichs drey Tag
und Nacht (welches gar genug ist) in gebührlicher Wärme
stehen lassen/ habe ichs gelinde abgezogen und gebraucht/ da
ich denn mit leichterer als halber Mühe/ und weniger als
der Helffte Scheidewasser eben das verrichtet/ was unser Au-
tor
mit doppelter Arbeit kaum mag verrichtet haben. Jch muß
bekennen/ daß dieses eine der allerschönsten/ lustigst- und an-
genehmsten Art der Gläser ist; es bleibet aber darbey/ daß
solche auch die meiste Mühe/ Fleiß und Auffsicht erfodern und
von Nöthen haben.

Jm übrigen aber so ja iemand das Silber gantz pur und
rein/ von allem das demselben sonst natürlicher Weise an-
hängt/ haben und zurichten wolte; der nehme das feine
und durchs Bley abgetriebene Silber/ körne solches klein/
und nachdem er es mit 2. Theil Salpeter und einen Theil
Borras vermischt/ lasse ers in einen Tiegel/ der vor den Ein-
fallen der Kohlen und anderen Unreinigkeiten wohl ver-

wahrt

J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 2. B.
macht werden/ als nemlich: Wenn ich erſtlich das Silber
alleine/ in ſeiner gebuͤhrlichen Qvantitaͤt Scheidewaſſer/ auff-
geloͤſet/ ſo nehme ich alle die andern Pulver/ die im bloſſen
Scheidewaſſer oder Aqva fort ſollen oder koͤnnen auffgeloͤſet
werden/ und miſche ſolche auch/ nachdem ich iedes abgewogen/
alle unter einander/ thue ſie in ein Kolben-Glas/ welches ſo
groß als die proportion erfordert/ und gieſſe Scheidewaſſer
nach und nach daran/ biß die Pulver und Scheidewaſſer
gaͤntzlich verbrauſſet/ oder ſich vereiniget; alsdenn gieſſe ich
noch ein gutes Theil Scheidewaſſer hernach/ und laſſe es ſte-
hen. Was aber im Aqva fort, ſo mit Salmiac zugerichtet/
und alsdenn aqva regis genannt/ zu ſolviren iſt/ nehme ich
gleichfalls alle dieſelben ingredientien/ waͤge ſolche ab/ miſche
ſie untereinander/ uñ thue ſie nach uñ nach ins aqva regis, laſſe
ſie auch 24. Stunden ſtehen/ hernach gieſſe ich beyderley So-
lutiones,
zuſamt dem abſonderlich ſolvirten Silber zuſammen
in einen noch groͤſſern Kolben/ und nachdem ichs drey Tag
und Nacht (welches gar genug iſt) in gebuͤhrlicher Waͤrme
ſtehen laſſen/ habe ichs gelinde abgezogen und gebraucht/ da
ich denn mit leichterer als halber Muͤhe/ und weniger als
der Helffte Scheidewaſſer eben das verrichtet/ was unſer Au-
tor
mit doppelter Arbeit kaum mag verrichtet haben. Jch muß
bekennen/ daß dieſes eine der allerſchoͤnſten/ luſtigſt- und an-
genehmſten Art der Glaͤſer iſt; es bleibet aber darbey/ daß
ſolche auch die meiſte Muͤhe/ Fleiß und Auffſicht erfodern und
von Noͤthen haben.

Jm uͤbrigen aber ſo ja iemand das Silber gantz pur und
rein/ von allem das demſelben ſonſt natuͤrlicher Weiſe an-
haͤngt/ haben und zurichten wolte; der nehme das feine
und durchs Bley abgetriebene Silber/ koͤrne ſolches klein/
und nachdem er es mit 2. Theil Salpeter und einen Theil
Borras vermiſcht/ laſſe ers in einen Tiegel/ der vor den Ein-
fallen der Kohlen und anderen Unreinigkeiten wohl ver-

wahrt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0126" n="86"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">J. Kunckels Anmerckungen u&#x0364;ber das 2. B.</hi></fw><lb/>
macht werden/ als nemlich: Wenn ich er&#x017F;tlich das Silber<lb/>
alleine/ in &#x017F;einer gebu&#x0364;hrlichen Qvantita&#x0364;t Scheidewa&#x017F;&#x017F;er/ auff-<lb/>
gelo&#x0364;&#x017F;et/ &#x017F;o nehme ich alle die andern Pulver/ die im blo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Scheidewa&#x017F;&#x017F;er oder <hi rendition="#aq">Aqva fort</hi> &#x017F;ollen oder ko&#x0364;nnen auffgelo&#x0364;&#x017F;et<lb/>
werden/ und mi&#x017F;che &#x017F;olche auch/ nachdem ich iedes abgewogen/<lb/>
alle unter einander/ thue &#x017F;ie in ein Kolben-Glas/ welches &#x017F;o<lb/>
groß als die <hi rendition="#aq">proportion</hi> erfordert/ und gie&#x017F;&#x017F;e Scheidewa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
nach und nach daran/ biß die Pulver und Scheidewa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
ga&#x0364;ntzlich verbrau&#x017F;&#x017F;et/ oder &#x017F;ich vereiniget; alsdenn gie&#x017F;&#x017F;e ich<lb/>
noch ein gutes Theil Scheidewa&#x017F;&#x017F;er hernach/ und la&#x017F;&#x017F;e es &#x017F;te-<lb/>
hen. Was aber im <hi rendition="#aq">Aqva fort,</hi> &#x017F;o mit Salmiac zugerichtet/<lb/>
und alsdenn <hi rendition="#aq">aqva regis</hi> genannt/ zu <hi rendition="#aq">&#x017F;olvi</hi>ren i&#x017F;t/ nehme ich<lb/>
gleichfalls alle die&#x017F;elben <hi rendition="#aq">ingredienti</hi>en/ wa&#x0364;ge &#x017F;olche ab/ mi&#x017F;che<lb/>
&#x017F;ie untereinander/ un&#x0303; thue &#x017F;ie nach un&#x0303; nach ins <hi rendition="#aq">aqva regis,</hi> la&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ie auch 24. Stunden &#x017F;tehen/ hernach gie&#x017F;&#x017F;e ich beyderley <hi rendition="#aq">So-<lb/>
lutiones,</hi> zu&#x017F;amt dem ab&#x017F;onderlich <hi rendition="#aq">&#x017F;olvir</hi>ten Silber zu&#x017F;ammen<lb/>
in einen noch gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Kolben/ und nachdem ichs drey Tag<lb/>
und Nacht (welches gar genug i&#x017F;t) in gebu&#x0364;hrlicher Wa&#x0364;rme<lb/>
&#x017F;tehen la&#x017F;&#x017F;en/ habe ichs gelinde abgezogen und gebraucht/ da<lb/>
ich denn mit leichterer als halber Mu&#x0364;he/ und weniger als<lb/>
der Helffte Scheidewa&#x017F;&#x017F;er eben das verrichtet/ was un&#x017F;er <hi rendition="#aq">Au-<lb/>
tor</hi> mit doppelter Arbeit kaum mag verrichtet haben. Jch muß<lb/>
bekennen/ daß die&#x017F;es eine der aller&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten/ lu&#x017F;tig&#x017F;t- und an-<lb/>
genehm&#x017F;ten Art der Gla&#x0364;&#x017F;er i&#x017F;t; es bleibet aber darbey/ daß<lb/>
&#x017F;olche auch die mei&#x017F;te Mu&#x0364;he/ Fleiß und Auff&#x017F;icht erfodern und<lb/>
von No&#x0364;then haben.</p><lb/>
              <p>Jm u&#x0364;brigen aber &#x017F;o ja iemand das Silber gantz pur und<lb/>
rein/ von allem das dem&#x017F;elben &#x017F;on&#x017F;t natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e an-<lb/>
ha&#x0364;ngt/ haben und zurichten wolte; der nehme das feine<lb/>
und durchs Bley abgetriebene Silber/ ko&#x0364;rne &#x017F;olches klein/<lb/>
und nachdem er es mit 2. Theil Salpeter und einen Theil<lb/>
Borras vermi&#x017F;cht/ la&#x017F;&#x017F;e ers in einen Tiegel/ der vor den Ein-<lb/>
fallen der Kohlen und anderen Unreinigkeiten wohl ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wahrt</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0126] J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 2. B. macht werden/ als nemlich: Wenn ich erſtlich das Silber alleine/ in ſeiner gebuͤhrlichen Qvantitaͤt Scheidewaſſer/ auff- geloͤſet/ ſo nehme ich alle die andern Pulver/ die im bloſſen Scheidewaſſer oder Aqva fort ſollen oder koͤnnen auffgeloͤſet werden/ und miſche ſolche auch/ nachdem ich iedes abgewogen/ alle unter einander/ thue ſie in ein Kolben-Glas/ welches ſo groß als die proportion erfordert/ und gieſſe Scheidewaſſer nach und nach daran/ biß die Pulver und Scheidewaſſer gaͤntzlich verbrauſſet/ oder ſich vereiniget; alsdenn gieſſe ich noch ein gutes Theil Scheidewaſſer hernach/ und laſſe es ſte- hen. Was aber im Aqva fort, ſo mit Salmiac zugerichtet/ und alsdenn aqva regis genannt/ zu ſolviren iſt/ nehme ich gleichfalls alle dieſelben ingredientien/ waͤge ſolche ab/ miſche ſie untereinander/ uñ thue ſie nach uñ nach ins aqva regis, laſſe ſie auch 24. Stunden ſtehen/ hernach gieſſe ich beyderley So- lutiones, zuſamt dem abſonderlich ſolvirten Silber zuſammen in einen noch groͤſſern Kolben/ und nachdem ichs drey Tag und Nacht (welches gar genug iſt) in gebuͤhrlicher Waͤrme ſtehen laſſen/ habe ichs gelinde abgezogen und gebraucht/ da ich denn mit leichterer als halber Muͤhe/ und weniger als der Helffte Scheidewaſſer eben das verrichtet/ was unſer Au- tor mit doppelter Arbeit kaum mag verrichtet haben. Jch muß bekennen/ daß dieſes eine der allerſchoͤnſten/ luſtigſt- und an- genehmſten Art der Glaͤſer iſt; es bleibet aber darbey/ daß ſolche auch die meiſte Muͤhe/ Fleiß und Auffſicht erfodern und von Noͤthen haben. Jm uͤbrigen aber ſo ja iemand das Silber gantz pur und rein/ von allem das demſelben ſonſt natuͤrlicher Weiſe an- haͤngt/ haben und zurichten wolte; der nehme das feine und durchs Bley abgetriebene Silber/ koͤrne ſolches klein/ und nachdem er es mit 2. Theil Salpeter und einen Theil Borras vermiſcht/ laſſe ers in einen Tiegel/ der vor den Ein- fallen der Kohlen und anderen Unreinigkeiten wohl ver- wahrt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/126
Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/126>, abgerufen am 05.05.2024.