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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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C. Merrets Anmerckungen über die Bücher NERI, etc.

Solches aber hat schon vorlängst unser Landsmann/ der hochge-
lehrte Baco, ein Mann von höhern und scharffsinnigern Verstande/ in
einer unvergleichlichen Schrifft/ Novo Organo intitulirt/ mit gutem
Grunde widerleget/ auch die Eitelkeit/ sammt der Unvermögenheit sol-
ches Weges angezeiget/ und mit grösserer Weißheit einen andern an
desselben Stäte gesetzet/ der zu Beförderung der Künste und Wissen-
schafften/ eine weit mehrere Würckung und Nachdruck haben wird.

Dieser frucht- und nutzbare Lehrweg aber ist zwar von etlichen/ mit
Untersuchung vieler Experimenten/ absonderlich aber noch nicht allge-
mein/ oder von allen angenommen/ und betreten worden; doch ists nun-
mehr an deme/ daß es scheinet/ als wolte solcher Weg guten Fortgang
gewinnen; sintemahln die Hoch Edle und Hoch Ehrwürdige Königli-
che Societät/ des Greshamischen Collegii, Jhr denselbigen Weg er-
wehlet/ welche auch mit ihrer Königl. Majestät Bewilligung/ wöchent-
lich versammlet wird/ damit das Vorhaben aller tapffern Leute beför-
dert/ dieser wahre Zweck und Vorsatz erreichet/ und täglich eine Mate-
ria dargereichet werde/ welche zu solchem schönen Gebäu dienlich seyn kan.

Des gedachten Vorsatzes begreiffet auch einen Theil das gegen-
wertige Buch in sich/ darinnen die gantze Kunst das Glas zu machen/
und solches zu färben vollkömmlich und deutlich erkläret/ vorgestellet
wird; wie solche unser Autor von seiner Jugend auff/ so wohl von sinn-
reichen Künstlern erlernet/ als auch aus der Feuer-Kunst und der Er-
fahrung erlanget und erfunden hat; wie er dann an unterschiedlichen
Oertern seines Buchs/ die eigentliche Zeit/ den Ort und die Arbeit sei-
ner Invention, und zwar solches mit allen Umbständen/ die hierzu benö-
thiget sind/ erzehlet.

Das Lateinische Wort Vitrum, welches in unser Englischen
Sprach das Glas heisset/ kommet auch mit dem Teutschen überein/ sol-
ches wird von dem Lateinischen Wörtlein Glastum hergeleitet; denn so
man von diesem die letzte Syllabe hinweg thut/ so kommet das Wort
Glaß heraus.

Das Lateinische Wort Glastum wird bey dem Caesar, in seinen
Commentarien/ Vierum geheissen/ indeme er also saget: Omnes Britan-
ni se vitro inficiunt,
das ist/ die Britannier färben sich alle mit Glas:
von welchen auch Mela im 3. Buch/ cap. 6. saget: Die Britan-
nier so ihre Leiber mit Glaß gefärbet; auch saget Vitruvius:
die mit Glas gefärbte Wollen: denn also hat diesen Ort/ des Cae-

saris,
D d iij
C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI, ꝛc.

Solches aber hat ſchon vorlaͤngſt unſer Landsmann/ der hochge-
lehrte Baco, ein Mann von hoͤhern und ſcharffſinnigern Verſtande/ in
einer unvergleichlichen Schrifft/ Novo Organo intitulirt/ mit gutem
Grunde widerleget/ auch die Eitelkeit/ ſammt der Unvermoͤgenheit ſol-
ches Weges angezeiget/ und mit groͤſſerer Weißheit einen andern an
deſſelben Staͤte geſetzet/ der zu Befoͤrderung der Kuͤnſte und Wiſſen-
ſchafften/ eine weit mehrere Wuͤrckung und Nachdruck haben wird.

Dieſer frucht- und nutzbare Lehrweg aber iſt zwar von etlichen/ mit
Unterſuchung vieler Experimenten/ abſonderlich aber noch nicht allge-
mein/ oder von allen angenommen/ und betreten worden; doch iſts nun-
mehr an deme/ daß es ſcheinet/ als wolte ſolcher Weg guten Fortgang
gewinnen; ſintemahln die Hoch Edle und Hoch Ehrwuͤrdige Koͤnigli-
che Societaͤt/ des Greshamiſchen Collegii, Jhr denſelbigen Weg er-
wehlet/ welche auch mit ihrer Koͤnigl. Majeſtaͤt Bewilligung/ woͤchent-
lich verſammlet wird/ damit das Vorhaben aller tapffern Leute befoͤr-
dert/ dieſer wahre Zweck und Vorſatz erreichet/ und taͤglich eine Mate-
ria dargereichet werde/ welche zu ſolchem ſchoͤnẽ Gebaͤu dienlich ſeyn kan.

Des gedachten Vorſatzes begreiffet auch einen Theil das gegen-
wertige Buch in ſich/ darinnen die gantze Kunſt das Glas zu machen/
und ſolches zu faͤrben vollkoͤmmlich und deutlich erklaͤret/ vorgeſtellet
wird; wie ſolche unſer Autor von ſeiner Jugend auff/ ſo wohl von ſinn-
reichen Kuͤnſtlern erlernet/ als auch aus der Feuer-Kunſt und der Er-
fahrung erlanget und erfunden hat; wie er dann an unterſchiedlichen
Oertern ſeines Buchs/ die eigentliche Zeit/ den Ort und die Arbeit ſei-
ner Invention, und zwar ſolches mit allen Umbſtaͤnden/ die hierzu benoͤ-
thiget ſind/ erzehlet.

Das Lateiniſche Wort Vitrum, welches in unſer Engliſchen
Sprach das Glas heiſſet/ kommet auch mit dem Teutſchen uͤberein/ ſol-
ches wird von dem Lateiniſchen Woͤrtlein Glaſtum hergeleitet; denn ſo
man von dieſem die letzte Syllabe hinweg thut/ ſo kommet das Wort
Glaß heraus.

Das Lateiniſche Wort Glaſtum wird bey dem Cæſar, in ſeinen
Commentarien/ Vierum geheiſſen/ indeme er alſo ſaget: Omnes Britan-
ni ſe vitro inficiunt,
das iſt/ die Britannier faͤrben ſich alle mit Glas:
von welchen auch Mela im 3. Buch/ cap. 6. ſaget: Die Britan-
nier ſo ihre Leiber mit Glaß gefaͤrbet; auch ſaget Vitruvius:
die mit Glas gefaͤrbte Wollen: denn alſo hat dieſen Ort/ des Cæ-

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[215/0259] C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI, ꝛc. Solches aber hat ſchon vorlaͤngſt unſer Landsmann/ der hochge- lehrte Baco, ein Mann von hoͤhern und ſcharffſinnigern Verſtande/ in einer unvergleichlichen Schrifft/ Novo Organo intitulirt/ mit gutem Grunde widerleget/ auch die Eitelkeit/ ſammt der Unvermoͤgenheit ſol- ches Weges angezeiget/ und mit groͤſſerer Weißheit einen andern an deſſelben Staͤte geſetzet/ der zu Befoͤrderung der Kuͤnſte und Wiſſen- ſchafften/ eine weit mehrere Wuͤrckung und Nachdruck haben wird. Dieſer frucht- und nutzbare Lehrweg aber iſt zwar von etlichen/ mit Unterſuchung vieler Experimenten/ abſonderlich aber noch nicht allge- mein/ oder von allen angenommen/ und betreten worden; doch iſts nun- mehr an deme/ daß es ſcheinet/ als wolte ſolcher Weg guten Fortgang gewinnen; ſintemahln die Hoch Edle und Hoch Ehrwuͤrdige Koͤnigli- che Societaͤt/ des Greshamiſchen Collegii, Jhr denſelbigen Weg er- wehlet/ welche auch mit ihrer Koͤnigl. Majeſtaͤt Bewilligung/ woͤchent- lich verſammlet wird/ damit das Vorhaben aller tapffern Leute befoͤr- dert/ dieſer wahre Zweck und Vorſatz erreichet/ und taͤglich eine Mate- ria dargereichet werde/ welche zu ſolchem ſchoͤnẽ Gebaͤu dienlich ſeyn kan. Des gedachten Vorſatzes begreiffet auch einen Theil das gegen- wertige Buch in ſich/ darinnen die gantze Kunſt das Glas zu machen/ und ſolches zu faͤrben vollkoͤmmlich und deutlich erklaͤret/ vorgeſtellet wird; wie ſolche unſer Autor von ſeiner Jugend auff/ ſo wohl von ſinn- reichen Kuͤnſtlern erlernet/ als auch aus der Feuer-Kunſt und der Er- fahrung erlanget und erfunden hat; wie er dann an unterſchiedlichen Oertern ſeines Buchs/ die eigentliche Zeit/ den Ort und die Arbeit ſei- ner Invention, und zwar ſolches mit allen Umbſtaͤnden/ die hierzu benoͤ- thiget ſind/ erzehlet. Das Lateiniſche Wort Vitrum, welches in unſer Engliſchen Sprach das Glas heiſſet/ kommet auch mit dem Teutſchen uͤberein/ ſol- ches wird von dem Lateiniſchen Woͤrtlein Glaſtum hergeleitet; denn ſo man von dieſem die letzte Syllabe hinweg thut/ ſo kommet das Wort Glaß heraus. Das Lateiniſche Wort Glaſtum wird bey dem Cæſar, in ſeinen Commentarien/ Vierum geheiſſen/ indeme er alſo ſaget: Omnes Britan- ni ſe vitro inficiunt, das iſt/ die Britannier faͤrben ſich alle mit Glas: von welchen auch Mela im 3. Buch/ cap. 6. ſaget: Die Britan- nier ſo ihre Leiber mit Glaß gefaͤrbet; auch ſaget Vitruvius: die mit Glas gefaͤrbte Wollen: denn alſo hat dieſen Ort/ des Cæ- ſaris, D d iij

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/259>, abgerufen am 29.04.2024.