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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Von denen Edelgesteinen ins gemein.
durchsichtig/ dieweil sie ein reines himmlisches Wasser/ und den allgemei-
nen Weltgeist/ in grosser Reintgkeit und ziemlicher qvantität/ in sich con-
cent
iret und verschlossen haben; ihre Tinctur oder Farbe ist von einem rei-
nen Solarischen Schweffel/ welcher an der Krafft demjenigen der voll-
kommenen Metallen nicht ungleich ist/ daher auch nach diesem/ ihr Werth
und Preiß ins gemein gemachet wird: Wann man die Farb an einen na-
türlichen Edelgestein an seinen gantzen Cörper/ oder nur an einem Theil
desselben/ benehmen oder verändern/ und einen doppelfarbigten Stein be-
reiten wil/ der theils wie ein Diamant/ theils wie ein Sapphir oder Ru-
bin scheinen soll/ so nimmt man solchen Stein/ und bestreichet ihn entwe-
der gantz oder nur an einen Theil/ mit Kreiten oder Kalch/ und leget ihn
alsdenn ins Feuer/ so wird sich der bestrichene Ort/ nach dem Grad der
Hitze/ in andere Farben verändern.

Von der Verfälschung der Edelgestein/ ist zu wissen/ daß solche bey
allen gefärbten Steinen/ durch zween Sapphir/ oder mit zween Crystallen/
so sie eine Folie zwischen ihnen haben/ geschehen kan; Es werden aber solche/
mit Folien oder Mastix gefälschten Steine leichtlich erkannt/ so man sie
auff die Nägel zwischen beyden Däumen leget/ und das Gesicht recht
zwischen der Ebene des Edelgesteins und der Nägel richtet; Wann nun
der ober Theil des Edelgesteins weiß erscheinet/ so ist der Betrug des falsch
gefärbten Steines offenbar.

Noch eine andere Art des Betrugs ist/ wann man die Steine durch
ein klein gemachtes Löchlein aushöhlet/ und an stat dessen etwas weniges
von einem Sapphier oder Crystall/ sammt einen Tropffen einer durchsich-
tigen Feuchtigkeit hinein thut/ so wird der Leib des Steins fürtrefflich
leuchten.

Die Erhöhung der Farben an den natürlichen Edelgesteinen/ geschie-
het vermittels der unterlegten metallischen Folien und der darzwischen ge-
thanen gläntzenden Materia, welche also bereitet wird: Man lasse ein Ma-
stix-Körnlein/ auff einer Eysenspitze heiß werden/ biß es zerschmeltzen will/
alsdenn scheide man den durchsichtigen Theil/ von dem finstern oder dun-
ckeln ab/ mit dem Finger/ so ist es zum Gebrauch gut.

Der allgemeine Unterschied und Kennzeichen zwischen den künstlich be-
reiteten und natürlichen Edelgesteinen/ bestehet darinnen/ daß nemlich/ ob
wol solche offtmahls nicht viel schöner am Glantz noch reiner in der Masse
weder die künstlichen/ dennoch aber allezeit so hart sind/ daß man mit einer

Stahl-

Von denen Edelgeſteinen ins gemein.
durchſichtig/ dieweil ſie ein reines him̃liſches Waſſer/ und den allgemei-
nen Weltgeiſt/ in groſſer Reintgkeit und ziemlicher qvantitaͤt/ in ſich con-
cent
iret und verſchloſſen haben; ihre Tinctur oder Farbe iſt von einem rei-
nen Solariſchen Schweffel/ welcher an der Krafft demjenigen der voll-
kommenen Metallen nicht ungleich iſt/ daher auch nach dieſem/ ihr Werth
und Preiß ins gemein gemachet wird: Wann man die Farb an einen na-
tuͤrlichen Edelgeſtein an ſeinen gantzen Coͤrper/ oder nur an einem Theil
deſſelben/ benehmen oder veraͤndern/ und einen doppelfarbigten Stein be-
reiten wil/ der theils wie ein Diamant/ theils wie ein Sapphir oder Ru-
bin ſcheinen ſoll/ ſo nimmt man ſolchen Stein/ und beſtreichet ihn entwe-
der gantz oder nur an einen Theil/ mit Kreiten oder Kalch/ und leget ihn
alsdenn ins Feuer/ ſo wird ſich der beſtrichene Ort/ nach dem Grad der
Hitze/ in andere Farben veraͤndern.

Von der Verfaͤlſchung der Edelgeſtein/ iſt zu wiſſen/ daß ſolche bey
allen gefaͤrbten Steinen/ durch zween Sapphir/ oder mit zween Cryſtallen/
ſo ſie eine Folie zwiſchen ihnen haben/ geſchehen kan; Es werden aber ſolche/
mit Folien oder Maſtix gefaͤlſchten Steine leichtlich erkannt/ ſo man ſie
auff die Naͤgel zwiſchen beyden Daͤumen leget/ und das Geſicht recht
zwiſchen der Ebene des Edelgeſteins und der Naͤgel richtet; Wann nun
der ober Theil des Edelgeſteins weiß erſcheinet/ ſo iſt der Betrug des falſch
gefaͤrbten Steines offenbar.

Noch eine andere Art des Betrugs iſt/ wann man die Steine durch
ein klein gemachtes Loͤchlein aushoͤhlet/ und an ſtat deſſen etwas weniges
von einem Sapphier oder Cryſtall/ ſammt einen Tropffen einer durchſich-
tigen Feuchtigkeit hinein thut/ ſo wird der Leib des Steins fuͤrtrefflich
leuchten.

Die Erhoͤhung der Farben an den natuͤrlichen Edelgeſteinen/ geſchie-
het vermittels der unterlegten metalliſchen Folien und der darzwiſchen ge-
thanen glaͤntzenden Materia, welche alſo bereitet wird: Man laſſe ein Ma-
ſtix-Koͤrnlein/ auff einer Eyſenſpitze heiß werden/ biß es zerſchmeltzen will/
alsdenn ſcheide man den durchſichtigen Theil/ von dem finſtern oder dun-
ckeln ab/ mit dem Finger/ ſo iſt es zum Gebrauch gut.

Der allgemeine Unterſchied und Keñzeichen zwiſchen den kuͤnſtlich be-
reiteten und natuͤrlichen Edelgeſteinen/ beſtehet darinnen/ daß nemlich/ ob
wol ſolche offtmahls nicht viel ſchoͤner am Glantz noch reiner in der Maſſe
weder die kuͤnſtlichen/ dennoch aber allezeit ſo hart ſind/ daß man mit einer

Stahl-
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[102/0526] Von denen Edelgeſteinen ins gemein. durchſichtig/ dieweil ſie ein reines him̃liſches Waſſer/ und den allgemei- nen Weltgeiſt/ in groſſer Reintgkeit und ziemlicher qvantitaͤt/ in ſich con- centiret und verſchloſſen haben; ihre Tinctur oder Farbe iſt von einem rei- nen Solariſchen Schweffel/ welcher an der Krafft demjenigen der voll- kommenen Metallen nicht ungleich iſt/ daher auch nach dieſem/ ihr Werth und Preiß ins gemein gemachet wird: Wann man die Farb an einen na- tuͤrlichen Edelgeſtein an ſeinen gantzen Coͤrper/ oder nur an einem Theil deſſelben/ benehmen oder veraͤndern/ und einen doppelfarbigten Stein be- reiten wil/ der theils wie ein Diamant/ theils wie ein Sapphir oder Ru- bin ſcheinen ſoll/ ſo nimmt man ſolchen Stein/ und beſtreichet ihn entwe- der gantz oder nur an einen Theil/ mit Kreiten oder Kalch/ und leget ihn alsdenn ins Feuer/ ſo wird ſich der beſtrichene Ort/ nach dem Grad der Hitze/ in andere Farben veraͤndern. Von der Verfaͤlſchung der Edelgeſtein/ iſt zu wiſſen/ daß ſolche bey allen gefaͤrbten Steinen/ durch zween Sapphir/ oder mit zween Cryſtallen/ ſo ſie eine Folie zwiſchen ihnen haben/ geſchehen kan; Es werden aber ſolche/ mit Folien oder Maſtix gefaͤlſchten Steine leichtlich erkannt/ ſo man ſie auff die Naͤgel zwiſchen beyden Daͤumen leget/ und das Geſicht recht zwiſchen der Ebene des Edelgeſteins und der Naͤgel richtet; Wann nun der ober Theil des Edelgeſteins weiß erſcheinet/ ſo iſt der Betrug des falſch gefaͤrbten Steines offenbar. Noch eine andere Art des Betrugs iſt/ wann man die Steine durch ein klein gemachtes Loͤchlein aushoͤhlet/ und an ſtat deſſen etwas weniges von einem Sapphier oder Cryſtall/ ſammt einen Tropffen einer durchſich- tigen Feuchtigkeit hinein thut/ ſo wird der Leib des Steins fuͤrtrefflich leuchten. Die Erhoͤhung der Farben an den natuͤrlichen Edelgeſteinen/ geſchie- het vermittels der unterlegten metalliſchen Folien und der darzwiſchen ge- thanen glaͤntzenden Materia, welche alſo bereitet wird: Man laſſe ein Ma- ſtix-Koͤrnlein/ auff einer Eyſenſpitze heiß werden/ biß es zerſchmeltzen will/ alsdenn ſcheide man den durchſichtigen Theil/ von dem finſtern oder dun- ckeln ab/ mit dem Finger/ ſo iſt es zum Gebrauch gut. Der allgemeine Unterſchied und Keñzeichen zwiſchen den kuͤnſtlich be- reiteten und natuͤrlichen Edelgeſteinen/ beſtehet darinnen/ daß nemlich/ ob wol ſolche offtmahls nicht viel ſchoͤner am Glantz noch reiner in der Maſſe weder die kuͤnſtlichen/ dennoch aber allezeit ſo hart ſind/ daß man mit einer Stahl-

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/526>, abgerufen am 29.04.2024.