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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Von denen Edelgesteinen ins gemein.
geschiehet nicht nur mit Hülff der blossen Kälte/ sondern durch Vermitte-
lung der innerlich-verborgenen Hitze: unter allen Crystallen ist/ der Berg
Crystall der beste: er wird an unterschiedlichen Orten in Europa ge-
funden/ als in den Alpen Gebürgen/ in Böhmen/ in Ungarn/ in Cypern/
in Portugall/ und in den Pisanischen Feldern: Jngleichen bey Arnheun
in Gelderland/ bey Brüssel in Braband/ wie auch in Franckreich: man
findet zu zeiten einige unter diesen Crystallen/ welche so hart und schwer
sind/ daß man sie schwerlich von den guten Demanten unterscheiden kan:
dem Preiß nach/ ist er wegen seiner innerlichen Herrlichkeit und Fürtreff-
lichkeit nicht für gering zu schätzen; weil man solchen aber in der Mänge
findet/ kan man ihn allenthalben gutes Kauffs haben.

XIX.
Von dem Stern-oder Sonnen-Stein.

Dieser Stein ist ein Geschlecht des Opals/ welcher seine Strah-
len gleich wie ein Stern von sich giebt/ und ist ein harter und durchsichti-
ger Stein: wenn er gegen die Sonnen gehalten und herumb gedrehet
wird/ so scheinet es als wann die Sonne in demselben fortginge/ oder sich
wie ein Stern darinn bewegte; dergleichen thut er auch/ wann er gegen
ein Liecht gehalten wird; und diß ist die Ursach/ warumb er Stern-oder
Sonnen-Stein genennet wird: er wird in Jndien gefunden: Anshelmus
Boetius saget von diesem Stein/ daß er gleich sey einem Milchfärbigen
Crystall/ der da ein rundes Liecht in ihm beschlossen hat/ und dasselbe/ mit
einer gewissen Bewegung fortgehend/ von sich giebt: Die Orientalischen
sind sehr schön/ und so hart/ daß man schwerlich was darein graben kan;
er gilt 2. mahl so viel als er zu schneiden kostet.

Der jenige Stein/ welcher Katzen-Aug genennet wird/ ist eine
Art/ eines vielfarbigten Stern-Steines/ solcher wird auch Sonnen-Auge
genennet/ und findet man ihn in Zeilan und Pegu.

Dieser Stein wird von den Jndianern sehr hoch gehalten/ dieweil
sie beredet sind/ daß der so ihn träget/ an Reichthumb nicht Mangel lei-
den kan/ und aus dieser Ursach ist ein solcher Stein/ den man in Portu-
gall umb 90. Goldgulden verkaufft bey den Jndianern für 600. geschätzet
worden; Sonsten aber wird er gemeiniglich wie ein Opal an den Werth
geachtet/ und verkaufft. Bißher habe ich von denen durchscheinenden
Edelgesteinen berichtet/ in dem nach folgenden will ich auch etwas weniges

von
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Von denen Edelgeſteinen ins gemein.
geſchiehet nicht nur mit Huͤlff der bloſſen Kaͤlte/ ſondern durch Vermitte-
lung der innerlich-verborgenen Hitze: unter allen Cryſtallen iſt/ der Berg
Cryſtall der beſte: er wird an unterſchiedlichen Orten in Europa ge-
funden/ als in den Alpen Gebuͤrgen/ in Boͤhmen/ in Ungarn/ in Cypern/
in Portugall/ und in den Piſaniſchen Feldern: Jngleichen bey Arnheun
in Gelderland/ bey Bruͤſſel in Braband/ wie auch in Franckreich: man
findet zu zeiten einige unter dieſen Cryſtallen/ welche ſo hart und ſchwer
ſind/ daß man ſie ſchwerlich von den guten Demanten unterſcheiden kan:
dem Preiß nach/ iſt er wegen ſeiner innerlichen Herrlichkeit und Fuͤrtreff-
lichkeit nicht fuͤr gering zu ſchaͤtzen; weil man ſolchen aber in der Maͤnge
findet/ kan man ihn allenthalben gutes Kauffs haben.

XIX.
Von dem Stern-oder Sonnen-Stein.

Dieſer Stein iſt ein Geſchlecht des Opals/ welcher ſeine Strah-
len gleich wie ein Stern von ſich giebt/ und iſt ein harter und durchſichti-
ger Stein: wenn er gegen die Sonnen gehalten und herumb gedrehet
wird/ ſo ſcheinet es als wann die Sonne in demſelben fortginge/ oder ſich
wie ein Stern darinn bewegte; dergleichen thut er auch/ wann er gegen
ein Liecht gehalten wird; und diß iſt die Urſach/ warumb er Stern-oder
Sonnen-Stein genennet wird: er wird in Jndien gefunden: Anshelmus
Boetius ſaget von dieſem Stein/ daß er gleich ſey einem Milchfaͤrbigen
Cryſtall/ der da ein rundes Liecht in ihm beſchloſſen hat/ und daſſelbe/ mit
einer gewiſſen Bewegung fortgehend/ von ſich giebt: Die Orientaliſchen
ſind ſehr ſchoͤn/ und ſo hart/ daß man ſchwerlich was darein graben kan;
er gilt 2. mahl ſo viel als er zu ſchneiden koſtet.

Der jenige Stein/ welcher Katzen-Aug genennet wird/ iſt eine
Art/ eines vielfarbigten Stern-Steines/ ſolcher wird auch Sonnen-Auge
genennet/ und findet man ihn in Zeilan und Pegu.

Dieſer Stein wird von den Jndianern ſehr hoch gehalten/ dieweil
ſie beredet ſind/ daß der ſo ihn traͤget/ an Reichthumb nicht Mangel lei-
den kan/ und aus dieſer Urſach iſt ein ſolcher Stein/ den man in Portu-
gall umb 90. Goldgulden verkaufft bey den Jndianern fuͤr 600. geſchaͤtzet
worden; Sonſten aber wird er gemeiniglich wie ein Opal an den Werth
geachtet/ und verkaufft. Bißher habe ich von denen durchſcheinenden
Edelgeſteinen berichtet/ in dem nach folgenden will ich auch etwas weniges

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[121/0545] Von denen Edelgeſteinen ins gemein. geſchiehet nicht nur mit Huͤlff der bloſſen Kaͤlte/ ſondern durch Vermitte- lung der innerlich-verborgenen Hitze: unter allen Cryſtallen iſt/ der Berg Cryſtall der beſte: er wird an unterſchiedlichen Orten in Europa ge- funden/ als in den Alpen Gebuͤrgen/ in Boͤhmen/ in Ungarn/ in Cypern/ in Portugall/ und in den Piſaniſchen Feldern: Jngleichen bey Arnheun in Gelderland/ bey Bruͤſſel in Braband/ wie auch in Franckreich: man findet zu zeiten einige unter dieſen Cryſtallen/ welche ſo hart und ſchwer ſind/ daß man ſie ſchwerlich von den guten Demanten unterſcheiden kan: dem Preiß nach/ iſt er wegen ſeiner innerlichen Herrlichkeit und Fuͤrtreff- lichkeit nicht fuͤr gering zu ſchaͤtzen; weil man ſolchen aber in der Maͤnge findet/ kan man ihn allenthalben gutes Kauffs haben. XIX. Von dem Stern-oder Sonnen-Stein. Dieſer Stein iſt ein Geſchlecht des Opals/ welcher ſeine Strah- len gleich wie ein Stern von ſich giebt/ und iſt ein harter und durchſichti- ger Stein: wenn er gegen die Sonnen gehalten und herumb gedrehet wird/ ſo ſcheinet es als wann die Sonne in demſelben fortginge/ oder ſich wie ein Stern darinn bewegte; dergleichen thut er auch/ wann er gegen ein Liecht gehalten wird; und diß iſt die Urſach/ warumb er Stern-oder Sonnen-Stein genennet wird: er wird in Jndien gefunden: Anshelmus Boetius ſaget von dieſem Stein/ daß er gleich ſey einem Milchfaͤrbigen Cryſtall/ der da ein rundes Liecht in ihm beſchloſſen hat/ und daſſelbe/ mit einer gewiſſen Bewegung fortgehend/ von ſich giebt: Die Orientaliſchen ſind ſehr ſchoͤn/ und ſo hart/ daß man ſchwerlich was darein graben kan; er gilt 2. mahl ſo viel als er zu ſchneiden koſtet. Der jenige Stein/ welcher Katzen-Aug genennet wird/ iſt eine Art/ eines vielfarbigten Stern-Steines/ ſolcher wird auch Sonnen-Auge genennet/ und findet man ihn in Zeilan und Pegu. Dieſer Stein wird von den Jndianern ſehr hoch gehalten/ dieweil ſie beredet ſind/ daß der ſo ihn traͤget/ an Reichthumb nicht Mangel lei- den kan/ und aus dieſer Urſach iſt ein ſolcher Stein/ den man in Portu- gall umb 90. Goldgulden verkaufft bey den Jndianern fuͤr 600. geſchaͤtzet worden; Sonſten aber wird er gemeiniglich wie ein Opal an den Werth geachtet/ und verkaufft. Bißher habe ich von denen durchſcheinenden Edelgeſteinen berichtet/ in dem nach folgenden will ich auch etwas weniges von R r r

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/545>, abgerufen am 06.05.2024.