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Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 1. Tübingen, 1876.

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§. 26. Der Inhalt der kaiserlichen Rechte.

2. Die Erblichkeit der Kaiserwürde, welche sich aus dem Art.
11 der R.-V. ergiebt, findet einen Ausdruck theils in der Formel
"von Gottes Gnaden," theils darin, daß der Kronprinz von
Preußen den Titel "Kronprinz des deutschen Reiches" und das
Prädikat "Kaiserliche Hoheit" führt, neben welchen Bezeichnungen
die Benennungen "Kronprinz von Preußen" und resp. "König-
liche Hoheit" beibehalten werden. Diese Würde und das damit
verbundene Prädikat geht auf jeden künftigen Thronfolger an der
Preußischen Krone ohne Weiteres über 1).

3. Nicht nur der Kaiser für seine Person, sondern auch die
von ihm kraft seiner Präsidial-Befugnisse ernannten Behörden und
Beamten sind als kaiserliche zu bezeichnen. Es ist dies ausdrück-
lich bestimmt worden durch den Allerh. Erlaß vom 3. Aug. 1871
Nro. 1 (R.-G.-Bl. 1871 S. 318) und entspricht der Uebung.
Ebenso können das Prädikat "Kaiserlich" die in der kaiserlichen
Hofhaltung angestellten Privatbeamten und Diener, Hoflieferanten
und dergleichen Personen führen 2). Dagegen werden die preußi-
schen Staatsbehörden und Beamten nicht als kaiserliche, sondern
lediglich als königliche bezeichnet.

4. Mit dem Kaiserlichen Titel ist die Kaiserkrone, die Führung
des Kaiserlichen Wappens und der Kaiserlichen Standarte verbunden.
Diese Insignien sind festgestellt worden durch einen Allerhöchsten
Erlaß vom 3. August 1871 Nro 2 und 3 3).


1) Allerh. Erlaß des Kaisers vom 18. Januar 1871. Preuß. Min.-Bl.
der inneren Verw. 1871 S. 2. Thudichum im Jahrb. von v. Holtzendorff I.
S. 6. v. Rönne S. 156 Note 1 b.
2) Die unbefugte Führung des Prädicats "Kaiserlich" fällt nicht unter
R.-Str.-G.-B. §. 360 Nr. 8, wenn nicht zugleich die unbefugte Annahme
eines Titels damit verbunden ist.
3) R.-G.-Bl. 1871 S. 318 mit der Berichtigung S. 458. Das Kaiser-
liche Wappen ist der schwarze, einköpfige, rechtssehende Adler mit rothem
Schnabel, Zunge und Klauen, ohne Scepter und Reichsapfel, auf dem Brust-
schilde den mit dem Hohenzollern-Schilde belegten Preußischen Adler, über
demselben die Krone in der Form der Krone Karl's des Großen, jedoch mit
zwei sich kreuzenden Bügeln. Die Kaiserl. Standarte enthält in gelbem
Grunde das eiserne Kreuz, belegt mit dem Kaiserlichen, von der Kette des
Schwarzen Adler-Ordens umgebenen Wappen im gelben Felde und in den
vier Eckfeldern des Fahnentuchs abwechselnd den Kaiserlichen Adler und die
Kaiserliche Krone. Vgl. Graf Stillfried. Die Attribute des Neuen
§. 26. Der Inhalt der kaiſerlichen Rechte.

2. Die Erblichkeit der Kaiſerwürde, welche ſich aus dem Art.
11 der R.-V. ergiebt, findet einen Ausdruck theils in der Formel
„von Gottes Gnaden,“ theils darin, daß der Kronprinz von
Preußen den Titel „Kronprinz des deutſchen Reiches“ und das
Prädikat „Kaiſerliche Hoheit“ führt, neben welchen Bezeichnungen
die Benennungen „Kronprinz von Preußen“ und reſp. „König-
liche Hoheit“ beibehalten werden. Dieſe Würde und das damit
verbundene Prädikat geht auf jeden künftigen Thronfolger an der
Preußiſchen Krone ohne Weiteres über 1).

3. Nicht nur der Kaiſer für ſeine Perſon, ſondern auch die
von ihm kraft ſeiner Präſidial-Befugniſſe ernannten Behörden und
Beamten ſind als kaiſerliche zu bezeichnen. Es iſt dies ausdrück-
lich beſtimmt worden durch den Allerh. Erlaß vom 3. Aug. 1871
Nro. 1 (R.-G.-Bl. 1871 S. 318) und entſpricht der Uebung.
Ebenſo können das Prädikat „Kaiſerlich“ die in der kaiſerlichen
Hofhaltung angeſtellten Privatbeamten und Diener, Hoflieferanten
und dergleichen Perſonen führen 2). Dagegen werden die preußi-
ſchen Staatsbehörden und Beamten nicht als kaiſerliche, ſondern
lediglich als königliche bezeichnet.

4. Mit dem Kaiſerlichen Titel iſt die Kaiſerkrone, die Führung
des Kaiſerlichen Wappens und der Kaiſerlichen Standarte verbunden.
Dieſe Inſignien ſind feſtgeſtellt worden durch einen Allerhöchſten
Erlaß vom 3. Auguſt 1871 Nro 2 und 3 3).


1) Allerh. Erlaß des Kaiſers vom 18. Januar 1871. Preuß. Min.-Bl.
der inneren Verw. 1871 S. 2. Thudichum im Jahrb. von v. Holtzendorff I.
S. 6. v. Rönne S. 156 Note 1 b.
2) Die unbefugte Führung des Prädicats „Kaiſerlich“ fällt nicht unter
R.-Str.-G.-B. §. 360 Nr. 8, wenn nicht zugleich die unbefugte Annahme
eines Titels damit verbunden iſt.
3) R.-G.-Bl. 1871 S. 318 mit der Berichtigung S. 458. Das Kaiſer-
liche Wappen iſt der ſchwarze, einköpfige, rechtsſehende Adler mit rothem
Schnabel, Zunge und Klauen, ohne Scepter und Reichsapfel, auf dem Bruſt-
ſchilde den mit dem Hohenzollern-Schilde belegten Preußiſchen Adler, über
demſelben die Krone in der Form der Krone Karl’s des Großen, jedoch mit
zwei ſich kreuzenden Bügeln. Die Kaiſerl. Standarte enthält in gelbem
Grunde das eiſerne Kreuz, belegt mit dem Kaiſerlichen, von der Kette des
Schwarzen Adler-Ordens umgebenen Wappen im gelben Felde und in den
vier Eckfeldern des Fahnentuchs abwechſelnd den Kaiſerlichen Adler und die
Kaiſerliche Krone. Vgl. Graf Stillfried. Die Attribute des Neuen
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[223/0243] §. 26. Der Inhalt der kaiſerlichen Rechte. 2. Die Erblichkeit der Kaiſerwürde, welche ſich aus dem Art. 11 der R.-V. ergiebt, findet einen Ausdruck theils in der Formel „von Gottes Gnaden,“ theils darin, daß der Kronprinz von Preußen den Titel „Kronprinz des deutſchen Reiches“ und das Prädikat „Kaiſerliche Hoheit“ führt, neben welchen Bezeichnungen die Benennungen „Kronprinz von Preußen“ und reſp. „König- liche Hoheit“ beibehalten werden. Dieſe Würde und das damit verbundene Prädikat geht auf jeden künftigen Thronfolger an der Preußiſchen Krone ohne Weiteres über 1). 3. Nicht nur der Kaiſer für ſeine Perſon, ſondern auch die von ihm kraft ſeiner Präſidial-Befugniſſe ernannten Behörden und Beamten ſind als kaiſerliche zu bezeichnen. Es iſt dies ausdrück- lich beſtimmt worden durch den Allerh. Erlaß vom 3. Aug. 1871 Nro. 1 (R.-G.-Bl. 1871 S. 318) und entſpricht der Uebung. Ebenſo können das Prädikat „Kaiſerlich“ die in der kaiſerlichen Hofhaltung angeſtellten Privatbeamten und Diener, Hoflieferanten und dergleichen Perſonen führen 2). Dagegen werden die preußi- ſchen Staatsbehörden und Beamten nicht als kaiſerliche, ſondern lediglich als königliche bezeichnet. 4. Mit dem Kaiſerlichen Titel iſt die Kaiſerkrone, die Führung des Kaiſerlichen Wappens und der Kaiſerlichen Standarte verbunden. Dieſe Inſignien ſind feſtgeſtellt worden durch einen Allerhöchſten Erlaß vom 3. Auguſt 1871 Nro 2 und 3 3). 1) Allerh. Erlaß des Kaiſers vom 18. Januar 1871. Preuß. Min.-Bl. der inneren Verw. 1871 S. 2. Thudichum im Jahrb. von v. Holtzendorff I. S. 6. v. Rönne S. 156 Note 1 b. 2) Die unbefugte Führung des Prädicats „Kaiſerlich“ fällt nicht unter R.-Str.-G.-B. §. 360 Nr. 8, wenn nicht zugleich die unbefugte Annahme eines Titels damit verbunden iſt. 3) R.-G.-Bl. 1871 S. 318 mit der Berichtigung S. 458. Das Kaiſer- liche Wappen iſt der ſchwarze, einköpfige, rechtsſehende Adler mit rothem Schnabel, Zunge und Klauen, ohne Scepter und Reichsapfel, auf dem Bruſt- ſchilde den mit dem Hohenzollern-Schilde belegten Preußiſchen Adler, über demſelben die Krone in der Form der Krone Karl’s des Großen, jedoch mit zwei ſich kreuzenden Bügeln. Die Kaiſerl. Standarte enthält in gelbem Grunde das eiſerne Kreuz, belegt mit dem Kaiſerlichen, von der Kette des Schwarzen Adler-Ordens umgebenen Wappen im gelben Felde und in den vier Eckfeldern des Fahnentuchs abwechſelnd den Kaiſerlichen Adler und die Kaiſerliche Krone. Vgl. Graf Stillfried. Die Attribute des Neuen

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Zitationshilfe: Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 1. Tübingen, 1876, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laband_staatsrecht01_1876/243>, abgerufen am 27.04.2024.