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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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VII. Hauptstück.
Fälle, in welchen A, B ist; von denen, in wel-
chen A nicht B ist. Man sieht leicht, daß jeder
Satz, der nur particular bejahend ist, solche
bedingte Sätze angeben kann, und die Mög-
lichkeit der Bedingung erweiset. Man kann
sie aber in categorische verwandeln, so oft die
Sprache ein Wort angiebt, welches diejenigen
A, die wirklich B sind, besonders anzeiget, oder
benennet. Wären aber alle A, B: so ist die
Bedingung nur scheinbar, weil es sodann keine
A giebt, die nicht B sind.
2o. Kann B eine veränderliche oder abwechselnde
Modification von A seyn; und da ist zum Be-
weise der Möglichkeit der Bedingung genug,
daß A die Bestimmung B haben, oder in Zeit
und Orte B seyn könne.
3o. Können sich auch Fälle eräugnen, wo in der
That A weder B ist, noch B werden kann, und
da können aus der Bedingung wenn A, B ist,
immer Folgen gezogen werden, welche die Un-
möglichkeit der Bedingung angeben.
§. 237.

Wir können hierbey anmerken, daß das eigentlich,
oder im strengsten Verstande categorische, nur bey
den einfachen Begriffen vorkömmt. Denn da die Zu-
sammensetzung der Begriffe nicht allgemein möglich
ist, so ist sie eben dadurch schon auf Bedingungen
gesetzet, und der Umstand, daß die Sprache Wör-
ter hat, zusammengesetzte Begriffe auszudrücken, er-
sparet uns die Mühe, ihre Möglichkeit zu beweisen,
im geringsten nicht, weil man auch Ungereimtheiten
eigene Namen geben kann.

§. 238.
VII. Hauptſtuͤck.
Faͤlle, in welchen A, B iſt; von denen, in wel-
chen A nicht B iſt. Man ſieht leicht, daß jeder
Satz, der nur particular bejahend iſt, ſolche
bedingte Saͤtze angeben kann, und die Moͤg-
lichkeit der Bedingung erweiſet. Man kann
ſie aber in categoriſche verwandeln, ſo oft die
Sprache ein Wort angiebt, welches diejenigen
A, die wirklich B ſind, beſonders anzeiget, oder
benennet. Waͤren aber alle A, B: ſo iſt die
Bedingung nur ſcheinbar, weil es ſodann keine
A giebt, die nicht B ſind.
2º. Kann B eine veraͤnderliche oder abwechſelnde
Modification von A ſeyn; und da iſt zum Be-
weiſe der Moͤglichkeit der Bedingung genug,
daß A die Beſtimmung B haben, oder in Zeit
und Orte B ſeyn koͤnne.
3º. Koͤnnen ſich auch Faͤlle eraͤugnen, wo in der
That A weder B iſt, noch B werden kann, und
da koͤnnen aus der Bedingung wenn A, B iſt,
immer Folgen gezogen werden, welche die Un-
moͤglichkeit der Bedingung angeben.
§. 237.

Wir koͤnnen hierbey anmerken, daß das eigentlich,
oder im ſtrengſten Verſtande categoriſche, nur bey
den einfachen Begriffen vorkoͤmmt. Denn da die Zu-
ſammenſetzung der Begriffe nicht allgemein moͤglich
iſt, ſo iſt ſie eben dadurch ſchon auf Bedingungen
geſetzet, und der Umſtand, daß die Sprache Woͤr-
ter hat, zuſammengeſetzte Begriffe auszudruͤcken, er-
ſparet uns die Muͤhe, ihre Moͤglichkeit zu beweiſen,
im geringſten nicht, weil man auch Ungereimtheiten
eigene Namen geben kann.

§. 238.
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[208/0244] VII. Hauptſtuͤck. Faͤlle, in welchen A, B iſt; von denen, in wel- chen A nicht B iſt. Man ſieht leicht, daß jeder Satz, der nur particular bejahend iſt, ſolche bedingte Saͤtze angeben kann, und die Moͤg- lichkeit der Bedingung erweiſet. Man kann ſie aber in categoriſche verwandeln, ſo oft die Sprache ein Wort angiebt, welches diejenigen A, die wirklich B ſind, beſonders anzeiget, oder benennet. Waͤren aber alle A, B: ſo iſt die Bedingung nur ſcheinbar, weil es ſodann keine A giebt, die nicht B ſind. 2º. Kann B eine veraͤnderliche oder abwechſelnde Modification von A ſeyn; und da iſt zum Be- weiſe der Moͤglichkeit der Bedingung genug, daß A die Beſtimmung B haben, oder in Zeit und Orte B ſeyn koͤnne. 3º. Koͤnnen ſich auch Faͤlle eraͤugnen, wo in der That A weder B iſt, noch B werden kann, und da koͤnnen aus der Bedingung wenn A, B iſt, immer Folgen gezogen werden, welche die Un- moͤglichkeit der Bedingung angeben. §. 237. Wir koͤnnen hierbey anmerken, daß das eigentlich, oder im ſtrengſten Verſtande categoriſche, nur bey den einfachen Begriffen vorkoͤmmt. Denn da die Zu- ſammenſetzung der Begriffe nicht allgemein moͤglich iſt, ſo iſt ſie eben dadurch ſchon auf Bedingungen geſetzet, und der Umſtand, daß die Sprache Woͤr- ter hat, zuſammengeſetzte Begriffe auszudruͤcken, er- ſparet uns die Muͤhe, ihre Moͤglichkeit zu beweiſen, im geringſten nicht, weil man auch Ungereimtheiten eigene Namen geben kann. §. 238.

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/244>, abgerufen am 03.05.2024.