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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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Das Seyn und das Nicht seyn.
net. Jn diesem Verstande saget man, ein Satz
sey dem andern durchaus widersprechend, wenn
auch schlechthin nur das ist in ist nicht, oder dieses
in jenes verwandelt wird. Der Ausspruch des Binde-
wörtchens muß sich nämlich gleichförmig auf jede un-
ter dem Subjecte begriffene Indiuidua, und bey jedem
Indiuiduo auf alle Theile, und so auch auf jede Merk-
male des Prädicates ausdehnen. Wo dieses ist, da
ist der Satz genau, richtig und rein oder nett ausge-
drücket; widrigenfalls ist er mehr oder minder ver-
wirret, unrichtig, und durchmenget, und muß ge-
ändert werden, wenn man ihn genau, richtig und
rein haben will. Diese Aenderung besteht nun in
folgendem.

1o. Wenn das Bindwörtchen nicht einförmig auf
alle unter dem Subjecte begriffene Indiuidua
geht, so fällt die Allgemeinheit mehr oder minder
weg, und man muß die Indiuidua, denen das
Prädicat gar nicht oder anders zukömmt, be-
sonders nehmen.
2o. Wenn das Bindwörtchen in jedem Indiuiduo
nicht auf alle Theile desselben geht, so ist es
auch besser, statt des ganzen Subjectes die
Theile zu benennen, auf welche sich das Bind-
wörtchen bezieht.
3o. Wenn das Bindwörtchen nicht auf jede Merk-
male des Prädicates einförmig geht, sondern
jedes Merkmal dem Subject in einer besondern
Absicht, oder auf eine besondere Art zukömmt;
so thut man auch besser, jedes Merkmal beson-
ders zu benennen.
4o. Jst die Verwirrung noch größer, oder kom-
men jedem Indiuiduo des Subjectes, oder je-
dem
O 3

Das Seyn und das Nicht ſeyn.
net. Jn dieſem Verſtande ſaget man, ein Satz
ſey dem andern durchaus widerſprechend, wenn
auch ſchlechthin nur das iſt in iſt nicht, oder dieſes
in jenes verwandelt wird. Der Ausſpruch des Binde-
woͤrtchens muß ſich naͤmlich gleichfoͤrmig auf jede un-
ter dem Subjecte begriffene Indiuidua, und bey jedem
Indiuiduo auf alle Theile, und ſo auch auf jede Merk-
male des Praͤdicates ausdehnen. Wo dieſes iſt, da
iſt der Satz genau, richtig und rein oder nett ausge-
druͤcket; widrigenfalls iſt er mehr oder minder ver-
wirret, unrichtig, und durchmenget, und muß ge-
aͤndert werden, wenn man ihn genau, richtig und
rein haben will. Dieſe Aenderung beſteht nun in
folgendem.

1º. Wenn das Bindwoͤrtchen nicht einfoͤrmig auf
alle unter dem Subjecte begriffene Indiuidua
geht, ſo faͤllt die Allgemeinheit mehr oder minder
weg, und man muß die Indiuidua, denen das
Praͤdicat gar nicht oder anders zukoͤmmt, be-
ſonders nehmen.
2º. Wenn das Bindwoͤrtchen in jedem Indiuiduo
nicht auf alle Theile deſſelben geht, ſo iſt es
auch beſſer, ſtatt des ganzen Subjectes die
Theile zu benennen, auf welche ſich das Bind-
woͤrtchen bezieht.
3º. Wenn das Bindwoͤrtchen nicht auf jede Merk-
male des Praͤdicates einfoͤrmig geht, ſondern
jedes Merkmal dem Subject in einer beſondern
Abſicht, oder auf eine beſondere Art zukoͤmmt;
ſo thut man auch beſſer, jedes Merkmal beſon-
ders zu benennen.
4º. Jſt die Verwirrung noch groͤßer, oder kom-
men jedem Indiuiduo des Subjectes, oder je-
dem
O 3
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[213/0249] Das Seyn und das Nicht ſeyn. net. Jn dieſem Verſtande ſaget man, ein Satz ſey dem andern durchaus widerſprechend, wenn auch ſchlechthin nur das iſt in iſt nicht, oder dieſes in jenes verwandelt wird. Der Ausſpruch des Binde- woͤrtchens muß ſich naͤmlich gleichfoͤrmig auf jede un- ter dem Subjecte begriffene Indiuidua, und bey jedem Indiuiduo auf alle Theile, und ſo auch auf jede Merk- male des Praͤdicates ausdehnen. Wo dieſes iſt, da iſt der Satz genau, richtig und rein oder nett ausge- druͤcket; widrigenfalls iſt er mehr oder minder ver- wirret, unrichtig, und durchmenget, und muß ge- aͤndert werden, wenn man ihn genau, richtig und rein haben will. Dieſe Aenderung beſteht nun in folgendem. 1º. Wenn das Bindwoͤrtchen nicht einfoͤrmig auf alle unter dem Subjecte begriffene Indiuidua geht, ſo faͤllt die Allgemeinheit mehr oder minder weg, und man muß die Indiuidua, denen das Praͤdicat gar nicht oder anders zukoͤmmt, be- ſonders nehmen. 2º. Wenn das Bindwoͤrtchen in jedem Indiuiduo nicht auf alle Theile deſſelben geht, ſo iſt es auch beſſer, ſtatt des ganzen Subjectes die Theile zu benennen, auf welche ſich das Bind- woͤrtchen bezieht. 3º. Wenn das Bindwoͤrtchen nicht auf jede Merk- male des Praͤdicates einfoͤrmig geht, ſondern jedes Merkmal dem Subject in einer beſondern Abſicht, oder auf eine beſondere Art zukoͤmmt; ſo thut man auch beſſer, jedes Merkmal beſon- ders zu benennen. 4º. Jſt die Verwirrung noch groͤßer, oder kom- men jedem Indiuiduo des Subjectes, oder je- dem O 3

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/249>, abgerufen am 27.04.2024.