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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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Das Vor seyn und das Nach seyn.
einander sind, und weil weder einerley Solides zu-
gleich an mehrern Orten, noch verschiedenes Solides
zugleich an einem Orte seyn kann, (§. 103. Ax. 5. 6.).
Jn diesem Falle sind demnach die Wörter vor, nach
schlechthin Präpositionen oder Vorwörter, und sie sind
es nothwendig, so oft nur von den Theilen der Zeit
und des Raumes, und so auch von jeden Dimensio-
nen, an sich betrachtet, die Rede ist. Die angenom-
mene Reihe hat demnach keine andere Ordnung, als
die, so in den Theilen der Zeit oder des Ortes noth-
wendig da ist, und nicht weggenommen werden kann.
Man setze nun, in den angenommenen Dingen finde
sich ein Grund, nach welchem eine Auswahl in ihrer
Anordnung gemacht werden kann, und man ordne sie
nach diesem Grunde an, so werden zwar jede wiederum
vor und nach einander seyn, aber nun nicht mehr nur
deswegen, weil sie nicht zugleich an einem Orte seyn
können, sondern, die Art, wie sie auf einander fol-
gen, oder eines dem andern vor oder nach ist, ist
nun nicht willkührlich, weil nach dem angenomme-
nen Grunde das eine vorgehen, das andere nachfol-
gen muß, wie wenn man sie der Größe, der Würde,
oder der Aehnlichkeit nach anordnet, oder sie so stellet,
daß sie, in Absicht auf ihre Figur, genau an einander
schließen etc. Jn diesen Fällen ist die Ordnung nicht
schlechthin nur nach dem Raume oder nach der Zeit,
sondern es ist noch ein von den geordneten Dingen
selbst genommener Grund dabey, warum sie nun-
mehr so und nicht anders auf einander folgen, oder
einander vor oder nach sind. Die Wörter, vor,
nach,
sind auch in diesem Falle nicht mehr Präpositio-
nen, sondern Aduerbia oder Bestimmungen des Binde-
wörtchens seyn, oder anderer in solchen Fällen übli-
cher Zeitwörter, z. E. vorgehen, nachfolgen etc.

§. 311.

Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn.
einander ſind, und weil weder einerley Solides zu-
gleich an mehrern Orten, noch verſchiedenes Solides
zugleich an einem Orte ſeyn kann, (§. 103. Ax. 5. 6.).
Jn dieſem Falle ſind demnach die Woͤrter vor, nach
ſchlechthin Praͤpoſitionen oder Vorwoͤrter, und ſie ſind
es nothwendig, ſo oft nur von den Theilen der Zeit
und des Raumes, und ſo auch von jeden Dimenſio-
nen, an ſich betrachtet, die Rede iſt. Die angenom-
mene Reihe hat demnach keine andere Ordnung, als
die, ſo in den Theilen der Zeit oder des Ortes noth-
wendig da iſt, und nicht weggenommen werden kann.
Man ſetze nun, in den angenommenen Dingen finde
ſich ein Grund, nach welchem eine Auswahl in ihrer
Anordnung gemacht werden kann, und man ordne ſie
nach dieſem Grunde an, ſo werden zwar jede wiederum
vor und nach einander ſeyn, aber nun nicht mehr nur
deswegen, weil ſie nicht zugleich an einem Orte ſeyn
koͤnnen, ſondern, die Art, wie ſie auf einander fol-
gen, oder eines dem andern vor oder nach iſt, iſt
nun nicht willkuͤhrlich, weil nach dem angenomme-
nen Grunde das eine vorgehen, das andere nachfol-
gen muß, wie wenn man ſie der Groͤße, der Wuͤrde,
oder der Aehnlichkeit nach anordnet, oder ſie ſo ſtellet,
daß ſie, in Abſicht auf ihre Figur, genau an einander
ſchließen ꝛc. Jn dieſen Faͤllen iſt die Ordnung nicht
ſchlechthin nur nach dem Raume oder nach der Zeit,
ſondern es iſt noch ein von den geordneten Dingen
ſelbſt genommener Grund dabey, warum ſie nun-
mehr ſo und nicht anders auf einander folgen, oder
einander vor oder nach ſind. Die Woͤrter, vor,
nach,
ſind auch in dieſem Falle nicht mehr Praͤpoſitio-
nen, ſondern Aduerbia oder Beſtimmungen des Binde-
woͤrtchens ſeyn, oder anderer in ſolchen Faͤllen uͤbli-
cher Zeitwoͤrter, z. E. vorgehen, nachfolgen ꝛc.

§. 311.
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[301/0337] Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn. einander ſind, und weil weder einerley Solides zu- gleich an mehrern Orten, noch verſchiedenes Solides zugleich an einem Orte ſeyn kann, (§. 103. Ax. 5. 6.). Jn dieſem Falle ſind demnach die Woͤrter vor, nach ſchlechthin Praͤpoſitionen oder Vorwoͤrter, und ſie ſind es nothwendig, ſo oft nur von den Theilen der Zeit und des Raumes, und ſo auch von jeden Dimenſio- nen, an ſich betrachtet, die Rede iſt. Die angenom- mene Reihe hat demnach keine andere Ordnung, als die, ſo in den Theilen der Zeit oder des Ortes noth- wendig da iſt, und nicht weggenommen werden kann. Man ſetze nun, in den angenommenen Dingen finde ſich ein Grund, nach welchem eine Auswahl in ihrer Anordnung gemacht werden kann, und man ordne ſie nach dieſem Grunde an, ſo werden zwar jede wiederum vor und nach einander ſeyn, aber nun nicht mehr nur deswegen, weil ſie nicht zugleich an einem Orte ſeyn koͤnnen, ſondern, die Art, wie ſie auf einander fol- gen, oder eines dem andern vor oder nach iſt, iſt nun nicht willkuͤhrlich, weil nach dem angenomme- nen Grunde das eine vorgehen, das andere nachfol- gen muß, wie wenn man ſie der Groͤße, der Wuͤrde, oder der Aehnlichkeit nach anordnet, oder ſie ſo ſtellet, daß ſie, in Abſicht auf ihre Figur, genau an einander ſchließen ꝛc. Jn dieſen Faͤllen iſt die Ordnung nicht ſchlechthin nur nach dem Raume oder nach der Zeit, ſondern es iſt noch ein von den geordneten Dingen ſelbſt genommener Grund dabey, warum ſie nun- mehr ſo und nicht anders auf einander folgen, oder einander vor oder nach ſind. Die Woͤrter, vor, nach, ſind auch in dieſem Falle nicht mehr Praͤpoſitio- nen, ſondern Aduerbia oder Beſtimmungen des Binde- woͤrtchens ſeyn, oder anderer in ſolchen Faͤllen uͤbli- cher Zeitwoͤrter, z. E. vorgehen, nachfolgen ꝛc. §. 311.

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/337>, abgerufen am 07.05.2024.