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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Zusatz zum neunzehnten Hauptstücke.
Uhr, wenn man sie auf dem Tische aus einander leget
und nach Aehnlichkeiten ordnet, ein System aus-
machen. Man kann sie freylich auch in Steigräder,
Sternräder, Kronräder, Schneckenräder, Sperrä-
der, Trillinge etc. eintheilen. Sie gehören aber ei-
gentlich zum Systeme der ganzen Uhr, und da müs-
sen sie ihren Absichten und der Hauptabsicht zu Folge,
das ist, in Verbindung mit dem ganzen Uhr-
werke
betrachtet werden. Eben so gehöret das
Pflanzenreich zum Systeme des ganzen Erdballs, als
zum eigentlichen Systeme der Natur. Die Be-
stimmung der Absichten, wohin jedes Geschöpfe so
zum Erdkreise gehöret, dienet, welcher Grad der
Fruchtbarkeit jede Pflanzen und Thiere haben müssen,
wie lange ihre Dauer seyn soll, damit keine Art weder
zu häufig werde, noch ganz aussterbe, sondern sich inner
gesetzten Schranken erhalte, die Erörterung, was,
wenn eine Art wegfiele, noch zugleich mit weg-
fallen würde,
die daher zu bestimmende Frage, wie
jede Art Geschöpfe die übrigen Arten voraussetze,
erfordere
oder nach sich ziehe etc. damit das System
des Erdballes ein Ganzes sey und fortdauern könne,
dieses ist es, was man zu finden hat, wenn man das
System der Natur kennen lernen will. Man muß
anfangen sich die eigentliche Form dieses Systems
umständlich bekannt zu machen, um genauer zu se-
hen, wie die Natur den Stoff dazu gebildet hat.
Freylich werden dadurch die einzeln Pflanzen, Thiere,
Stein und Erdarten etc. nicht kenntlich gemacht.
Man muß diese auf andere Arten, durch Beobach-
tungen etc. kennen lernen, und dazu mag immer die
Eintheilung nach Classen, Arten, Gattungen etc.
und äußerliche Kennzeichen dienlich seyn. Nur wird
durch solche Eintheilungen das System der Na-

tur

Zuſatz zum neunzehnten Hauptſtuͤcke.
Uhr, wenn man ſie auf dem Tiſche aus einander leget
und nach Aehnlichkeiten ordnet, ein Syſtem aus-
machen. Man kann ſie freylich auch in Steigraͤder,
Sternraͤder, Kronraͤder, Schneckenraͤder, Sperraͤ-
der, Trillinge ꝛc. eintheilen. Sie gehoͤren aber ei-
gentlich zum Syſteme der ganzen Uhr, und da muͤſ-
ſen ſie ihren Abſichten und der Hauptabſicht zu Folge,
das iſt, in Verbindung mit dem ganzen Uhr-
werke
betrachtet werden. Eben ſo gehoͤret das
Pflanzenreich zum Syſteme des ganzen Erdballs, als
zum eigentlichen Syſteme der Natur. Die Be-
ſtimmung der Abſichten, wohin jedes Geſchoͤpfe ſo
zum Erdkreiſe gehoͤret, dienet, welcher Grad der
Fruchtbarkeit jede Pflanzen und Thiere haben muͤſſen,
wie lange ihre Dauer ſeyn ſoll, damit keine Art weder
zu haͤufig werde, noch ganz ausſterbe, ſondern ſich inner
geſetzten Schranken erhalte, die Eroͤrterung, was,
wenn eine Art wegfiele, noch zugleich mit weg-
fallen wuͤrde,
die daher zu beſtimmende Frage, wie
jede Art Geſchoͤpfe die uͤbrigen Arten vorausſetze,
erfordere
oder nach ſich ziehe ꝛc. damit das Syſtem
des Erdballes ein Ganzes ſey und fortdauern koͤnne,
dieſes iſt es, was man zu finden hat, wenn man das
Syſtem der Natur kennen lernen will. Man muß
anfangen ſich die eigentliche Form dieſes Syſtems
umſtaͤndlich bekannt zu machen, um genauer zu ſe-
hen, wie die Natur den Stoff dazu gebildet hat.
Freylich werden dadurch die einzeln Pflanzen, Thiere,
Stein und Erdarten ꝛc. nicht kenntlich gemacht.
Man muß dieſe auf andere Arten, durch Beobach-
tungen ꝛc. kennen lernen, und dazu mag immer die
Eintheilung nach Claſſen, Arten, Gattungen ꝛc.
und aͤußerliche Kennzeichen dienlich ſeyn. Nur wird
durch ſolche Eintheilungen das Syſtem der Na-

tur
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[250/0258] Zuſatz zum neunzehnten Hauptſtuͤcke. Uhr, wenn man ſie auf dem Tiſche aus einander leget und nach Aehnlichkeiten ordnet, ein Syſtem aus- machen. Man kann ſie freylich auch in Steigraͤder, Sternraͤder, Kronraͤder, Schneckenraͤder, Sperraͤ- der, Trillinge ꝛc. eintheilen. Sie gehoͤren aber ei- gentlich zum Syſteme der ganzen Uhr, und da muͤſ- ſen ſie ihren Abſichten und der Hauptabſicht zu Folge, das iſt, in Verbindung mit dem ganzen Uhr- werke betrachtet werden. Eben ſo gehoͤret das Pflanzenreich zum Syſteme des ganzen Erdballs, als zum eigentlichen Syſteme der Natur. Die Be- ſtimmung der Abſichten, wohin jedes Geſchoͤpfe ſo zum Erdkreiſe gehoͤret, dienet, welcher Grad der Fruchtbarkeit jede Pflanzen und Thiere haben muͤſſen, wie lange ihre Dauer ſeyn ſoll, damit keine Art weder zu haͤufig werde, noch ganz ausſterbe, ſondern ſich inner geſetzten Schranken erhalte, die Eroͤrterung, was, wenn eine Art wegfiele, noch zugleich mit weg- fallen wuͤrde, die daher zu beſtimmende Frage, wie jede Art Geſchoͤpfe die uͤbrigen Arten vorausſetze, erfordere oder nach ſich ziehe ꝛc. damit das Syſtem des Erdballes ein Ganzes ſey und fortdauern koͤnne, dieſes iſt es, was man zu finden hat, wenn man das Syſtem der Natur kennen lernen will. Man muß anfangen ſich die eigentliche Form dieſes Syſtems umſtaͤndlich bekannt zu machen, um genauer zu ſe- hen, wie die Natur den Stoff dazu gebildet hat. Freylich werden dadurch die einzeln Pflanzen, Thiere, Stein und Erdarten ꝛc. nicht kenntlich gemacht. Man muß dieſe auf andere Arten, durch Beobach- tungen ꝛc. kennen lernen, und dazu mag immer die Eintheilung nach Claſſen, Arten, Gattungen ꝛc. und aͤußerliche Kennzeichen dienlich ſeyn. Nur wird durch ſolche Eintheilungen das Syſtem der Na- tur

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/258>, abgerufen am 28.04.2024.