Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den unveränderlichen Redetheilen.

§. 245. Man hat in den wirklichen Sprachen durch
die Structur der Rede anzuzeigen gesucht, wie weit eine
jede Conjunction sich vor und nachwärts ausdehne, und
dieses bey kürzern Ausdehnungen noch zienlich erhalten.
Bey längern muß die Betrachtung der Sache selbst
dieser charakteristischen Vorstellung des Zusammenhan-
ges nachhelfen und seinen Umfang bestimmen. Die syn-
tactische Regel, daß die Bindwörter: und, auch, so-
wohl: als, gleichwie: so auch, entweder: oder,
weder: noch, zwar: aber, nicht: sondern, ob-
schon: doch, etc.
so viel es die Sache leidet, in den
Redensarten und Theilchen der Perioden eine achnliche
Construction erfordern, findet sich in allen Sprachleh-
ren. Daß diese Construction viel Charakteristisches
habe, und in allgemeinen Formeln vorgestellt werden
könne, haben wir bereits oben (§. 232.) errinnert, und
eben so auch (§. 238.) die Verhältniß zwischen dem
Coniunctiuo der Zeitwörter und den Conjunctionen, die
ihn nach sich ziehen, kürzlich berührt, zugleich aber auch
angemerkt, daß die wirklichen Sprachen hierinn noch
charakteristischer seyn könnten.



Sieben-
K 2
Von den unveraͤnderlichen Redetheilen.

§. 245. Man hat in den wirklichen Sprachen durch
die Structur der Rede anzuzeigen geſucht, wie weit eine
jede Conjunction ſich vor und nachwaͤrts ausdehne, und
dieſes bey kuͤrzern Ausdehnungen noch zienlich erhalten.
Bey laͤngern muß die Betrachtung der Sache ſelbſt
dieſer charakteriſtiſchen Vorſtellung des Zuſammenhan-
ges nachhelfen und ſeinen Umfang beſtimmen. Die ſyn-
tactiſche Regel, daß die Bindwoͤrter: und, auch, ſo-
wohl: als, gleichwie: ſo auch, entweder: oder,
weder: noch, zwar: aber, nicht: ſondern, ob-
ſchon: doch, ꝛc.
ſo viel es die Sache leidet, in den
Redensarten und Theilchen der Perioden eine achnliche
Conſtruction erfordern, findet ſich in allen Sprachleh-
ren. Daß dieſe Conſtruction viel Charakteriſtiſches
habe, und in allgemeinen Formeln vorgeſtellt werden
koͤnne, haben wir bereits oben (§. 232.) errinnert, und
eben ſo auch (§. 238.) die Verhaͤltniß zwiſchen dem
Coniunctiuo der Zeitwoͤrter und den Conjunctionen, die
ihn nach ſich ziehen, kuͤrzlich beruͤhrt, zugleich aber auch
angemerkt, daß die wirklichen Sprachen hierinn noch
charakteriſtiſcher ſeyn koͤnnten.



Sieben-
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0153" n="147"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von den unvera&#x0364;nderlichen Redetheilen.</hi> </fw><lb/>
          <p>§. 245. Man hat in den wirklichen Sprachen durch<lb/>
die Structur der Rede anzuzeigen ge&#x017F;ucht, wie weit eine<lb/>
jede Conjunction &#x017F;ich vor und nachwa&#x0364;rts ausdehne, und<lb/>
die&#x017F;es bey ku&#x0364;rzern Ausdehnungen noch zienlich erhalten.<lb/>
Bey la&#x0364;ngern muß die Betrachtung der Sache &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
die&#x017F;er charakteri&#x017F;ti&#x017F;chen Vor&#x017F;tellung des Zu&#x017F;ammenhan-<lb/>
ges nachhelfen und &#x017F;einen Umfang be&#x017F;timmen. Die &#x017F;yn-<lb/>
tacti&#x017F;che Regel, daß die Bindwo&#x0364;rter: <hi rendition="#fr">und, auch, &#x017F;o-<lb/>
wohl: als, gleichwie: &#x017F;o auch, entweder: oder,<lb/>
weder: noch, zwar: aber, nicht: &#x017F;ondern, ob-<lb/>
&#x017F;chon: doch, &#xA75B;c.</hi> &#x017F;o viel es die Sache leidet, in den<lb/>
Redensarten und Theilchen der Perioden eine achnliche<lb/>
Con&#x017F;truction erfordern, findet &#x017F;ich in allen Sprachleh-<lb/>
ren. Daß die&#x017F;e Con&#x017F;truction viel Charakteri&#x017F;ti&#x017F;ches<lb/>
habe, und in allgemeinen Formeln vorge&#x017F;tellt werden<lb/>
ko&#x0364;nne, haben wir bereits oben (§. 232.) errinnert, und<lb/>
eben &#x017F;o auch (§. 238.) die Verha&#x0364;ltniß zwi&#x017F;chen dem<lb/><hi rendition="#aq">Coniunctiuo</hi> der Zeitwo&#x0364;rter und den Conjunctionen, die<lb/>
ihn nach &#x017F;ich ziehen, ku&#x0364;rzlich beru&#x0364;hrt, zugleich aber auch<lb/>
angemerkt, daß die wirklichen Sprachen hierinn noch<lb/>
charakteri&#x017F;ti&#x017F;cher &#x017F;eyn ko&#x0364;nnten.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">K 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Sieben-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0153] Von den unveraͤnderlichen Redetheilen. §. 245. Man hat in den wirklichen Sprachen durch die Structur der Rede anzuzeigen geſucht, wie weit eine jede Conjunction ſich vor und nachwaͤrts ausdehne, und dieſes bey kuͤrzern Ausdehnungen noch zienlich erhalten. Bey laͤngern muß die Betrachtung der Sache ſelbſt dieſer charakteriſtiſchen Vorſtellung des Zuſammenhan- ges nachhelfen und ſeinen Umfang beſtimmen. Die ſyn- tactiſche Regel, daß die Bindwoͤrter: und, auch, ſo- wohl: als, gleichwie: ſo auch, entweder: oder, weder: noch, zwar: aber, nicht: ſondern, ob- ſchon: doch, ꝛc. ſo viel es die Sache leidet, in den Redensarten und Theilchen der Perioden eine achnliche Conſtruction erfordern, findet ſich in allen Sprachleh- ren. Daß dieſe Conſtruction viel Charakteriſtiſches habe, und in allgemeinen Formeln vorgeſtellt werden koͤnne, haben wir bereits oben (§. 232.) errinnert, und eben ſo auch (§. 238.) die Verhaͤltniß zwiſchen dem Coniunctiuo der Zeitwoͤrter und den Conjunctionen, die ihn nach ſich ziehen, kuͤrzlich beruͤhrt, zugleich aber auch angemerkt, daß die wirklichen Sprachen hierinn noch charakteriſtiſcher ſeyn koͤnnten. Sieben- K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/153
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/153>, abgerufen am 08.05.2024.