Rochade gerichtet werden. Sie sind auch meist stärker als Springer und Laufer, während am Ende der Partie ein ein- zelner Springer, welcher Felder von beiden Farben betreten kann, gegen einen einzelnen Laufer nicht selten einen klei- nen Vortheil bringt. Auf dies Verhältniss ist daher beim Abtausch der leichten Officiere schon in der Mitte der Partie besonders zu achten.
§. 93. Der Springer eignet sich besser zum Angriff als zur Vertheidigung, namentlich bei verwickelten Stellun- gen, indem ihm sein eigenthümlicher Gang durch Positions- hindernisse leicht Bahn bricht. Ein in des Gegners Spiel fest eingekeilter und von Bauern geschützter Springer wirkt nicht selten entscheidend für den Sieg.
§. 94. Mittelbauern, namentlich wenn sie geschlos- sen erhalten werden können, führen nicht selten wesentlichen Positionsvortheil mit sich. Doch soll man auf ihre Er- reichung nicht allzu ängstlich bedacht sein, in keinem Falle aber darüber die anderweitige gute Entwicklung des Spieles versäumen, welche stets erster Zweck der Eröffnung bleibt. -- Doppelbauern, welche nach der Mitte zu schlagen, sind so sehr nachtheilig nicht; vor Doppelbauern, welche sich von der Mitte entfernen, namentlich auf der Thurm- linie, hat man sich jederzeit in Acht zu nehmen. -- Ein Bauer, welcher von keinem feindlichen Bauer mehr behin- dert frei in die Dame gehen könnte, heisst ein Freibauer und die Möglichkeit seiner Erhaltung entscheidet nicht sel- ten im Endspiele die Partie.
Rochade gerichtet werden. Sie sind auch meist stärker als Springer und Laufer, während am Ende der Partie ein ein- zelner Springer, welcher Felder von beiden Farben betreten kann, gegen einen einzelnen Laufer nicht selten einen klei- nen Vortheil bringt. Auf dies Verhältniss ist daher beim Abtausch der leichten Officiere schon in der Mitte der Partie besonders zu achten.
§. 93. Der Springer eignet sich besser zum Angriff als zur Vertheidigung, namentlich bei verwickelten Stellun- gen, indem ihm sein eigenthümlicher Gang durch Positions- hindernisse leicht Bahn bricht. Ein in des Gegners Spiel fest eingekeilter und von Bauern geschützter Springer wirkt nicht selten entscheidend für den Sieg.
§. 94. Mittelbauern, namentlich wenn sie geschlos- sen erhalten werden können, führen nicht selten wesentlichen Positionsvortheil mit sich. Doch soll man auf ihre Er- reichung nicht allzu ängstlich bedacht sein, in keinem Falle aber darüber die anderweitige gute Entwicklung des Spieles versäumen, welche stets erster Zweck der Eröffnung bleibt. — Doppelbauern, welche nach der Mitte zu schlagen, sind so sehr nachtheilig nicht; vor Doppelbauern, welche sich von der Mitte entfernen, namentlich auf der Thurm- linie, hat man sich jederzeit in Acht zu nehmen. — Ein Bauer, welcher von keinem feindlichen Bauer mehr behin- dert frei in die Dame gehen könnte, heisst ein Freibauer und die Möglichkeit seiner Erhaltung entscheidet nicht sel- ten im Endspiele die Partie.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0078"n="66"/>
Rochade gerichtet werden. Sie sind auch meist stärker als<lb/>
Springer und Laufer, während am Ende der Partie ein ein-<lb/>
zelner Springer, welcher Felder von beiden Farben betreten<lb/>
kann, gegen einen einzelnen Laufer nicht selten einen klei-<lb/>
nen Vortheil bringt. Auf dies Verhältniss ist daher beim<lb/>
Abtausch der leichten Officiere schon in der Mitte der Partie<lb/>
besonders zu achten.</p><lb/><p>§. 93. Der Springer eignet sich besser zum Angriff<lb/>
als zur Vertheidigung, namentlich bei verwickelten Stellun-<lb/>
gen, indem ihm sein eigenthümlicher Gang durch Positions-<lb/>
hindernisse leicht Bahn bricht. Ein in des Gegners Spiel<lb/>
fest eingekeilter und von Bauern geschützter Springer<lb/>
wirkt nicht selten entscheidend für den Sieg.</p><lb/><p>§. 94. <hirendition="#g">Mittelbauern</hi>, namentlich wenn sie geschlos-<lb/>
sen erhalten werden können, führen nicht selten wesentlichen<lb/>
Positionsvortheil mit sich. Doch soll man auf ihre Er-<lb/>
reichung nicht allzu ängstlich bedacht sein, in keinem Falle<lb/>
aber darüber die anderweitige gute Entwicklung des Spieles<lb/>
versäumen, welche stets erster Zweck der Eröffnung bleibt.<lb/>—<hirendition="#g">Doppelbauern</hi>, welche nach der Mitte zu schlagen,<lb/>
sind so sehr nachtheilig nicht; vor Doppelbauern, welche<lb/>
sich von der Mitte entfernen, namentlich auf der Thurm-<lb/>
linie, hat man sich jederzeit in Acht zu nehmen. — Ein<lb/>
Bauer, welcher von keinem feindlichen Bauer mehr behin-<lb/>
dert frei in die Dame gehen könnte, heisst ein <hirendition="#g">Freibauer</hi><lb/>
und die Möglichkeit seiner Erhaltung entscheidet nicht sel-<lb/>
ten im Endspiele die Partie.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[66/0078]
Rochade gerichtet werden. Sie sind auch meist stärker als
Springer und Laufer, während am Ende der Partie ein ein-
zelner Springer, welcher Felder von beiden Farben betreten
kann, gegen einen einzelnen Laufer nicht selten einen klei-
nen Vortheil bringt. Auf dies Verhältniss ist daher beim
Abtausch der leichten Officiere schon in der Mitte der Partie
besonders zu achten.
§. 93. Der Springer eignet sich besser zum Angriff
als zur Vertheidigung, namentlich bei verwickelten Stellun-
gen, indem ihm sein eigenthümlicher Gang durch Positions-
hindernisse leicht Bahn bricht. Ein in des Gegners Spiel
fest eingekeilter und von Bauern geschützter Springer
wirkt nicht selten entscheidend für den Sieg.
§. 94. Mittelbauern, namentlich wenn sie geschlos-
sen erhalten werden können, führen nicht selten wesentlichen
Positionsvortheil mit sich. Doch soll man auf ihre Er-
reichung nicht allzu ängstlich bedacht sein, in keinem Falle
aber darüber die anderweitige gute Entwicklung des Spieles
versäumen, welche stets erster Zweck der Eröffnung bleibt.
— Doppelbauern, welche nach der Mitte zu schlagen,
sind so sehr nachtheilig nicht; vor Doppelbauern, welche
sich von der Mitte entfernen, namentlich auf der Thurm-
linie, hat man sich jederzeit in Acht zu nehmen. — Ein
Bauer, welcher von keinem feindlichen Bauer mehr behin-
dert frei in die Dame gehen könnte, heisst ein Freibauer
und die Möglichkeit seiner Erhaltung entscheidet nicht sel-
ten im Endspiele die Partie.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/78>, abgerufen am 02.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.