ben hätten, und als ob es der ganze Rest ihres Glücks wäre; denn wir wissen noch nicht, wann oder wie der Fürst für sie sorgen wird. Jch gieng sodann nach Hause und war mit meinem Tage ver- gnügt.
Jch hatte durch meine Fürbitte die Pflicht der Menschenliebe ausgeübt und den Fürsten zu einer Ausgabe der Wohlthätig- keit gebracht, wie ihn andre zu Ausgaben von Wollust und Ueppigkeit verleiteten. Jch hatte die Herzen trostloser Personen mit Freude erfüllt, und das Vergnügen genossen, von einem für sehr boshaft ge- haltenen Mann, eine edle und gute Hand- lung zu sehen. Denn wie schnell hat Milord D. die Gelegenheit ergriffen, Gu- tes zu thun? An dem Spieltische meiner Tante hört er ungefähr von einem mitlei- denswürdigen Hause reden, und erkundigt sich gleich mit so vielem Eifer darnach, daß er noch den nehmlichen Abend eine so freygebige, wahrhaftig engländische Hül- fe leistet.
Er
T
ben haͤtten, und als ob es der ganze Reſt ihres Gluͤcks waͤre; denn wir wiſſen noch nicht, wann oder wie der Fuͤrſt fuͤr ſie ſorgen wird. Jch gieng ſodann nach Hauſe und war mit meinem Tage ver- gnuͤgt.
Jch hatte durch meine Fuͤrbitte die Pflicht der Menſchenliebe ausgeuͤbt und den Fuͤrſten zu einer Ausgabe der Wohlthaͤtig- keit gebracht, wie ihn andre zu Ausgaben von Wolluſt und Ueppigkeit verleiteten. Jch hatte die Herzen troſtloſer Perſonen mit Freude erfuͤllt, und das Vergnuͤgen genoſſen, von einem fuͤr ſehr boshaft ge- haltenen Mann, eine edle und gute Hand- lung zu ſehen. Denn wie ſchnell hat Milord D. die Gelegenheit ergriffen, Gu- tes zu thun? An dem Spieltiſche meiner Tante hoͤrt er ungefaͤhr von einem mitlei- denswuͤrdigen Hauſe reden, und erkundigt ſich gleich mit ſo vielem Eifer darnach, daß er noch den nehmlichen Abend eine ſo freygebige, wahrhaftig englaͤndiſche Huͤl- fe leiſtet.
Er
T
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0315"n="289"/>
ben haͤtten, und als ob es der ganze Reſt<lb/>
ihres Gluͤcks waͤre; denn wir wiſſen noch<lb/>
nicht, wann oder wie der Fuͤrſt fuͤr ſie<lb/>ſorgen wird. Jch gieng ſodann nach<lb/>
Hauſe und war mit meinem Tage ver-<lb/>
gnuͤgt.</p><lb/><p>Jch hatte durch meine Fuͤrbitte die<lb/>
Pflicht der Menſchenliebe ausgeuͤbt und den<lb/>
Fuͤrſten zu einer Ausgabe der Wohlthaͤtig-<lb/>
keit gebracht, wie ihn andre zu Ausgaben<lb/>
von Wolluſt und Ueppigkeit verleiteten.<lb/>
Jch hatte die Herzen troſtloſer Perſonen<lb/>
mit Freude erfuͤllt, und das Vergnuͤgen<lb/>
genoſſen, von einem fuͤr ſehr boshaft ge-<lb/>
haltenen Mann, eine edle und gute Hand-<lb/>
lung zu ſehen. Denn wie ſchnell hat<lb/>
Milord D. die Gelegenheit ergriffen, Gu-<lb/>
tes zu thun? An dem Spieltiſche meiner<lb/>
Tante hoͤrt er ungefaͤhr von einem mitlei-<lb/>
denswuͤrdigen Hauſe reden, und erkundigt<lb/>ſich gleich mit ſo vielem Eifer darnach,<lb/>
daß er noch den nehmlichen Abend eine ſo<lb/>
freygebige, wahrhaftig englaͤndiſche Huͤl-<lb/>
fe leiſtet.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">T</fw><fwplace="bottom"type="catch">Er</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[289/0315]
ben haͤtten, und als ob es der ganze Reſt
ihres Gluͤcks waͤre; denn wir wiſſen noch
nicht, wann oder wie der Fuͤrſt fuͤr ſie
ſorgen wird. Jch gieng ſodann nach
Hauſe und war mit meinem Tage ver-
gnuͤgt.
Jch hatte durch meine Fuͤrbitte die
Pflicht der Menſchenliebe ausgeuͤbt und den
Fuͤrſten zu einer Ausgabe der Wohlthaͤtig-
keit gebracht, wie ihn andre zu Ausgaben
von Wolluſt und Ueppigkeit verleiteten.
Jch hatte die Herzen troſtloſer Perſonen
mit Freude erfuͤllt, und das Vergnuͤgen
genoſſen, von einem fuͤr ſehr boshaft ge-
haltenen Mann, eine edle und gute Hand-
lung zu ſehen. Denn wie ſchnell hat
Milord D. die Gelegenheit ergriffen, Gu-
tes zu thun? An dem Spieltiſche meiner
Tante hoͤrt er ungefaͤhr von einem mitlei-
denswuͤrdigen Hauſe reden, und erkundigt
ſich gleich mit ſo vielem Eifer darnach,
daß er noch den nehmlichen Abend eine ſo
freygebige, wahrhaftig englaͤndiſche Huͤl-
fe leiſtet.
Er
T
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/315>, abgerufen am 14.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.