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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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Feldbaues verständigsten Arbeiter, wobey
zugleich auf solche, die einen guten Ruf
haben, vorzüglich gesehen wird.

Fremden Armen soll ein mäßiges All-
mosen abgereicht, und dabey Arbeit ange-
boten werden, wofür sie Taglohn bekom-
men, und eine Stunde früher aufhören
dürfen, um das nächste fremde Dorf, so
fünf viertel Stunden davon liegt, noch bey
Tag erreichen zu können. Sternheim hat
auf seine Kosten einen schnurgeraden Weg
mit Bäumen umpflanzt dahin machen las-
sen: so wie er auch von dem einen seiner
Dörfer zum andern gethan hat. Nachts
müssen die bestellten Wächter der beyden
Ortschaften wechselsweise bis ans Ar-
menhaus gehen, und die Stunden aus-
rufen. Meine Schwester will ein klein
Findelhaus für arme Waisen dabey stif-
ten, um Segen für das Kind zu sam-
meln, welches sie unter ihrem liebreichen
wohlthätigen Herzen trägt. Mein Ge-
danke, gnädige Mama, ist, in meiner
größern und weitläuftigern Herrschaft
auch eine solche Armenanstalt zu machen,

und

Feldbaues verſtaͤndigſten Arbeiter, wobey
zugleich auf ſolche, die einen guten Ruf
haben, vorzuͤglich geſehen wird.

Fremden Armen ſoll ein maͤßiges All-
moſen abgereicht, und dabey Arbeit ange-
boten werden, wofuͤr ſie Taglohn bekom-
men, und eine Stunde fruͤher aufhoͤren
duͤrfen, um das naͤchſte fremde Dorf, ſo
fuͤnf viertel Stunden davon liegt, noch bey
Tag erreichen zu koͤnnen. Sternheim hat
auf ſeine Koſten einen ſchnurgeraden Weg
mit Baͤumen umpflanzt dahin machen laſ-
ſen: ſo wie er auch von dem einen ſeiner
Doͤrfer zum andern gethan hat. Nachts
muͤſſen die beſtellten Waͤchter der beyden
Ortſchaften wechſelsweiſe bis ans Ar-
menhaus gehen, und die Stunden aus-
rufen. Meine Schweſter will ein klein
Findelhaus fuͤr arme Waiſen dabey ſtif-
ten, um Segen fuͤr das Kind zu ſam-
meln, welches ſie unter ihrem liebreichen
wohlthaͤtigen Herzen traͤgt. Mein Ge-
danke, gnaͤdige Mama, iſt, in meiner
groͤßern und weitlaͤuftigern Herrſchaft
auch eine ſolche Armenanſtalt zu machen,

und
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[59/0085] Feldbaues verſtaͤndigſten Arbeiter, wobey zugleich auf ſolche, die einen guten Ruf haben, vorzuͤglich geſehen wird. Fremden Armen ſoll ein maͤßiges All- moſen abgereicht, und dabey Arbeit ange- boten werden, wofuͤr ſie Taglohn bekom- men, und eine Stunde fruͤher aufhoͤren duͤrfen, um das naͤchſte fremde Dorf, ſo fuͤnf viertel Stunden davon liegt, noch bey Tag erreichen zu koͤnnen. Sternheim hat auf ſeine Koſten einen ſchnurgeraden Weg mit Baͤumen umpflanzt dahin machen laſ- ſen: ſo wie er auch von dem einen ſeiner Doͤrfer zum andern gethan hat. Nachts muͤſſen die beſtellten Waͤchter der beyden Ortſchaften wechſelsweiſe bis ans Ar- menhaus gehen, und die Stunden aus- rufen. Meine Schweſter will ein klein Findelhaus fuͤr arme Waiſen dabey ſtif- ten, um Segen fuͤr das Kind zu ſam- meln, welches ſie unter ihrem liebreichen wohlthaͤtigen Herzen traͤgt. Mein Ge- danke, gnaͤdige Mama, iſt, in meiner groͤßern und weitlaͤuftigern Herrſchaft auch eine ſolche Armenanſtalt zu machen, und

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/85>, abgerufen am 28.04.2024.