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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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"wäre aber doch derjenige: aus freyem
"Willen jemanden glücklich zu machen.

O, das Glück, wovon Sie reden, ist
"meistens nur in der feurigen Phanta-
"sie eines itzt brennenden Liebhabers,
"und verschwindet, sobald die erlosche-
"ne Flamme ihr Zeit giebt, sich wieder
"abzukühlen.

"Dieses, meine geliebte Frau von C --
"kann wahr seyn, wenn die Liebe eines
"jungen Mannes allein durch die Augen
"entstanden ist, und an der Seite des
"blühenden Mädchens lodert, deren un-
"ausgebildeter Charakter diesem Feuer
"keine dauerhafte Nahrung geben kann.
"Aber Sie, die wegen Jhrem Geist, we-
"gen Jhrem edlen Herzen geliebet werden,
"Sie sind sicher es unauslöschlich zu
"machen.

"Meine Verdienste hätten also die Ei-
"genschaft des persischen Naphta; aber
"in welchem meiner Liebhaber liegt das
"Herz, welches ein gleichdauerndes
"Feuer aushalten könnte?

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„waͤre aber doch derjenige: aus freyem
„Willen jemanden gluͤcklich zu machen.

O, das Gluͤck, wovon Sie reden, iſt
„meiſtens nur in der feurigen Phanta-
„ſie eines itzt brennenden Liebhabers,
„und verſchwindet, ſobald die erloſche-
„ne Flamme ihr Zeit giebt, ſich wieder
„abzukuͤhlen.

„Dieſes, meine geliebte Frau von C —
„kann wahr ſeyn, wenn die Liebe eines
„jungen Mannes allein durch die Augen
„entſtanden iſt, und an der Seite des
„bluͤhenden Maͤdchens lodert, deren un-
„ausgebildeter Charakter dieſem Feuer
„keine dauerhafte Nahrung geben kann.
„Aber Sie, die wegen Jhrem Geiſt, we-
„gen Jhrem edlen Herzen geliebet werden,
„Sie ſind ſicher es unausloͤſchlich zu
„machen.

„Meine Verdienſte haͤtten alſo die Ei-
„genſchaft des perſiſchen Naphta; aber
„in welchem meiner Liebhaber liegt das
„Herz, welches ein gleichdauerndes
„Feuer aushalten koͤnnte?

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[107/0113] „waͤre aber doch derjenige: aus freyem „Willen jemanden gluͤcklich zu machen. O, das Gluͤck, wovon Sie reden, iſt „meiſtens nur in der feurigen Phanta- „ſie eines itzt brennenden Liebhabers, „und verſchwindet, ſobald die erloſche- „ne Flamme ihr Zeit giebt, ſich wieder „abzukuͤhlen. „Dieſes, meine geliebte Frau von C — „kann wahr ſeyn, wenn die Liebe eines „jungen Mannes allein durch die Augen „entſtanden iſt, und an der Seite des „bluͤhenden Maͤdchens lodert, deren un- „ausgebildeter Charakter dieſem Feuer „keine dauerhafte Nahrung geben kann. „Aber Sie, die wegen Jhrem Geiſt, we- „gen Jhrem edlen Herzen geliebet werden, „Sie ſind ſicher es unausloͤſchlich zu „machen. „Meine Verdienſte haͤtten alſo die Ei- „genſchaft des perſiſchen Naphta; aber „in welchem meiner Liebhaber liegt das „Herz, welches ein gleichdauerndes „Feuer aushalten koͤnnte? „Jn

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/113>, abgerufen am 30.04.2024.