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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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mit der Lady Summers; Sie werden ein
mütterliches Herz in ihr finden. -- Jch
weiß es, bester Lord! aber es kann itzt
nicht seyn, bleiben Sie unbesorgt über
mich; mein Zittern ist nichts anders als
die letzte Bewegung eines Sturms, dem
bald eine ruhige Stille folgen wird. O
Gott, rief er aus, wie lange werden Sie
die Marter dauern lassen, die mir der Ge-
danke von Jhrem Kummer macht? Die
Lady kam zurück, und zog mich aus der
Sorge weichherzig zu werden. Lord
Rich gieng mit einem Ansehen von trotzi-
gem Misvergnügen hinweg. Wir be-
merkten es beyde. Lady Summers sagte
mir lächelnd: "können Sie gutherzig
seyn und gute Leute plagen? o wenn ich
denken könnte, daß eine dieser Blumen
Sie als die Braut von Lord Rich zum
Altare schmücken würde!" -- Mein
Bruder soll die Vaterstelle vertreten, so
wie ich die Mutter seyn werde." Liebste
Lady, antwortete ich in der äußersten
Bewegung, meine Widersetzung wird mir
immer schmerzhafter; aber noch immer

ist
N 3

mit der Lady Summers; Sie werden ein
muͤtterliches Herz in ihr finden. — Jch
weiß es, beſter Lord! aber es kann itzt
nicht ſeyn, bleiben Sie unbeſorgt uͤber
mich; mein Zittern iſt nichts anders als
die letzte Bewegung eines Sturms, dem
bald eine ruhige Stille folgen wird. O
Gott, rief er aus, wie lange werden Sie
die Marter dauern laſſen, die mir der Ge-
danke von Jhrem Kummer macht? Die
Lady kam zuruͤck, und zog mich aus der
Sorge weichherzig zu werden. Lord
Rich gieng mit einem Anſehen von trotzi-
gem Misvergnuͤgen hinweg. Wir be-
merkten es beyde. Lady Summers ſagte
mir laͤchelnd: „koͤnnen Sie gutherzig
ſeyn und gute Leute plagen? o wenn ich
denken koͤnnte, daß eine dieſer Blumen
Sie als die Braut von Lord Rich zum
Altare ſchmuͤcken wuͤrde!“ — Mein
Bruder ſoll die Vaterſtelle vertreten, ſo
wie ich die Mutter ſeyn werde.“ Liebſte
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[197/0203] mit der Lady Summers; Sie werden ein muͤtterliches Herz in ihr finden. — Jch weiß es, beſter Lord! aber es kann itzt nicht ſeyn, bleiben Sie unbeſorgt uͤber mich; mein Zittern iſt nichts anders als die letzte Bewegung eines Sturms, dem bald eine ruhige Stille folgen wird. O Gott, rief er aus, wie lange werden Sie die Marter dauern laſſen, die mir der Ge- danke von Jhrem Kummer macht? Die Lady kam zuruͤck, und zog mich aus der Sorge weichherzig zu werden. Lord Rich gieng mit einem Anſehen von trotzi- gem Misvergnuͤgen hinweg. Wir be- merkten es beyde. Lady Summers ſagte mir laͤchelnd: „koͤnnen Sie gutherzig ſeyn und gute Leute plagen? o wenn ich denken koͤnnte, daß eine dieſer Blumen Sie als die Braut von Lord Rich zum Altare ſchmuͤcken wuͤrde!“ — Mein Bruder ſoll die Vaterſtelle vertreten, ſo wie ich die Mutter ſeyn werde.“ Liebſte Lady, antwortete ich in der aͤußerſten Bewegung, meine Widerſetzung wird mir immer ſchmerzhafter; aber noch immer iſt N 3

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/203>, abgerufen am 26.04.2024.