Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Neunzehntes Kapitel.
und Regierungen über unsre Absichten beruhigen. Wir
wollen nichts anderes als Luft und Sonne, atmosphäri-
sche Luft und Strahlung, die Sie ja in ausreichendem
Maße besitzen und die niemand gehört. Wir haben
sie bereits reichlich exportiert und werden sie weiter
exportieren.

Was uns aber nun veranlaßt, die Menschen selbst
aufzusuchen, das sind Beweggründe rein idealen Charak-
ters. Es ist nicht möglich, sie Jhnen, als Menschen,
hier in Kürze zum Verständnis zu bringen. Wir sind
Nume. Wir sind die Träger der Kultur des Sonnen-
systems. Es ist uns eine heilige Pflicht, das Resultat
unsrer hunderttausendjährigen Kulturarbeit, den Segen
der Numenheit, auch den Menschen zugänglich zu
machen."

Grunthe machte eine ungeduldige Bewegung. Er
wollte sprechen, aber Jll fuhr fort:

"Fürchten Sie nichts für Jhre Überzeugung und
Jhre Freiheit. Jhre Freiheit werden wir achten, denn sie
ist die Grundbedingung zur Numenheit. Die Kultur
kann nicht aufgedrängt und nicht geschenkt werden,
denn sie will erarbeitet sein. Aber zu dieser Arbeit
kann man erzogen werden. So war es auch auf Jhrem
Planeten; die vorgeschrittenen Nationen haben die
barbarischen zur Kulturarbeit erzogen. Dazu bieten
wir nun vermöge unsrer so viel älteren Erfahrung
uns Jhnen als Lehrer an. Weisen Sie uns nicht in
falschem Stolze zurück. Nachdem einmal die Erde von
uns betreten ist, läßt sich die Berührung der beiden
Planetengeschlechter nicht vermeiden. Sie ist eine Not-

Neunzehntes Kapitel.
und Regierungen über unſre Abſichten beruhigen. Wir
wollen nichts anderes als Luft und Sonne, atmoſphäri-
ſche Luft und Strahlung, die Sie ja in ausreichendem
Maße beſitzen und die niemand gehört. Wir haben
ſie bereits reichlich exportiert und werden ſie weiter
exportieren.

Was uns aber nun veranlaßt, die Menſchen ſelbſt
aufzuſuchen, das ſind Beweggründe rein idealen Charak-
ters. Es iſt nicht möglich, ſie Jhnen, als Menſchen,
hier in Kürze zum Verſtändnis zu bringen. Wir ſind
Nume. Wir ſind die Träger der Kultur des Sonnen-
ſyſtems. Es iſt uns eine heilige Pflicht, das Reſultat
unſrer hunderttauſendjährigen Kulturarbeit, den Segen
der Numenheit, auch den Menſchen zugänglich zu
machen.‟

Grunthe machte eine ungeduldige Bewegung. Er
wollte ſprechen, aber Jll fuhr fort:

„Fürchten Sie nichts für Jhre Überzeugung und
Jhre Freiheit. Jhre Freiheit werden wir achten, denn ſie
iſt die Grundbedingung zur Numenheit. Die Kultur
kann nicht aufgedrängt und nicht geſchenkt werden,
denn ſie will erarbeitet ſein. Aber zu dieſer Arbeit
kann man erzogen werden. So war es auch auf Jhrem
Planeten; die vorgeſchrittenen Nationen haben die
barbariſchen zur Kulturarbeit erzogen. Dazu bieten
wir nun vermöge unſrer ſo viel älteren Erfahrung
uns Jhnen als Lehrer an. Weiſen Sie uns nicht in
falſchem Stolze zurück. Nachdem einmal die Erde von
uns betreten iſt, läßt ſich die Berührung der beiden
Planetengeſchlechter nicht vermeiden. Sie iſt eine Not-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0302" n="294"/><fw place="top" type="header">Neunzehntes Kapitel.</fw><lb/>
und Regierungen über un&#x017F;re Ab&#x017F;ichten beruhigen. Wir<lb/>
wollen nichts anderes als Luft und Sonne, atmo&#x017F;phäri-<lb/>
&#x017F;che Luft und Strahlung, die Sie ja in ausreichendem<lb/>
Maße be&#x017F;itzen und die niemand gehört. Wir haben<lb/>
&#x017F;ie bereits reichlich exportiert und werden &#x017F;ie weiter<lb/>
exportieren.</p><lb/>
          <p>Was uns aber nun veranlaßt, die Men&#x017F;chen &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
aufzu&#x017F;uchen, das &#x017F;ind Beweggründe rein idealen Charak-<lb/>
ters. Es i&#x017F;t nicht möglich, &#x017F;ie Jhnen, als Men&#x017F;chen,<lb/>
hier in Kürze zum Ver&#x017F;tändnis zu bringen. Wir &#x017F;ind<lb/>
Nume. Wir &#x017F;ind die Träger der Kultur des Sonnen-<lb/>
&#x017F;y&#x017F;tems. Es i&#x017F;t uns eine heilige Pflicht, das Re&#x017F;ultat<lb/>
un&#x017F;rer hunderttau&#x017F;endjährigen Kulturarbeit, den Segen<lb/>
der Numenheit, auch den Men&#x017F;chen zugänglich zu<lb/>
machen.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Grunthe machte eine ungeduldige Bewegung. Er<lb/>
wollte &#x017F;prechen, aber Jll fuhr fort:</p><lb/>
          <p>&#x201E;Fürchten Sie nichts für Jhre Überzeugung und<lb/>
Jhre Freiheit. Jhre Freiheit werden wir achten, denn &#x017F;ie<lb/>
i&#x017F;t die Grundbedingung zur Numenheit. Die Kultur<lb/>
kann nicht aufgedrängt und nicht ge&#x017F;chenkt werden,<lb/>
denn &#x017F;ie will erarbeitet &#x017F;ein. Aber zu die&#x017F;er Arbeit<lb/>
kann man erzogen werden. So war es auch auf Jhrem<lb/>
Planeten; die vorge&#x017F;chrittenen Nationen haben die<lb/>
barbari&#x017F;chen zur Kulturarbeit erzogen. Dazu bieten<lb/>
wir nun vermöge un&#x017F;rer &#x017F;o viel älteren Erfahrung<lb/>
uns Jhnen als Lehrer an. Wei&#x017F;en Sie uns nicht in<lb/>
fal&#x017F;chem Stolze zurück. Nachdem einmal die Erde von<lb/>
uns betreten i&#x017F;t, läßt &#x017F;ich die Berührung der beiden<lb/>
Planetenge&#x017F;chlechter nicht vermeiden. Sie i&#x017F;t eine Not-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[294/0302] Neunzehntes Kapitel. und Regierungen über unſre Abſichten beruhigen. Wir wollen nichts anderes als Luft und Sonne, atmoſphäri- ſche Luft und Strahlung, die Sie ja in ausreichendem Maße beſitzen und die niemand gehört. Wir haben ſie bereits reichlich exportiert und werden ſie weiter exportieren. Was uns aber nun veranlaßt, die Menſchen ſelbſt aufzuſuchen, das ſind Beweggründe rein idealen Charak- ters. Es iſt nicht möglich, ſie Jhnen, als Menſchen, hier in Kürze zum Verſtändnis zu bringen. Wir ſind Nume. Wir ſind die Träger der Kultur des Sonnen- ſyſtems. Es iſt uns eine heilige Pflicht, das Reſultat unſrer hunderttauſendjährigen Kulturarbeit, den Segen der Numenheit, auch den Menſchen zugänglich zu machen.‟ Grunthe machte eine ungeduldige Bewegung. Er wollte ſprechen, aber Jll fuhr fort: „Fürchten Sie nichts für Jhre Überzeugung und Jhre Freiheit. Jhre Freiheit werden wir achten, denn ſie iſt die Grundbedingung zur Numenheit. Die Kultur kann nicht aufgedrängt und nicht geſchenkt werden, denn ſie will erarbeitet ſein. Aber zu dieſer Arbeit kann man erzogen werden. So war es auch auf Jhrem Planeten; die vorgeſchrittenen Nationen haben die barbariſchen zur Kulturarbeit erzogen. Dazu bieten wir nun vermöge unſrer ſo viel älteren Erfahrung uns Jhnen als Lehrer an. Weiſen Sie uns nicht in falſchem Stolze zurück. Nachdem einmal die Erde von uns betreten iſt, läßt ſich die Berührung der beiden Planetengeſchlechter nicht vermeiden. Sie iſt eine Not-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/302
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/302>, abgerufen am 07.05.2024.