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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.

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ben unterdeß wieder einmal zu Berlin und sonst wo de¬
bütirt, und die Naturphilosophie hat sich mehr oder
minder hie und da dreingemengt. Ich habe gar nichts
gegen diese transscendenten Fahrten des modernen Odys¬
seus, es werden alle höheren Thätigkeiten in Trab ge¬
setzt -- irrt, fahrt, sucht. Meinethalben mag der neue
Odysseus jetzt mit einer verliebten Insulanerin schwär¬
men und der Phantasie den Zügel schießen lassen,
bald mit den Phäaken verständig reden, bald materiell
gegen die Freier agiren. Es scheint noch etwas bunt,
karnevalartig in der Philosophie herzugehen; es stürzen
sich eine Menge Kriterien kopfüber in einen Strom
von Himmelsüberfluß oder Naturerguß und jedes schwimmt
nach Kräften. Ist das Schwimmen vergnüglich, giebts
gar am Ende ein grünendes Ufer -- immerzu, schwim¬
men Sie, meine Herren, wir schwimmen Alle und su¬
chen mit Gefahr des Columbus das Richtige -- ach,
wir finden leider kein Amerika, nicht einmal den Be¬
weis der Richtigkeit unserer Speculation, das grüne
Guanahani!"

"So lange nicht einer von den Philosophen unter
den Zeitungsanzeigern in der Beilage bekannt ma¬
chen kann:

ben unterdeß wieder einmal zu Berlin und ſonſt wo de¬
bütirt, und die Naturphiloſophie hat ſich mehr oder
minder hie und da dreingemengt. Ich habe gar nichts
gegen dieſe transſcendenten Fahrten des modernen Odyſ¬
ſeus, es werden alle höheren Thätigkeiten in Trab ge¬
ſetzt — irrt, fahrt, ſucht. Meinethalben mag der neue
Odyſſeus jetzt mit einer verliebten Inſulanerin ſchwär¬
men und der Phantaſie den Zügel ſchießen laſſen,
bald mit den Phäaken verſtändig reden, bald materiell
gegen die Freier agiren. Es ſcheint noch etwas bunt,
karnevalartig in der Philoſophie herzugehen; es ſtürzen
ſich eine Menge Kriterien kopfüber in einen Strom
von Himmelsüberfluß oder Naturerguß und jedes ſchwimmt
nach Kräften. Iſt das Schwimmen vergnüglich, giebts
gar am Ende ein grünendes Ufer — immerzu, ſchwim¬
men Sie, meine Herren, wir ſchwimmen Alle und ſu¬
chen mit Gefahr des Columbus das Richtige — ach,
wir finden leider kein Amerika, nicht einmal den Be¬
weis der Richtigkeit unſerer Speculation, das grüne
Guanahani!“

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[133/0145] ben unterdeß wieder einmal zu Berlin und ſonſt wo de¬ bütirt, und die Naturphiloſophie hat ſich mehr oder minder hie und da dreingemengt. Ich habe gar nichts gegen dieſe transſcendenten Fahrten des modernen Odyſ¬ ſeus, es werden alle höheren Thätigkeiten in Trab ge¬ ſetzt — irrt, fahrt, ſucht. Meinethalben mag der neue Odyſſeus jetzt mit einer verliebten Inſulanerin ſchwär¬ men und der Phantaſie den Zügel ſchießen laſſen, bald mit den Phäaken verſtändig reden, bald materiell gegen die Freier agiren. Es ſcheint noch etwas bunt, karnevalartig in der Philoſophie herzugehen; es ſtürzen ſich eine Menge Kriterien kopfüber in einen Strom von Himmelsüberfluß oder Naturerguß und jedes ſchwimmt nach Kräften. Iſt das Schwimmen vergnüglich, giebts gar am Ende ein grünendes Ufer — immerzu, ſchwim¬ men Sie, meine Herren, wir ſchwimmen Alle und ſu¬ chen mit Gefahr des Columbus das Richtige — ach, wir finden leider kein Amerika, nicht einmal den Be¬ weis der Richtigkeit unſerer Speculation, das grüne Guanahani!“ „So lange nicht einer von den Philoſophen unter den Zeitungsanzeigern in der Beilage bekannt ma¬ chen kann:

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/145>, abgerufen am 02.05.2024.