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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.

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ter unerklärte Anfänge umgeben, müssen wir uns
drein fügen."

"Verzeihen Sie meine Breite, ich komme zum
Thema zurück. Jch hoffe, daß mein Sohn einen
ganzen Freund in Jhnen gewinnt, Jhre Nation ist
die Nation der Freundschaft, weil sie am wenigsten
ausschließlich in Sitte, Formen und Gedanken ist,
weil sie am meisten annimmt und verzeiht, ja,
erlauben Sie mir den Ausdruck, weil sie am we-
nigsten Nation ist. Dieses Kapitel der Demokratie
betrifft aber meinen Sohn und seine Neigungen
eben so dringend als Sie, Herr von Valerius. Es
drängt mich, offen, ganz offen zu sprechen, und ich
verspreche mir sogar in Jhnen eine Hilfe, einen
Sekundanten gegen Stanislaus zu erwerben. Jch
habe meines Sohnes Bildung selbst zu lebhafter
Theilnahme an demokratischen Formen geleitet, ich
bin ihm vor Allen Rechenschaft schuldig, wenn ich
ihn jetzt vom patriotischen Klub und dem, was
dazu gehört, abziehen will."

"Meine Herren, es ist das Wahrscheinlichste,
daß diese Jnteressen in Kurzem die eigentliche Lebens-
frage Polens werden, ich halte sogar den mächtigen

ter unerklärte Anfänge umgeben, müſſen wir uns
drein fügen.“

„Verzeihen Sie meine Breite, ich komme zum
Thema zurück. Jch hoffe, daß mein Sohn einen
ganzen Freund in Jhnen gewinnt, Jhre Nation iſt
die Nation der Freundſchaft, weil ſie am wenigſten
ausſchließlich in Sitte, Formen und Gedanken iſt,
weil ſie am meiſten annimmt und verzeiht, ja,
erlauben Sie mir den Ausdruck, weil ſie am we-
nigſten Nation iſt. Dieſes Kapitel der Demokratie
betrifft aber meinen Sohn und ſeine Neigungen
eben ſo dringend als Sie, Herr von Valerius. Es
drängt mich, offen, ganz offen zu ſprechen, und ich
verſpreche mir ſogar in Jhnen eine Hilfe, einen
Sekundanten gegen Stanislaus zu erwerben. Jch
habe meines Sohnes Bildung ſelbſt zu lebhafter
Theilnahme an demokratiſchen Formen geleitet, ich
bin ihm vor Allen Rechenſchaft ſchuldig, wenn ich
ihn jetzt vom patriotiſchen Klub und dem, was
dazu gehört, abziehen will.“

„Meine Herren, es iſt das Wahrſcheinlichſte,
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frage Polens werden, ich halte ſogar den mächtigen

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[206/0216] ter unerklärte Anfänge umgeben, müſſen wir uns drein fügen.“ „Verzeihen Sie meine Breite, ich komme zum Thema zurück. Jch hoffe, daß mein Sohn einen ganzen Freund in Jhnen gewinnt, Jhre Nation iſt die Nation der Freundſchaft, weil ſie am wenigſten ausſchließlich in Sitte, Formen und Gedanken iſt, weil ſie am meiſten annimmt und verzeiht, ja, erlauben Sie mir den Ausdruck, weil ſie am we- nigſten Nation iſt. Dieſes Kapitel der Demokratie betrifft aber meinen Sohn und ſeine Neigungen eben ſo dringend als Sie, Herr von Valerius. Es drängt mich, offen, ganz offen zu ſprechen, und ich verſpreche mir ſogar in Jhnen eine Hilfe, einen Sekundanten gegen Stanislaus zu erwerben. Jch habe meines Sohnes Bildung ſelbſt zu lebhafter Theilnahme an demokratiſchen Formen geleitet, ich bin ihm vor Allen Rechenſchaft ſchuldig, wenn ich ihn jetzt vom patriotiſchen Klub und dem, was dazu gehört, abziehen will.“ „Meine Herren, es iſt das Wahrſcheinlichſte, daß dieſe Jntereſſen in Kurzem die eigentliche Lebens- frage Polens werden, ich halte ſogar den mächtigen

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/216>, abgerufen am 28.04.2024.