Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

ins Karcer gekommen und sonst gestraft worden wä-
ren; daß also eine allgemeine Entscheidung zu fassen
sey, wie man es in Zukunft mit dem Euler halten
sollte. Er für sein Theil fände nothwendig, daß
man ihm einen angemeßnen Eckelnamen beilegte. --
Hierauf wurde debattirt und endlich beschlossen: daß
der Mädchenschulmeister Euler in Zukunft Eulerkap-
per heißen und jeder Bursche ihn wenigstens einmal
die Woche periren sollte. Die Perificationsformel
wurde auch durch die meisten Stimmen folgender-
maßen angegeben: "Es leben Ihre Magnifizenz,
der Herr Johann Heinrich Eulerkapper, Ritter von
Fellago, des heiligen Römischen Reichs Großkron-
eselsohrträger, Hunzfott und Schwerdtfeger, hoch
und abermal hoch und noch einmal hoch! Pereat
Eulerkapper!" -- Dabei sollte, wenn sichs sonst
thun ließe, der Perifikant dem Eulerkapper auch die
Fenster einwerfen.

Das löbliche Parlament gab gleich denselben
Abend ein Beispiel der Befolgung der sancirten Ge-
setze. Alle Assessoren, nachdem sie sich derb benebelt
hatten, zogen vor des armen Mannes Haus und
perirten ihn in der besten Form. Der Eulerkapper,
welcher sich nicht getrauete, vor seine Thür zu treten,
mußte dem Lärmen ohngerächt zuhören: denn er
kannte niemanden, war also nicht im Stande, einen
Perifikanten bei der Obrigkeit anzugeben.


ins Karcer gekommen und ſonſt geſtraft worden waͤ-
ren; daß alſo eine allgemeine Entſcheidung zu faſſen
ſey, wie man es in Zukunft mit dem Euler halten
ſollte. Er fuͤr ſein Theil faͤnde nothwendig, daß
man ihm einen angemeßnen Eckelnamen beilegte. —
Hierauf wurde debattirt und endlich beſchloſſen: daß
der Maͤdchenſchulmeiſter Euler in Zukunft Eulerkap-
per heißen und jeder Burſche ihn wenigſtens einmal
die Woche periren ſollte. Die Perificationsformel
wurde auch durch die meiſten Stimmen folgender-
maßen angegeben: „Es leben Ihre Magnifizenz,
der Herr Johann Heinrich Eulerkapper, Ritter von
Fellago, des heiligen Roͤmiſchen Reichs Großkron-
eſelsohrtraͤger, Hunzfott und Schwerdtfeger, hoch
und abermal hoch und noch einmal hoch! Pereat
Eulerkapper!“ — Dabei ſollte, wenn ſichs ſonſt
thun ließe, der Perifikant dem Eulerkapper auch die
Fenſter einwerfen.

Das loͤbliche Parlament gab gleich denſelben
Abend ein Beiſpiel der Befolgung der ſancirten Ge-
ſetze. Alle Aſſeſſoren, nachdem ſie ſich derb benebelt
hatten, zogen vor des armen Mannes Haus und
perirten ihn in der beſten Form. Der Eulerkapper,
welcher ſich nicht getrauete, vor ſeine Thuͤr zu treten,
mußte dem Laͤrmen ohngeraͤcht zuhoͤren: denn er
kannte niemanden, war alſo nicht im Stande, einen
Perifikanten bei der Obrigkeit anzugeben.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0146" n="132"/>
ins Karcer gekommen und &#x017F;on&#x017F;t ge&#x017F;traft worden wa&#x0364;-<lb/>
ren; daß al&#x017F;o eine allgemeine Ent&#x017F;cheidung zu fa&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ey, wie man es in Zukunft mit dem Euler halten<lb/>
&#x017F;ollte. Er fu&#x0364;r &#x017F;ein Theil fa&#x0364;nde nothwendig, daß<lb/>
man ihm einen angemeßnen Eckelnamen beilegte. &#x2014;<lb/>
Hierauf wurde debattirt und endlich be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en: daß<lb/>
der Ma&#x0364;dchen&#x017F;chulmei&#x017F;ter Euler in Zukunft Eulerkap-<lb/>
per heißen und jeder Bur&#x017F;che ihn wenig&#x017F;tens einmal<lb/>
die Woche periren &#x017F;ollte. Die Perificationsformel<lb/>
wurde auch durch die mei&#x017F;ten Stimmen folgender-<lb/>
maßen angegeben: &#x201E;Es leben Ihre Magnifizenz,<lb/>
der Herr Johann Heinrich Eulerkapper, Ritter von<lb/>
Fellago, des heiligen Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Reichs Großkron-<lb/>
e&#x017F;elsohrtra&#x0364;ger, Hunzfott und Schwerdtfeger, hoch<lb/>
und abermal hoch und noch einmal hoch! <hi rendition="#aq">Pereat</hi><lb/>
Eulerkapper!&#x201C; &#x2014; Dabei &#x017F;ollte, wenn &#x017F;ichs &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
thun ließe, der Perifikant dem Eulerkapper auch die<lb/>
Fen&#x017F;ter einwerfen.</p><lb/>
        <p>Das lo&#x0364;bliche Parlament gab gleich den&#x017F;elben<lb/>
Abend ein Bei&#x017F;piel der Befolgung der &#x017F;ancirten Ge-<lb/>
&#x017F;etze. Alle A&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;oren, nachdem &#x017F;ie &#x017F;ich derb benebelt<lb/>
hatten, zogen vor des armen Mannes Haus und<lb/>
perirten ihn in der be&#x017F;ten Form. Der Eulerkapper,<lb/>
welcher &#x017F;ich nicht getrauete, vor &#x017F;eine Thu&#x0364;r zu treten,<lb/>
mußte dem La&#x0364;rmen ohngera&#x0364;cht zuho&#x0364;ren: denn er<lb/>
kannte niemanden, war al&#x017F;o nicht im Stande, einen<lb/>
Perifikanten bei der Obrigkeit anzugeben.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0146] ins Karcer gekommen und ſonſt geſtraft worden waͤ- ren; daß alſo eine allgemeine Entſcheidung zu faſſen ſey, wie man es in Zukunft mit dem Euler halten ſollte. Er fuͤr ſein Theil faͤnde nothwendig, daß man ihm einen angemeßnen Eckelnamen beilegte. — Hierauf wurde debattirt und endlich beſchloſſen: daß der Maͤdchenſchulmeiſter Euler in Zukunft Eulerkap- per heißen und jeder Burſche ihn wenigſtens einmal die Woche periren ſollte. Die Perificationsformel wurde auch durch die meiſten Stimmen folgender- maßen angegeben: „Es leben Ihre Magnifizenz, der Herr Johann Heinrich Eulerkapper, Ritter von Fellago, des heiligen Roͤmiſchen Reichs Großkron- eſelsohrtraͤger, Hunzfott und Schwerdtfeger, hoch und abermal hoch und noch einmal hoch! Pereat Eulerkapper!“ — Dabei ſollte, wenn ſichs ſonſt thun ließe, der Perifikant dem Eulerkapper auch die Fenſter einwerfen. Das loͤbliche Parlament gab gleich denſelben Abend ein Beiſpiel der Befolgung der ſancirten Ge- ſetze. Alle Aſſeſſoren, nachdem ſie ſich derb benebelt hatten, zogen vor des armen Mannes Haus und perirten ihn in der beſten Form. Der Eulerkapper, welcher ſich nicht getrauete, vor ſeine Thuͤr zu treten, mußte dem Laͤrmen ohngeraͤcht zuhoͤren: denn er kannte niemanden, war alſo nicht im Stande, einen Perifikanten bei der Obrigkeit anzugeben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/146
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/146>, abgerufen am 28.04.2024.