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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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ist, sich ausschließlich das höchste Ansehen zu verschaf-
fen: deren Oberhaupt ein Bursche ist, welcher eine
Gewalt in seinem Orden ausübt, wie weiland der
Jesuiten General in der Gesellschaft Jesu. So un-
gern es manche hören werden, muß ich doch die
Wahrheit bekennen, und gerade heraussagen: daß
akademische sogenannte Orden y), unsinnige Insti-
tute sind. Ich muß die Sache näher beleuchten.

Als ich hineintrat, las man mir die Gesetze
vor, welche in gewisse Titel, z. B. von Schläge-
reien, vom Borgen und Bezahlen, vom Fluchen
und Zotenreißen - abgetheilt waren. Die Sprache
der Gesetze war äusserst legal, das ist, undeutsch und
unverständlich. Da die Gesetze nach und nach ge-
macht sind; so fehlt es ihnen nicht an Widersprüchen,
Wiederholungen und ganz unbrauchbaren Vorschrif-
ten. Doch das ist ja auch der Fall im Corpus ju-
ris
und in mancher andern heiligen und unheiligen
Sammlung von Gesetzen.

Ich erinnere mich noch an viele Gesetze des
gedachten Ordens, wovon ich meinen Lesern einige
der vornehmsten mittheilen will.


y) Orden sind bei Leuten, welche den Sprachgebrauch
nicht verhunzen wollen, öffentiche Societäten, oder
öffentliche Ehrenzeichen Der Studenten-Orden aber
ist eine geheime Gesellschaft, und niemand gesteht gern,
daß er ein Mitglied davon ist: das ist contradictio im-
plicita.

iſt, ſich ausſchließlich das hoͤchſte Anſehen zu verſchaf-
fen: deren Oberhaupt ein Burſche iſt, welcher eine
Gewalt in ſeinem Orden ausuͤbt, wie weiland der
Jeſuiten General in der Geſellſchaft Jeſu. So un-
gern es manche hoͤren werden, muß ich doch die
Wahrheit bekennen, und gerade herausſagen: daß
akademiſche ſogenannte Orden y), unſinnige Inſti-
tute ſind. Ich muß die Sache naͤher beleuchten.

Als ich hineintrat, las man mir die Geſetze
vor, welche in gewiſſe Titel, z. B. von Schlaͤge-
reien, vom Borgen und Bezahlen, vom Fluchen
und Zotenreißen – abgetheilt waren. Die Sprache
der Geſetze war aͤuſſerſt legal, das iſt, undeutſch und
unverſtaͤndlich. Da die Geſetze nach und nach ge-
macht ſind; ſo fehlt es ihnen nicht an Widerſpruͤchen,
Wiederholungen und ganz unbrauchbaren Vorſchrif-
ten. Doch das iſt ja auch der Fall im Corpus ju-
ris
und in mancher andern heiligen und unheiligen
Sammlung von Geſetzen.

Ich erinnere mich noch an viele Geſetze des
gedachten Ordens, wovon ich meinen Leſern einige
der vornehmſten mittheilen will.


y) Orden ſind bei Leuten, welche den Sprachgebrauch
nicht verhunzen wollen, oͤffentiche Societaͤten, oder
oͤffentliche Ehrenzeichen Der Studenten-Orden aber
iſt eine geheime Geſellſchaft, und niemand geſteht gern,
daß er ein Mitglied davon iſt: das iſt contradictio im-
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[160/0174] iſt, ſich ausſchließlich das hoͤchſte Anſehen zu verſchaf- fen: deren Oberhaupt ein Burſche iſt, welcher eine Gewalt in ſeinem Orden ausuͤbt, wie weiland der Jeſuiten General in der Geſellſchaft Jeſu. So un- gern es manche hoͤren werden, muß ich doch die Wahrheit bekennen, und gerade herausſagen: daß akademiſche ſogenannte Orden y), unſinnige Inſti- tute ſind. Ich muß die Sache naͤher beleuchten. Als ich hineintrat, las man mir die Geſetze vor, welche in gewiſſe Titel, z. B. von Schlaͤge- reien, vom Borgen und Bezahlen, vom Fluchen und Zotenreißen – abgetheilt waren. Die Sprache der Geſetze war aͤuſſerſt legal, das iſt, undeutſch und unverſtaͤndlich. Da die Geſetze nach und nach ge- macht ſind; ſo fehlt es ihnen nicht an Widerſpruͤchen, Wiederholungen und ganz unbrauchbaren Vorſchrif- ten. Doch das iſt ja auch der Fall im Corpus ju- ris und in mancher andern heiligen und unheiligen Sammlung von Geſetzen. Ich erinnere mich noch an viele Geſetze des gedachten Ordens, wovon ich meinen Leſern einige der vornehmſten mittheilen will. y) Orden ſind bei Leuten, welche den Sprachgebrauch nicht verhunzen wollen, oͤffentiche Societaͤten, oder oͤffentliche Ehrenzeichen Der Studenten-Orden aber iſt eine geheime Geſellſchaft, und niemand geſteht gern, daß er ein Mitglied davon iſt: das iſt contradictio im- plicita.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/174>, abgerufen am 29.04.2024.