Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

berg Musik zu bringen: sonst möchten sie Musik
bringen, wem sie wollten: man wolle ihnen ihre
Gerechtsame nicht schmälern.

Die Studenten lasen den Anschlag: viele ge-
riethen darüber in Furcht, weil Meister Ouvrier
dabei gesetzt hatte: sub poena relegationis in per-
petuum
b); allein die Entrepreneurs der Serenade,
Herr Lang aus dem Nassauischen und Herr Bohy
aus Mümpelgard setzten auf dem Billard, wo eine
Zusammenkunft war, fest, daß das infame Hunds-
fötter, Drastika und Laxierpillen seyn solltenc), die
sich an des Röckels Befehle kehren würden: wer ein
rechtschaffner honoriger Bursch wäre, käme auf den
Abend, das Trifolium, den Rector und die verfluch-
ten Pedelle Möser und Stein tief zu periren!--
Das war das concluium, welchem streng nachge-
lebt wurde. Ich selbst hatte viel zu läppische Be-
griffe von akademischer Freyheit, als daß ich diese
Gelegenheit nicht hätte ergreifen sollen, mich zu zei-
gen, und übernahm eine Adjutanten Stelle. Gegen
Abend versammelten sich alle Bursche auf dem Kir-
chenplatz, und nach acht Uhr warteten wir dem Her-

b) Meinen lateinischen Lesern, die nicht auf Universitäten
gewesen sind, muß ich sagen, daß das akademisches La-
tein ist. Freilich stehts so nicht im Cicero.
c) Gießische Studenten-Terminologie.

berg Muſik zu bringen: ſonſt moͤchten ſie Muſik
bringen, wem ſie wollten: man wolle ihnen ihre
Gerechtſame nicht ſchmaͤlern.

Die Studenten laſen den Anſchlag: viele ge-
riethen daruͤber in Furcht, weil Meiſter Ouvrier
dabei geſetzt hatte: ſub poena relegationis in per-
petuum
b); allein die Entrepreneurs der Serenade,
Herr Lang aus dem Naſſauiſchen und Herr Bohy
aus Muͤmpelgard ſetzten auf dem Billard, wo eine
Zuſammenkunft war, feſt, daß das infame Hunds-
foͤtter, Draſtika und Laxierpillen ſeyn ſolltenc), die
ſich an des Roͤckels Befehle kehren wuͤrden: wer ein
rechtſchaffner honoriger Burſch waͤre, kaͤme auf den
Abend, das Trifolium, den Rector und die verfluch-
ten Pedelle Moͤſer und Stein tief zu periren!—
Das war das concluium, welchem ſtreng nachge-
lebt wurde. Ich ſelbſt hatte viel zu laͤppiſche Be-
griffe von akademiſcher Freyheit, als daß ich dieſe
Gelegenheit nicht haͤtte ergreifen ſollen, mich zu zei-
gen, und uͤbernahm eine Adjutanten Stelle. Gegen
Abend verſammelten ſich alle Burſche auf dem Kir-
chenplatz, und nach acht Uhr warteten wir dem Her-

b) Meinen lateiniſchen Leſern, die nicht auf Univerſitaͤten
geweſen ſind, muß ich ſagen, daß das akademiſches La-
tein iſt. Freilich ſtehts ſo nicht im Cicero.
c) Gießiſche Studenten-Terminologie.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0194" n="180"/><hi rendition="#g">berg</hi> Mu&#x017F;ik zu bringen: &#x017F;on&#x017F;t mo&#x0364;chten &#x017F;ie Mu&#x017F;ik<lb/>
bringen, wem &#x017F;ie wollten: man wolle ihnen ihre<lb/>
Gerecht&#x017F;ame nicht &#x017F;chma&#x0364;lern.</p><lb/>
        <p>Die Studenten la&#x017F;en den An&#x017F;chlag: viele ge-<lb/>
riethen daru&#x0364;ber in Furcht, weil Mei&#x017F;ter Ouvrier<lb/>
dabei ge&#x017F;etzt hatte: <hi rendition="#aq">&#x017F;ub poena relegationis in per-<lb/>
petuum</hi> <note place="foot" n="b)">Meinen lateini&#x017F;chen Le&#x017F;ern, die nicht auf Univer&#x017F;ita&#x0364;ten<lb/>
gewe&#x017F;en &#x017F;ind, muß ich &#x017F;agen, daß das akademi&#x017F;ches La-<lb/>
tein i&#x017F;t. Freilich &#x017F;tehts &#x017F;o nicht im Cicero.</note>; allein die Entrepreneurs der Serenade,<lb/>
Herr <hi rendition="#g">Lang</hi> aus dem Na&#x017F;&#x017F;aui&#x017F;chen und Herr <hi rendition="#g">Bohy</hi><lb/>
aus Mu&#x0364;mpelgard &#x017F;etzten auf dem Billard, wo eine<lb/>
Zu&#x017F;ammenkunft war, fe&#x017F;t, daß das infame Hunds-<lb/>
fo&#x0364;tter, Dra&#x017F;tika und Laxierpillen &#x017F;eyn &#x017F;ollten<note place="foot" n="c)">Gießi&#x017F;che Studenten-Terminologie.</note>, die<lb/>
&#x017F;ich an des Ro&#x0364;ckels Befehle kehren wu&#x0364;rden: wer ein<lb/>
recht&#x017F;chaffner honoriger Bur&#x017F;ch wa&#x0364;re, ka&#x0364;me auf den<lb/>
Abend, das Trifolium, den Rector und die verfluch-<lb/>
ten Pedelle Mo&#x0364;&#x017F;er und Stein tief zu periren!&#x2014;<lb/>
Das war das <hi rendition="#aq">concluium,</hi> welchem &#x017F;treng nachge-<lb/>
lebt wurde. Ich &#x017F;elb&#x017F;t hatte viel zu la&#x0364;ppi&#x017F;che Be-<lb/>
griffe von akademi&#x017F;cher Freyheit, als daß ich die&#x017F;e<lb/>
Gelegenheit nicht ha&#x0364;tte ergreifen &#x017F;ollen, mich zu zei-<lb/>
gen, und u&#x0364;bernahm eine Adjutanten Stelle. Gegen<lb/>
Abend ver&#x017F;ammelten &#x017F;ich alle Bur&#x017F;che auf dem Kir-<lb/>
chenplatz, und nach acht Uhr warteten wir dem Her-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0194] berg Muſik zu bringen: ſonſt moͤchten ſie Muſik bringen, wem ſie wollten: man wolle ihnen ihre Gerechtſame nicht ſchmaͤlern. Die Studenten laſen den Anſchlag: viele ge- riethen daruͤber in Furcht, weil Meiſter Ouvrier dabei geſetzt hatte: ſub poena relegationis in per- petuum b); allein die Entrepreneurs der Serenade, Herr Lang aus dem Naſſauiſchen und Herr Bohy aus Muͤmpelgard ſetzten auf dem Billard, wo eine Zuſammenkunft war, feſt, daß das infame Hunds- foͤtter, Draſtika und Laxierpillen ſeyn ſollten c), die ſich an des Roͤckels Befehle kehren wuͤrden: wer ein rechtſchaffner honoriger Burſch waͤre, kaͤme auf den Abend, das Trifolium, den Rector und die verfluch- ten Pedelle Moͤſer und Stein tief zu periren!— Das war das concluium, welchem ſtreng nachge- lebt wurde. Ich ſelbſt hatte viel zu laͤppiſche Be- griffe von akademiſcher Freyheit, als daß ich dieſe Gelegenheit nicht haͤtte ergreifen ſollen, mich zu zei- gen, und uͤbernahm eine Adjutanten Stelle. Gegen Abend verſammelten ſich alle Burſche auf dem Kir- chenplatz, und nach acht Uhr warteten wir dem Her- b) Meinen lateiniſchen Leſern, die nicht auf Univerſitaͤten geweſen ſind, muß ich ſagen, daß das akademiſches La- tein iſt. Freilich ſtehts ſo nicht im Cicero. c) Gießiſche Studenten-Terminologie.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/194
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/194>, abgerufen am 29.04.2024.