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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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dersblum, als er mir einem Schurkenstreich zumu-
thete, den ich beinahe hätte ausführen helfen, wenn
der Major, der davon erfuhr, mir ihn nicht sehr
ernstlich abgerathen hätte. Ich sollte nämlich den
Kaiserlichen Notarius spielen, und in Gesellschaft
einiger Hallunken einen guten ehrlichen Mann um
zehn Faß Rheinwein betrügen helfen. Für meine
Dienste sollte ich funfzig Gulden erhalten; hätte aber
vielleicht auch, wenns herausgekommen wäre, aufs
Schloß marschiren müssen. Der Bubenstreich ist
hernach ohne mich doch ausgeführt worden.

Unter diesen Hallunken befand sich ein gewis-
ser Belgrad von Frankfurt am Main. Er ist ein
getaufter Jude, und für Frankfurt das, was Bran-
denburger für Mainz ist -- ein Hurenspediteur,
Mäkler, Spion und noch einiges mehr. Er ver-
schrieb auch Recepte pro abortu, und ist wegen
seiner Schelmereien schon mehrmals in Verhaft ge-
zogen, aber immer wieder entlassen worden: wahr-
scheinlich, weil mehrere Herren seiner Dienste be-
durften. Herr Krug, Gastwirth im Römischen
Kaiser zu Frankfurt, ein vortreflicher Mann, kann
von Belgraden mehr erzählen.


dersblum, als er mir einem Schurkenſtreich zumu-
thete, den ich beinahe haͤtte ausfuͤhren helfen, wenn
der Major, der davon erfuhr, mir ihn nicht ſehr
ernſtlich abgerathen haͤtte. Ich ſollte naͤmlich den
Kaiſerlichen Notarius ſpielen, und in Geſellſchaft
einiger Hallunken einen guten ehrlichen Mann um
zehn Faß Rheinwein betruͤgen helfen. Fuͤr meine
Dienſte ſollte ich funfzig Gulden erhalten; haͤtte aber
vielleicht auch, wenns herausgekommen waͤre, aufs
Schloß marſchiren muͤſſen. Der Bubenſtreich iſt
hernach ohne mich doch ausgefuͤhrt worden.

Unter dieſen Hallunken befand ſich ein gewiſ-
ſer Belgrad von Frankfurt am Main. Er iſt ein
getaufter Jude, und fuͤr Frankfurt das, was Bran-
denburger fuͤr Mainz iſt — ein Hurenſpediteur,
Maͤkler, Spion und noch einiges mehr. Er ver-
ſchrieb auch Recepte pro abortu, und iſt wegen
ſeiner Schelmereien ſchon mehrmals in Verhaft ge-
zogen, aber immer wieder entlaſſen worden: wahr-
ſcheinlich, weil mehrere Herren ſeiner Dienſte be-
durften. Herr Krug, Gaſtwirth im Roͤmiſchen
Kaiſer zu Frankfurt, ein vortreflicher Mann, kann
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[12/0014] dersblum, als er mir einem Schurkenſtreich zumu- thete, den ich beinahe haͤtte ausfuͤhren helfen, wenn der Major, der davon erfuhr, mir ihn nicht ſehr ernſtlich abgerathen haͤtte. Ich ſollte naͤmlich den Kaiſerlichen Notarius ſpielen, und in Geſellſchaft einiger Hallunken einen guten ehrlichen Mann um zehn Faß Rheinwein betruͤgen helfen. Fuͤr meine Dienſte ſollte ich funfzig Gulden erhalten; haͤtte aber vielleicht auch, wenns herausgekommen waͤre, aufs Schloß marſchiren muͤſſen. Der Bubenſtreich iſt hernach ohne mich doch ausgefuͤhrt worden. Unter dieſen Hallunken befand ſich ein gewiſ- ſer Belgrad von Frankfurt am Main. Er iſt ein getaufter Jude, und fuͤr Frankfurt das, was Bran- denburger fuͤr Mainz iſt — ein Hurenſpediteur, Maͤkler, Spion und noch einiges mehr. Er ver- ſchrieb auch Recepte pro abortu, und iſt wegen ſeiner Schelmereien ſchon mehrmals in Verhaft ge- zogen, aber immer wieder entlaſſen worden: wahr- ſcheinlich, weil mehrere Herren ſeiner Dienſte be- durften. Herr Krug, Gaſtwirth im Roͤmiſchen Kaiſer zu Frankfurt, ein vortreflicher Mann, kann von Belgraden mehr erzaͤhlen.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/14>, abgerufen am 24.04.2024.