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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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scheinlich, weil er sie nicht wahrnahm, bei allen vie-
len Editionen dieser Tabellen nicht verbessert hat, --
sondern weil die Dingerchen so hübsch leicht zu er-
klären sind. Wer Mosheims Institutionen und den
Weismann hat, kann immer mit Seilers Ta-
bellen fertig werden. Ich hatte aber noch nebenher
Semlers selecta capita, seinen fruchtbaren Aus-
zug und den Heinsius, in welchem letztern ich
nicht wenig gutes fand, obgleich auch viel Aus-
schuß. Herr Semler lieh mir ferner Baronii an-
nales,
mit den notis criticis des Pagi: allein
das Zeug war mir zu weitläuftig, und daher habe
ich es nur selten gebraucht. Auch hier waren meine
Zuhörer mit mir zufrieden. Ich kam vom Herbst
bis zu Ende des Februars bis auf die so genannte
Reformation.

Meine Leser müssen doch hier meine Aufrichtig-
keit merken: -- ich muß doch auch dann und wann
sagen, daß etwas gutes an mir gewesen ist! --
Wollte ich prahlen, so könnte ich hier öffentlich, wie
auch damals in den Vorlesungen, mich rühmen, daß
ich die Quellen der Kirchengeschichte -- deren einige
ich in der That aus der Semlerischen Bibliothek auf
meiner Stube hatte, selbst benutzt hätte: aber wozu
das? Ich war schon zufrieden, daß ich meine That-
sachen in andern systematischen Büchern vorfand,
und da hab ichs ehrlicher gemacht, als mancher pro-

ſcheinlich, weil er ſie nicht wahrnahm, bei allen vie-
len Editionen dieſer Tabellen nicht verbeſſert hat, —
ſondern weil die Dingerchen ſo huͤbſch leicht zu er-
klaͤren ſind. Wer Mosheims Inſtitutionen und den
Weismann hat, kann immer mit Seilers Ta-
bellen fertig werden. Ich hatte aber noch nebenher
Semlers ſelecta capita, ſeinen fruchtbaren Aus-
zug und den Heinſius, in welchem letztern ich
nicht wenig gutes fand, obgleich auch viel Aus-
ſchuß. Herr Semler lieh mir ferner Baronii an-
nales,
mit den notis criticis des Pagi: allein
das Zeug war mir zu weitlaͤuftig, und daher habe
ich es nur ſelten gebraucht. Auch hier waren meine
Zuhoͤrer mit mir zufrieden. Ich kam vom Herbſt
bis zu Ende des Februars bis auf die ſo genannte
Reformation.

Meine Leſer muͤſſen doch hier meine Aufrichtig-
keit merken: — ich muß doch auch dann und wann
ſagen, daß etwas gutes an mir geweſen iſt! —
Wollte ich prahlen, ſo koͤnnte ich hier oͤffentlich, wie
auch damals in den Vorleſungen, mich ruͤhmen, daß
ich die Quellen der Kirchengeſchichte — deren einige
ich in der That aus der Semleriſchen Bibliothek auf
meiner Stube hatte, ſelbſt benutzt haͤtte: aber wozu
das? Ich war ſchon zufrieden, daß ich meine That-
ſachen in andern ſyſtematiſchen Buͤchern vorfand,
und da hab ichs ehrlicher gemacht, als mancher pro-

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[140/0142] ſcheinlich, weil er ſie nicht wahrnahm, bei allen vie- len Editionen dieſer Tabellen nicht verbeſſert hat, — ſondern weil die Dingerchen ſo huͤbſch leicht zu er- klaͤren ſind. Wer Mosheims Inſtitutionen und den Weismann hat, kann immer mit Seilers Ta- bellen fertig werden. Ich hatte aber noch nebenher Semlers ſelecta capita, ſeinen fruchtbaren Aus- zug und den Heinſius, in welchem letztern ich nicht wenig gutes fand, obgleich auch viel Aus- ſchuß. Herr Semler lieh mir ferner Baronii an- nales, mit den notis criticis des Pagi: allein das Zeug war mir zu weitlaͤuftig, und daher habe ich es nur ſelten gebraucht. Auch hier waren meine Zuhoͤrer mit mir zufrieden. Ich kam vom Herbſt bis zu Ende des Februars bis auf die ſo genannte Reformation. Meine Leſer muͤſſen doch hier meine Aufrichtig- keit merken: — ich muß doch auch dann und wann ſagen, daß etwas gutes an mir geweſen iſt! — Wollte ich prahlen, ſo koͤnnte ich hier oͤffentlich, wie auch damals in den Vorleſungen, mich ruͤhmen, daß ich die Quellen der Kirchengeſchichte — deren einige ich in der That aus der Semleriſchen Bibliothek auf meiner Stube hatte, ſelbſt benutzt haͤtte: aber wozu das? Ich war ſchon zufrieden, daß ich meine That- ſachen in andern ſyſtematiſchen Buͤchern vorfand, und da hab ichs ehrlicher gemacht, als mancher pro-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/142>, abgerufen am 13.05.2024.