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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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ein mächtiger Kritikus, besonders im Griechischen
bekannt. Seine Verdienste um den Sophokles und
andere Alten, sind unsterblich.

Zu den Zeiten der Jesuiten hatten diese Herren
das ganze katholische Studium in Strasburg unter
sich. Da mags denn auch hergegangen seyn, wie
an allen Orten, wo die Jesuiten den Meister gespielt
haben. Zu meiner Zeit hatte der Cardinal von
Rohan eine Art von Seminarium für Theologen
angelegt. Die übrigen katholischen Schulen waren
unter den Händen der Piaristen. Jetzo mags frei-
lich besser seyn, da Herr Eulogius Schneider
und Herr Dorsch in Strasburg auf der katholi-
schen Universität -- die freilich keine autoritatem
imperatoriam
hat, als gar helle Köpfe hervor-
stechen.

Zu den Zeiten der Jesuiten war [al]le Sonntage,
Nachmittags eine Kontroverspredigt in der Domkir-
che, oder dem sogenannten Münster. An diesen Pre-
digten nahm der Pöbel den wärmsten Antheil und
jubelte oft laut auf! Sie wurden von zwei Jesuiten
geführt, davon einer, der die römische Kirchenlehre
in Schutz nahm, auf der Kanzel; der andere aber,
der den Sachwalter der Protestanten spielte, unten
stand. Da wurde nun geschimpft und gespektakelt,
daß der Pöbel in einem fort lachte, und die armen
Protestanten immer den Kürzern zogen. Nach dem

ein maͤchtiger Kritikus, beſonders im Griechiſchen
bekannt. Seine Verdienſte um den Sophokles und
andere Alten, ſind unſterblich.

Zu den Zeiten der Jeſuiten hatten dieſe Herren
das ganze katholiſche Studium in Strasburg unter
ſich. Da mags denn auch hergegangen ſeyn, wie
an allen Orten, wo die Jeſuiten den Meiſter geſpielt
haben. Zu meiner Zeit hatte der Cardinal von
Rohan eine Art von Seminarium fuͤr Theologen
angelegt. Die uͤbrigen katholiſchen Schulen waren
unter den Haͤnden der Piariſten. Jetzo mags frei-
lich beſſer ſeyn, da Herr Eulogius Schneider
und Herr Dorſch in Strasburg auf der katholi-
ſchen Univerſitaͤt — die freilich keine autoritatem
imperatoriam
hat, als gar helle Koͤpfe hervor-
ſtechen.

Zu den Zeiten der Jeſuiten war [al]le Sonntage,
Nachmittags eine Kontroverspredigt in der Domkir-
che, oder dem ſogenannten Muͤnſter. An dieſen Pre-
digten nahm der Poͤbel den waͤrmſten Antheil und
jubelte oft laut auf! Sie wurden von zwei Jeſuiten
gefuͤhrt, davon einer, der die roͤmiſche Kirchenlehre
in Schutz nahm, auf der Kanzel; der andere aber,
der den Sachwalter der Proteſtanten ſpielte, unten
ſtand. Da wurde nun geſchimpft und geſpektakelt,
daß der Poͤbel in einem fort lachte, und die armen
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[41/0043] ein maͤchtiger Kritikus, beſonders im Griechiſchen bekannt. Seine Verdienſte um den Sophokles und andere Alten, ſind unſterblich. Zu den Zeiten der Jeſuiten hatten dieſe Herren das ganze katholiſche Studium in Strasburg unter ſich. Da mags denn auch hergegangen ſeyn, wie an allen Orten, wo die Jeſuiten den Meiſter geſpielt haben. Zu meiner Zeit hatte der Cardinal von Rohan eine Art von Seminarium fuͤr Theologen angelegt. Die uͤbrigen katholiſchen Schulen waren unter den Haͤnden der Piariſten. Jetzo mags frei- lich beſſer ſeyn, da Herr Eulogius Schneider und Herr Dorſch in Strasburg auf der katholi- ſchen Univerſitaͤt — die freilich keine autoritatem imperatoriam hat, als gar helle Koͤpfe hervor- ſtechen. Zu den Zeiten der Jeſuiten war alle Sonntage, Nachmittags eine Kontroverspredigt in der Domkir- che, oder dem ſogenannten Muͤnſter. An dieſen Pre- digten nahm der Poͤbel den waͤrmſten Antheil und jubelte oft laut auf! Sie wurden von zwei Jeſuiten gefuͤhrt, davon einer, der die roͤmiſche Kirchenlehre in Schutz nahm, auf der Kanzel; der andere aber, der den Sachwalter der Proteſtanten ſpielte, unten ſtand. Da wurde nun geſchimpft und geſpektakelt, daß der Poͤbel in einem fort lachte, und die armen Proteſtanten immer den Kuͤrzern zogen. Nach dem

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/43>, abgerufen am 28.04.2024.